Oberhausen. Oberhausen Helau! Jörg I. heißt der neue Stadtprinz - zum zweiten Mal. Was bei seiner Kürung in der Stadthalle gut funktionierte und was nicht.
Endlich wieder Helau! Endlich wieder Karneval! 1100 Närrinnen und Narren konnten am Samstag in der ausverkauften Stadthalle von Oberhausen nicht irren. Nachdem der Hoppeditz schon am Abend vorher auf dem Friedensplatz erwacht war, startete die Session mit der Prinzenkürung erst so richtig durch. Wir haben die Tops und Flops eines fünfstündigen Abends gesammelt.
Wer ist der Karnevalsprinz?
Ein alter Bekannter übernimmt das Ruder. Jörg Becker von der Ehrengarde nahm das Zepter mit dem markanten Gasometer-Kopf in beide Hände. Zum tosenden Applaus konnte man schon etwas Rührung aus seinen Augen ablesen. Dabei kennt er das Gefühl bereits: Schon vor zwei Jahren wurde der Berufskraftfahrer, Diskjockey und Gelegenheitsmoderator gekürt - und durfte danach direkt wieder in die Regenten-Rente. Der Grund: Die Corona-Pandemie knockte die Session aus. Becker hatte dadurch kaum Termine - und darf deshalb noch einmal ran. Das Motto lautet folgerichtig: „Weil es noch nicht alles war, mach ich es zum zweiten Mal!“
Wie lautet seine Proklamation?
Karnevalsprinzen regieren, also dürfen sie bestimmen - zumindest theoretisch. Neben den Paginnen Nicole Zaksek und Christina Feldhaus stehen Minister Oliver Stietzel und Hofmarschall Sebastian Wülfing an seiner Seite. Letztere verlasen die Proklamation. Die Forderungen: Das Karnevalsmuseum zieht in den Gasometer um. Der Aquapark wird zum Wellnesstempel für Karnevalisten. Das Prinzenteam wird Oberschiedsrichter bei RWO-Spielen. Und: Verkleidete Jecken dürfen gratis mit Bus und Bahn fahren.
Was kam besonders gut an?
Der Gemeinschaftstanz der Oberhausener Tanzgarden läuft im Narrenkosmos außer Konkurrenz. In der Stadt sind hunderte Jugendliche und Kinder im Hobby organisiert. Es gibt 14 Seniorengarden, 15 Juniorengarden, sieben Tanzmariechen, dazu Fahnenschwenker und weitere Gruppen. Das Ergebnis: ein buntes Bühnenbild über das komplette Parkett mit gemeinschaftlichen Tanzschritten. Spitzenklasse!
Dass es tänzerisch auch anders geht, zeigte die Gentleman-Abteilung der Fauth Dance Company aus Viersen. Eine tänzerische Boyband? Da ließen sich einige Närrinnen ein Kreischen entlocken. Qualitativ liegt die Truppe deutlich im oberen Tabellenfeld.
Ebenfalls gut gelaunt: die aus TV-Sitzungen bekannten Funky Marys aus Köln. Mit kölschen Hits traf die fünfköpfige Karnevals-Girlband als „Mädche vum Rhing“ zum Finale den Geschmack der Schunkler.
Was war die größte Pleite?
Löcher im Programm sind bei Karnevalssitzungen immer schlecht. Erst recht, wenn diese ganz am Anfang klaffen. Direkt nach dem offiziellen Teil mussten die als Clowns mit Jörg-Krawatten verkleideten Moderatoren Thomas Pralle und Detlef Peters unfreiwillig in den Überbrückungsmodus schalten. Der nächste Programmpunkt ließ auf sich warten. Die Folge: Karnevalsmusik vom Band statt flotter Bühnen-Dramaturgie. Besucher verließen den Saal, Unruhe kam auf. Keine guten Voraussetzung für den folgenden Bauchredner Klaus & Willi, der später aber noch Gehör fand.
Welche Überraschung gab es?
Die Prinzengarde der Ehrengarde flog mit beliebten Pop- und modernen Karnevalshits thematisch zu den Sternen. Ein Tanz zum Abheben! Partyschlagersänger Joel Gutje rührte Genre-Fremdes zusammen. Dessen bebender Beat und Songs, wie der aufgemöbelte Nino de Angelo-Klassiker „Flieger“, liefen etwas schleppend an. Am Ende stand aber der Saal und tanzte flott den Discofox.
Was bleibt in Erinnerungen?
Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) erhielt den ersten Prinzenorden der Session und zitierte Alt-Oberbürgermeister Friedhelm van den Mond (SPD): „Wer feste arbeitet, kann auch feste feiern.“ Zugleich warb er für gesellschaftliche Toleranz. Rassismus und Antisemitismus dürften keinen Platz finden.
Außerdem: Auch der aktuelle Stadtprinz singt - und das gar nicht mal schlecht. Marcel Habendorf hat seine Feuertaufe als neuer Hauptausschuss-Präsident und Zeremonienchef der Kürung souverän gemeistert. Und wurde vom Prinzen geadelt: „Ich habe sogar einen Kölner Dialekt herausgehört.“
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