Oberhausen. Weiss-Grün Hoag feierte in der Stadthalle Oberhausen eine launige Sitzung. Doch welche Musik wollen Jecken wirklich hören? Das Ergebnis erstaunt.
Dass in der Stadthalle reichlich Musik steckt, darüber waren sich 650 Fans mit närrischer Seele am Samstag grün - oder besser: weiss-grün. Die Karnevalsgesellschaft Weiss-Grün Hoag legte einen Schwerpunkt ihrer mehrstündigen Gala-Prunksitzung auf Gesang und Schunkelmunition. Was dabei oft untergeht: Mit der Siggi-Prokein-Band bringen die Hoagianer noch eine vierköpfige Begleitkapelle auf die Bühne. Was früher Usus war, ist heute eine echte Seltenheit. Woanders erklingt der Tusch auf Knopfdruck vom Band. Hier ist Life wirklich live. Narr-Narr, Narr, ne Narr!
Mit der Besucherzahl kann die traditionsreiche Narrengruppe der ehemaligen Hüttenwerke leben. Der Innenraum schunkelte in der zu zwei Dritteln ausgelasteten Halle ordentlich verdichtet. Die Stadthallen-Balkone (manchmal humorvoll Gepäcknetze genannt) blieben aber leer.
Karneval Oberhausen: Bisher keine Gespräche über Gemeinschaftssitzung
Daher waren im Oberhausener Karneval zuletzt Gemeinschaftssitzungen ins Gespräch gekommen. Zwei Vereine legen ihre Sitzung zusammen, sparen dadurch Kosten für Miete und Programm und feiern stimmungsvoller vor einem größeren Publikum. Bei der AOK Weiß-Rot (zuletzt 340 Zuschauer im ausverkauften Ebertbad) gibt es solche Gedankenspiele. Auch der Name der Hoag ist als möglicher Sitzungspartner gefallen.
Gespräche hat es darüber aber noch nicht gegeben. Dem Vernehmen nach gibt es auf beiden Seiten auch Narren, die sich gegenüber einer solchen Idee skeptisch zeigen. Neben finanziellen Vorteilen müssten bei einer Gemeinschaftssitzung eigenständige Vereinsfeinheiten wie Tanzgarden und Aktivenshows untergebracht werden. Kurz: Es braucht Kompromissbereitschaft.
Die Zukunftsmusik spielte diesmal auf der Bühne sowieso noch keine Rolle. Die Hoag schaffte es, einen dauerklatschenden Elferrat samt großer Bühnenbesetzung aus befreundeten Karnevalsgesellschaften auf Trab zu bringen. Sozusagen lebendige Bühnen-Dekoration. Tusch!
Sitzungspräsident Detlef Peters hatte leichtes Spiel. Konnte mit Inga Peters eine Namensvetterin begrüßen, klärte schnell auf: „Wir sind nicht verwandt und nicht verschwägert.“ Hinter dem bürgerlichen Namen steckt Partysängerin Ina Colada. Die Bottroperin gehört zu den bekannten Ballermann-Sängerinnen („Wodka mit irgendwas“), tritt sonst neben Mickie Krause oder Mia Julia auf und brachte Malle-Lautstärke mit. Auch wenn auf der Partyinsel hohe Pegel nicht ungewöhnlich sind - hier war‘s zu laut. Es wurde nachgeregelt.
Karneval Oberhausen: Jubelspalier für Tanzgarden - Ina Colada im 20er-Jahre-Kostüm
Die Schlagersängerin erschien im 20er-Jahre-Kostüm - im vergangenen Jahr hatte sie im gleichen Kleidungsstil noch im Schloss Beck geheiratet. Die Hits waren aber aktuell: Es schallte „Anna-Marie“ aus der eigenen Schlagerfabrik. Aber auch „Prinzessin“, der angesagte Karnevalshit der Höhner.
Die Glaubensfrage im Revierkarneval stellte sie überraschend zur Abstimmung. „Was wollt ihr hören? Karnevalsmusik oder lieber Schlager?“ Während immer mehr Schlager-Hymnen den Applaus abräumen, blieb das Hoag-Publikum überraschend klassisch. Die Karnevalsmusik gewann beim Applaus-Test haushoch. „Wer wird denn aus Liebe weinen…“
Ansonsten legten die Hoag-Narren souverän den Fetenhebel um. Besonders die weiss-grünen Tanzgarden marschierten durch ein Jubelspalier. Die launige Aktivenshow mit nachgeahmten Stars aus dem Pop-Kosmos hatten die Jecken schon wenige Tage zuvor beim Empfang der schönsten Stadttöchter auf die Bühne gebracht. Ansonsten auf dem Narrenzettel: Bajaasch, Kommando 3 - übersetzt: viel rheinische Melodiekraft. Nur gut, wer ordentlich Kondition vorweisen konnte.
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