Mülheim. Vor der Webcam im Turm der Mülheimer Petrikirche sind Falkenbabys geschlüpft. Sie haben viele Fans, doch sie werden nicht lange bleiben.
Ihr Kinderzimmer hat einen steinigen Boden und nackte Wände, ein Drahtgitter schützt den Eingang neben der großen Turmuhr. Zwischendurch wird es gewaltig laut, denn in der Nähe hängen die Glocken der Mülheimer Petrikirche. Sechs junge Turmfalken sind hier vor wenigen Tagen geschlüpft, sechs flauschige weiße Küken, die dicht beieinander liegen und warten, dass die nächste Essenslieferung eintrifft.
Beoachten kann man den Falkenhorst rund um die Uhr live per Webcam, und viele Menschen in Mülheim haben Freude daran. Zwei Kameras - Falkencam 1 und 2 - sind installiert, über die man den Anflug von Falkenmutter „Gerda“ mit frischer Beute und das Geschehen in der Kinderstube in Echtzeit sehen kann. Vor einigen Wochen wechselte sich das Falkenpaar noch beim Brüten ab.
Sechs kuschelige Falkenküken im Turm der Mülheimer Petrikirche
Das erste Küken sei schon vor gut einer Woche geschlüpft, berichtet Harald Helming-Arnold, Küster der Petrikirche. Die anderen fünf befreiten sich in den folgenden Tagen aus ihren Eierschalen, eines nach dem anderen. Helming-Arnold und Mausefallen-Wirt Hendrik Peek haben Anfang 2021, in der Coronazeit, die Webcams installiert. Nach Beobachtung des Küsters sind schon 2016 die ersten Falken wieder im Kirchturm eingezogen, nachdem er einige Jahre zuvor einen Stein entfernt hatte, der das Einflugloch versperrte.
„Gerda“ und „Lutz“ wurde das beliebte Mülheimer Turmfalkenpaar getauft. „Lutz“ sei im vergangenen Jahr nicht wiedergekommen, möglicherweise „nach einem Luftkampf“, vermutet der Küster. In diesem Jahr sei offenbar ein neues Männchen mit eingezogen. Ob Weibchen „Gerda“ immer noch das Original ist oder inzwischen eine andere Falkenfrau ihre Eier gelegt hat, könne er nicht sagen.
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Wenn sie flügge sind, suchen sie sich eigene Reviere
Die frisch geschlüpften Küken werden nun drei bis vier Wochen lang gefüttert, bevorzugt mit Mäusen, gelegentlich auch mit kleinen Vögeln. Danach postiert sich die Mutter außerhalb des Falkenhorstes, beispielsweise auf einem gegenüberliegenden Dach, um die Jungen zum Fliegen zu animieren. Sie essen dann quasi auswärts, „man hört und sieht sie dann überall rund um den Kirchturm“, berichtet Harald Helming-Arnold. „Wenn sie flügge und selbstständig sind, suchen sie sich eigene Reviere.“
Das Nest ist dann den Herbst und Winter über leer, Turmfalken-TV hat Sendepause, bis zum nächsten Frühjahr. Zwischendurch räumen die Menschen den Horst etwas auf, streuen frische Hobelspäne aus und hoffen, dass wieder ein Falkenpaar einzieht. Die Zeit, in der man die niedlichen Küken beobachten kann, ist also kurz und kostbar.
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