Oberhausen. Sonnenwetter hat am Samstag für eine proppenvolle Centro-Promenade gesorgt. Biergärten bleiben beliebt - doch Wirte und Gäste vermissen etwas.
Kleingeld prasselt auf die Plastikunterlage am Kassenhäuschen. Knirpse jonglieren in ihren kleinen Händen mit Fahrchips. Kinderwagen parken nebeneinander auf dem Luise-Albertz-Platz - während aus den Musikboxen ein gemütliches „Sunshine Reggae“ in die Ohrmuscheln rieselt. „Da hat Petrus ja wirklich Wort gehalten“, meinen sie vor dem Fahrgeschäft „Grand Carousel“, das im Sonnenschein auf dem belebten Centro-Platz seine Runden dreht.
25 Grad haben die Wetterfrösche versprochen. Und die sind es in den späten Mittagsstunden auch mindestens, wenn die Centro-Gäste auf den Treppenstufen zum Kino an Trägern ihrer Shirts zuppeln und sich auf den voll belegten Sitzbänken vor dem Wasserspiel am Legoland Discovery Center eine Eistüte genehmigen. „Das gute Wetter muss man einfach ausnutzen“, meint Peter Frommer, der mit seiner Frau nach geschlagener Shopping-Schlacht die Sonnenbrillen-Saison eröffnet. „Die Wärme soll ja nicht lange bleiben.“
Centro Oberhausen: Riesenrad und Nostalgiekarussell drehen sich wieder
Außenplätze sind beliebt, selbst, wenn sie sich drehen. „Heute läuft es wirklich gut. Die Nachfrage ändert sich aber meist unabhängig vom Wetter. Da können wir kaum vorausplanen“, sagt Schaustellerin Erni Kipp an der Karussellkasse. Die Bonner Schausteller sind mit ihrem zentralen Standort zufrieden und wollen mit dem 14 Meter hohen Karussell (täglich 12 bis 19 Uhr, Einzelfahrt 3,50 Euro) und den nach historischen Vorlagen nachgebauten Gondel-Pferden bis zum Sonntag, 21. April, bleiben.
Ein Hingucker! Spaziergänger zücken häufig das Handy. Neben Familien sind auffällig viele Gruppen unterwegs: Geburtstagsfreunde, Jubilare, Junggesellenabschiede. Eine Herrengruppe hat gerade Karussellchips gekauft. Auf den einheitlich bedruckten Shirts steht: „Jürgen hat’s geschafft!“ Die Stimmung ist wie das Wetter: heiter!
Auch am 55 Meter hohen Riesenrad hängen wieder Gondeln. Direkt davor, am begrünten Ufer des Centro-Kanals, gehen die ersten Liebespaare auf Kuschelnähe. Kinder kreischen auf der Brücke, wenn die großen Goldfische an die Wasseroberfläche schwimmen. Die geschlossenen freistehenden ehemaligen Restaurants „Brauhaus Zeche Jacobi“ und „Pagoda“ wirken dagegen wie Fremdkörper.
Centro Oberhausen: Verlassene Gastronomie - Warten auf „Karls Erlebnisdorf“
Bauzäune versperren den Zugang zu den Gebäuden. Das „Betreten verboten“-Schild wurde schon an das aktuelle Westfield-Design angepasst. Putz bröckelt von den Wänden. „Eine Schande“, blickt eine Familie am Gitter auf den geschlossenen Centro-Park, wo noch keine Vorboten für die Ende 2025 geplante Freizeitanlage „Karls Erlebnisdorf“ zu sehen sind. Auch auf dem verbliebenen Steg des vor elf Jahren abgerissenen „Irish Pubs“ pflegen rastende Spaziergänger gedanklich etwas Nostalgie. „Ein Irish Pub fehlt hier einfach. Etwas mehr Programm täte der Promenade schon gut.“
Auf der 400 Meter langen Schlemmermeile hört man solche Wünsche häufiger. An der Beliebtheit der Lokale ändert dies an diesem warmen Sonnen-Tag aber nichts. Jungs mit Schirmmützen, ältere Ehepaare mit Übergangsjacken und Väter und Mütter mit Kindern und Einkaufstüten an den Händen suchen freie Tische und Sitzplätze. Das ist gar nicht so einfach.
Auch interessant
Immerhin: Die meisten Gastronomen haben ihre Außenplätze schon ausgepackt. Am „Louisiana“ ist direkt am Centro-Kanal nichts mehr frei. Auch die Plätze vor den Restaurants werden schon knapp. Nebenan bei „Big Chefs“ wollen sie ihre 100 Außensitzplätze um 50 weitere Sitzgelegenheiten erweitern. Die Wirte kennen die Sonnen-Dramaturgie. „Zuerst sind die Plätze am Wasser weg, dann vor dem Laden, wo wir das Dach bei schönem Wetter öffnen können - dann erst kommen die Leute ins Restaurant.“
Centro Oberhausen: Biergärten sind beliebt - Gäste vermissen Karaoke und Konzerte
Die Geschäftsleitung der Mischung aus Bar, Restaurant und Café weiß: „Die wichtigsten Monate für den Umsatz auf der Promenade sind April, Mai und Juni.“ Darum wollen sie das hauseigene Programm ausbauen. DJs auflegen lassen. Wenn Konzerte in der Arena unter der Woche später enden, möchten die Betreiber zumindest für Getränke das Lokal offen halten. Die Karte wird zudem auf Sommerspeisen wie mehr Salate umgestellt.
Doch nicht nur hier wünschen sich Wirte wie Gäste mehr vom Centro gesteuertes Programm und belebende Elemente für die Vergnügungsmeile. Früher lockten große Promenadenfeste, die sich vom Platz der Guten Hoffnung über die Centro-Promenade bis zum Luise-Albertz-Platz schlängelten. Selbst einfache Animationen wie eine Wasser-Lasershow oder Walking-Acts gibt es hier mittlerweile nicht mehr, bemängeln Besucher.
„Sportübertragungen in den Kneipen sind gut. Aber früher gab es hier Karaoke, kleine Konzerte und eine größerer Club-Szene als heute“, erinnert sich Marc Bolter, der zum Shoppen gekommen ist. Aktionen wie das am Wochenende stattfindende Nachhaltigkeitsfestival „Westfield Good Festival“ hätten sich stärker ins wetterunabhängigere Einkaufszentrum verlagert.
Immerhin: Aufgehäufte Sandberge vor der Bushaltestelle „Neue Mitte“ kündigen den anstehenden Event-Strand „Centro Beach“ an. Drei Promenaden-Lokale, das „König“, „Franziskaner“ und „Neon“, sind derzeit geschlossen und werden umgebaut - sollen aber laut der Betreiber in den kommenden Monaten wieder eröffnen.
- Centro: Zwei neue Shops - für einen wirbt Schweinsteiger
- Centro Oberhausen: Bekannter Primark-Konkurrent plant Großes
- Centro Oberhausen: Was passiert mit Deichmann und dm-Markt?
- Centro Oberhausen: Neues Mode-Geschäft öffnet die Türen
- Centro Oberhausen: Weltbekannter Mode-Riese eröffnet Shop
- Centro Oberhausen: House of Sweets ist da - weitere Neuheit
- Centro Oberhausen: „Coool“ eröffnet - das steckt dahinter