Oberhausen. 2023 ist einiges passiert, das die Menschen in Oberhausen schockiert hat. Es gab aber auch Geschichten, die Mut machen. Wir blicken zurück.
Das Jahr 2023 war wieder einmal kein Leichtes. Viele Krisen haben dieses Jahr geprägt: der anhaltende Krieg in der Ukraine, explodierende Kosten, das Corona-Virus, der Krieg im Nahen Osten, Hochwasser, Unwetter, Erdbeben und Waldbrände. Hinzu kamen persönliche Schicksale, die teils zum Nachdenken gebracht, teils aber auch Mut gemacht haben. Wir blicken zurück auf die Menschen in Oberhausen, deren Geschichten unsere Leserinnen und Leser dieses Jahr besonders bewegt haben.
Das „Weihnachtswunder“ tritt die Heimreise an
Eine der ersten guten Nachrichten des Jahres nahm ihren Anfang eigentlich schon im Jahr zuvor: Das Oberhausener Weihnachtswunder verließ Anfang Februar das Evangelische Krankenhaus (EKO). Dort freute sich Familie Mkana aus Bottrop am Ersten Weihnachtstag über die Geburt von Drillingen. Erst mussten die Geschwister – zwei Mädchen und ein Junge – einige Zeit auf der Kinderintensiv- und der Frühchenstation bleiben. Im Februar berichtete Vater Hussein Mkana dann aber: „Den Kindern geht’s super.“ Auch für das erfahrene Krankenhauspersonal blieb die Geburt in Erinnerung. „Als Twin Clinic sind wir auf Mehrlingsgeburten spezialisiert. Trotzdem ist die Betreuung von Drillingen auch für uns immer etwas Besonderes“, sagte Dr. Hassan Issa, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche. „Und bei diesem besonderen Geburtsdatum bleiben die drei erst recht in Erinnerung.“ Hier lesen Sie die ganze Geschichte: Drillinge: Oberhausener „Weihnachtswunder“ verlässt Klinik
Ein Tiefschlag für den Oberhausener Schäfer
Wenige Wochen später erreichte Tobias Thimm wohl den Tiefpunkt in seiner Laufbahn als Schäfer in Oberhausen: Am 28. Februar fand er morgens acht gerissene Schafe auf der Weide, weitere im Laufe des Tages. Sogar vor den ungeborenen Lämmern hatten die Angreifer nicht Halt gemacht. „Für mich ist das mental sehr schwer“, sagte der Schäfer damals tief betroffen. „Und für meinen Betrieb ist es ein Tiefschlag.“ Die traurige Bilanz: 37 Muttertiere, Schafe und Ziegen, sind durch den Angriff gestorben, 13 Lämmer kamen tot zur Welt, weil das Erlebte die Muttertiere zu stark unter Stress gesetzt hatte. Ein DNA-Nachweis bestätigte Tobias Thimms Verdacht: Es waren Wölfe, die seiner Herde und ihm so heftig zugesetzt hatten. Zwischendurch dachte Oberhausens Schäfer sogar ans Aufhören. Wie es für Tobias Thimm und seine Tiere weiterging und wie der ehemalige Sachverständige im Bauwesen überhaupt zur Schäferei gekommen ist, obwohl er eigentlich mit Rindern arbeiten wollte, lesen Sie hier: Nach Wolfsangriff: Oberhausener Schäfer dachte ans Aufhören.
Vom zweifachen Ankommen einer afghanischen Familie in Oberhausen
Diese Geschichte bewegte die Oberhausenerinnen und Oberhausener bereits im Jahr 2021 und sorgte für Empörung: Familie Habibi aus Afghanistan – ein alleinerziehender Vater und seine vier Kinder – waren mitten in der Nacht aus der Flüchtlingsunterkunft geholt und nach Kroatien abgeschoben worden. Dort hatten sie – damals noch gemeinsam mit der Mutter, die aber in Kroatien starb – erstmals EU-Boden betreten. Einen Asylantrag mussten sie gemäß Dublin-Abkommen also dort stellen. Aus den Reihen der Politik gab es an dem Vorgehen immense Kritik. Zudem war der Fall rechtlich kompliziert. Denn die Dublin-Überstellungen wurden während der Corona-Pandemie vorübergehend ausgesetzt und damit verschoben sich die Fristen.
Familie Habibi gab die Hoffnung auf eine Rückkehr nicht auf. Die Kinder vermissten ihre Freunde in der Kita und in der Schule. Sie hatten in Deutschland bereits eine neue Heimat gefunden. Und dann nahm ihre Geschichte tatsächlich eine positive Wendung: Die Habibis kehrten nach Oberhausen zurück – und erhielten die Flüchtlingseigenschaft. Das heißt, sie dürfen in Deutschland bleiben. „Ich war total aufgeregt und glücklich“, erinnerte sich die damals zwölfjährige Toba. Wie die Habibis ihre Flucht, die Abschiebung und ihr erneutes Ankommen in Oberhausen erlebt haben, erfahren Sie hier: Erst abgeschoben – nun darf afghanische Familie doch bleiben
Die Fronleichnamskirmes überschattet ein tragischer Unfall
Mitte des Jahres sollte mit der Fronleichnamskirmes dann eigentlich vergnügliche Heiterkeit in Oberhausen-Sterkrade herrschen. Das alljährliche Spektakel wurde aber von einem tragischen Unfall überschattet: Der Sohn einer Schaustellerfamilie verunglückte tödlich, als er im Break Dance die Fahrchips einsammeln wollte. Das Fahrgeschäft setzte sich in Bewegung und schleuderte den 17-Jährigen vom Drehteller. Der junge Mann verletzte sich so stark, dass er noch am Unfallort starb. Sein Schicksal und das seiner Familie hat viele Menschen in und um Oberhausen bewegt.
Ein Vater wirft seine dreijährige Tochter in den Rhein-Herne-Kanal
Im Herbst schockierte ein weiterer tragischer Todesfall die Menschen in Oberhausen. Im Oktober bargen Taucher die Leiche eines dreijährigen Mädchens im Rhein-Herne-Kanal. Der Vater, ein 40-jähriger Dinslakener, hatte der Polizei die Stelle gezeigt und erklärt, dass seine Tochter ums Leben gekommen sei. Er habe ihre Leiche mit Gewichten beschwert im Rhein-Herne-Kanal in der Nähe des Oberhausener Kaisergartens versenkt. Der Mann soll seine Tochter mehrere Tage in den Keller gesperrt haben, wo sie an erbrochenem Speisebrei erstickte. Wenige Tage später teilte die Polizei mit, dass nun auch die Mutter des Mädchens unter dringendem Verdacht stand, gemeinschaftlich mit ihrem Mann das Kind vorsätzlich schwer misshandelt und am Ende getötet zu haben. Ebenfalls ins Visier der Staatsanwaltschaft Duisburg gerieten Beschäftigte des städtischen Jugendamtes in Dinslaken. Das traurige Schicksal des kleinen Mädchens hat auch in Oberhausen viele Menschen erschüttert.
Zur Darmspiegelung überredet – zum Glück
Beenden wollen wir das Jahr mit zwei Geschichten, die Hoffnung schenken. Für Dieter Kalthoff nahm das Jahr im Sommer eine unerwartete Wendung: Ärzte stellten bei einer Vorsorgeuntersuchung Darmkrebs im dritten Stadium fest. Die Nachricht traf den 67-Jährigen, der sich eigentlich gesund fühlte, mit voller Wucht. „Da bin ich erstmal in ein tiefes schwarzes Loch gefallen“, erzählte er im November rückblickend. Zum Glück ging nach der Diagnose alles ganz schnell. Er kam ins Darmkrebszentrum am Ameos Klinikum St. Clemens in Oberhausen-Sterkrade und wurde nur wenige Tage später operiert. Von der Operation hat er sich gut erholt und ist heute froh, dass er die Darmspiegelung, für die er damals keine Notwendigkeit sah, doch hat machen lassen. Hier lesen Sie die Geschichte von Dieter Kalthoffs Genesung: Plötzlich Darmkrebs: „Das hat mich vom Sockel gehauen“.
Auch unsere Kollegin Barbara Hoynacki hat am eigenen Leib erfahren, wie wichtig es ist, unliebsame Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Sie wusste: Eine Darmspiegelung kann Leben retten. „Trotzdem dachte ich leichtsinnigerweise: Klar, das der anderen, aber meines doch nicht. Ich hatte nichts. Jedenfalls spürte ich nichts“, schreibt sie in ihrem Artikel. Auf Drängen ihrer Ärztin machte sie dann doch einen Termin aus – den sie fast wieder verschoben hätte, wenn ihr Sohn nicht gesagt hätte: „Mama, das machst du jetzt!“ Zum Glück. Der Arzt fand einen Tumor in ihrem Darm. Das war knapp. Der Arzt sagte sogar: „Es war später als fünf vor zwölf!“ Im Jahr 2024 steht für Barbara Hoynacki die Kontrolluntersuchung an. Für sie ist klar: „Diesen Termin werde ich garantiert nicht verschieben.“