Oberhausen. Die Oberhausener Karnevalsszene bewegt sich: Lösen Partys bekannte Sitzungen ab? Die Zomkhosi-Narren testeten eine Variante in Schmachtendorf.
Die Tische sind aussortiert. Die Stühle zur Seite geschafft. Wenige Meter vor der Bühne klafft am Samstagabend in der Mensa der Heinrich-Böll-Gesamtschule eine große Lücke. Doch die Veranstaltungsarchitekten der II. Karnevalsgesellschaft Zomkhosi wollen in Schmachtendorf keine Distanz zum Publikum schaffen. Im Gegenteil: Die Narren in den grünen Jacken bitten zum neuen Feierformat. Auf den Plakaten steht „Karnevalsrausch“ - und nicht Prunksitzung.
Zomkhosi feiert eine Karnevalsparty und benennt diese auch so. Warum der Bühnenrand nicht bebaut wurde, erkennen die Jecken schnell. Als die Stimmungsband Querfeldbeat (nicht zu verwechseln mit der Bonner Brasspop-Band Querbeat) übernimmt, füllt sich das närrische Vakuum im Handumdrehen. Tanzfläche statt Sitzungsareal.
Karneval Oberhausen: Tanzfläche statt Tische - samt langer Partymusik
Haben die Narren keine Lust mehr auf traditionelle Programme? Wird der Karneval zum Fetenreigen wie bei einer Mallorca-Party? „Das glaube ich nicht“, sagt der Zomkhosi-Vorsitzende Christian Bräunlich. „Es gibt in Oberhausen auch ein Publikum für klassische Prunksitzungen. Zugleich muss der Karneval aber mit der Zeit gehen. Wir müssen uns die Frage stellen: Was gefällt den Leuten momentan?“
Grün-lila Luftballons schmücken die Wände. Bei Prunksitzungen sitzt der Elferrat auf der Bühne. Beim „Karnevalsrausch“ rahmen die Aktiven der Gastgeber die Tanzflächen in Buchten mit Stehtischen. Die Stimmung ist ausgelassen. Sie tanzen zu Nenas „99 Luftballons“ (Pop-Musik) und zum „Kölschen Jung“ von Brings (Karnevalsmusik). Nach Querfeldbeat folgt die Karnevalsband Dröpkes. Eine Helau-Schleife!
DJ XDream legt wiederum moderne Tanzmusik auf. Ein Wechselspiel der Elemente - mit ordentlich Ausdauer. Die Tanzenden sind jedenfalls bester Dinge: „Das ist hier einmal etwas anderes. Karneval sollte vielfältig sein - und für jeden Geschmack etwas anbieten“, findet eine Narrengruppe. Bräunlich: „Wir wollen bis um 3 Uhr morgens durchhalten.“
Dass auch ein „Karnevalsrausch“ nicht ohne Helau auskommt, beweist der Prolog. Stadtprinz Jörg I. (Becker) bringt seine große Tanzgarde mit und greift selbst zum Gesangsmikrofon. Zum von der Tollität gesungenen „Auf Wiedersehen...“ wedelt das Publikum mit Taschentüchern. Später tritt die große Tanzgarde der 1. KG Königshardt souverän vor das Publikum. Es sind quasi die Vortänzerinnen für die spätere Party. 250 Eintrittskarten hatten die Gastgeber vorab verkauft.
Karneval Oberhausen: Zomkhosi stellt Antrag für eigenen Stadtprinzen
Dass Zomkhosi (rund 150 Mitglieder, Tendenz steigend) in diesem Jahr die Karnevalsparty und keine Sitzung feierte, hat noch einen anderen Grund. „Es war sehr schwierig, eine geeignete Lokalität zu finden.“
Ursprünglich wollte Zomkhosi in der erst vor wenigen Tagen fertiggestellten Turnhalle der Alsfeldschule feiern. Doch die laufenden Bauarbeiten gestalteten eine verlässliche Planung schwierig. Im kommenden Jahr soll alles einfacher werden. „Wir wollen den Karnevalsrausch dann zusätzlich zu unserer Sitzung feiern. Beide Formate haben ihre Berechtigung.“
Ein Gesprächsthema in der Mensa: Die II. KG Zomkhosi bereitet sich auf ihr erstes närrisches Jubiläum vor - nämlich 1 x 11 Jahre. Die junge Gesellschaft hat sich deshalb für die Session 2025/2026 beworben, den Prinzen von Groß-Oberhausen zu stellen. Über den Antrag wird im März abgestimmt.
Dem Vernehmen nach soll es keine Gegenkandidaten geben. Namen für das Prinzenteam? Noch geheim. Beim Verein heißt es: „Kein Kommentar!“ Über eine Kooperative von bekannten Karnevalisten aus dem Oberhausener Norden wird nebulös spekuliert. Auflösung? Im Frühjahr.