Mülheim. An Büchern, Fotos, Dokumenten nagt der Zahn der Zeit. Der Mülheimer Matthias Kuhlenkötter arbeitet gegen den Verfall. Ein Blick über die Schulter.

Es ist eine Arbeit, die niemals aufhört. Denn an allem nagt ständig der Zahn der Zeit: Licht, Luft, Feuchtigkeit, Mäuse. Wertvolle Bücher, historische Dokumente, Fotos muss der Restaurator Matthias Kuhlenkötter im Mülheimer Stadtarchiv ständig einem wachsamen Blick unterziehen. Und sein Können beweisen: „Mich fasziniert an meinem Beruf, die abwechslungsreiche Tätigkeit und die Mischung aus Wissenschaft und Handwerk“, sagt der Herr über die Zeit.

Wir treffen Matthias Kuhlenkötter an seinem Arbeitsplatz in der Restaurationswerkstatt des Stadtarchivs an der Von-Graefe-Straße. Dort erläutert er an diesem Sonn-Tag der offenen Tür seine Arbeit den Menschen, die, wie er findet: „kluge und interessante Fragen stellen“.

Mit einem Schülerpraktikum fing alles an

Als Restaurator des Stadtarchivs hat er im November 2023 die Nachfolge seiner in den Ruhestand gegangenen Kolleginnen Martina Erm angetreten. Mit einem Schülerpraktikum in der Restaurationswerkstatt eines Museums fing bei Kuhlenkötter alles an.

An allem nagt der Zahn der Zeit: Kuhlenkötter kontert den Verfall mit Handwerk und Wissenschaft.
An allem nagt der Zahn der Zeit: Kuhlenkötter kontert den Verfall mit Handwerk und Wissenschaft. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Nach dem Abitur machte er eine Buchbinderlehre und studierte anschließend an der Technischen Hochschule Köln die Papierrestauration. Bevor der gebürtige Münsteraner im vergangenen November in die Ruhrstadt kam, hatte er in Nordrhein-Westfalen, aber auch in der Schweiz und in Schleswig-Holstein in Archiven und Beratungsstellen für Restaurationsfragen gearbeitet.

Millimeter große Papierfische nagen an Dokumenten

Die aus allen Generationen kommenden Zeitreisenden finden in Kuhlenkötters Reich spannende Zeitdokumente, eine alte Mülheimer Zeitung ebenso wie einen an seinen Rändern angebrannten Bebauungsplan, der den großen Luftangriff im Juni 1943 überstanden hat, zwei dicke, in Leder und Holz gebundene liturgische Bücher aus dem 17. Jahrhundert sowie Urkunden aus dem 15. Jahrhundert.

Tipps, wie man wertvolle Unterlagen schützen kann, verriet Restaurator Kuhlenkötter seinen Gästen.
Tipps, wie man wertvolle Unterlagen schützen kann, verriet Restaurator Kuhlenkötter seinen Gästen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Zwei Kinder, die mit ihrer Mutter an der Führung teilnehmen, finden vor allem eine kleine präparierte Maus spannend, die Kuhlenkötter aus Anschaulichkeitsgründen auf ein altes Buch gelegt hat, dessen Seiten die Anzeichen des Mäusefraßes zeigen.

„Nicht nur Mäuse, sondern auch 15 Millimeter große Papierfische sowie Feuchtigkeit, Licht und Säure können historischen Dokumenten zusetzen“, berichtet Kuhlenkötter.

Tipps für die Aufbewahrung: ein dunkler Ort, 50 Prozent Luftfeuchte, maximal 18 Grad

Er stellt seinen Besuchern zum Beispiel säurefreies Kartonpapier vor, das nur aus alterungsbeständiger Zellulose besteht. In Kartons aus solch beständigem Material überstehen Urkunden, Bücher, Zeitungen, Pläne, Fotos und vieles mehr, was zu unserem kulturellen Gedächtnis gehört, im Stadtarchiv die Zeiten.

Mit Blick auf eine alte Mülheimer Zeitung, deren zerfallende Seiten Kuhlenkötter in alterungsbeständige Japanseide einbettet und sie so vor der Zerstörung rettet, möchte eine Dame wissen: „Was kann ich machen, wenn ich eine Zeitung für 20 Jahre sicher aufbewahren möchte. „Es ist schon viel gewonnen, wenn Sie die Zeitung auseinanderfalten, nicht unnötig knicken und sie in einer Mappe an einem dunklen Ort aufbewahren, an dem die Luftfeuchtigkeit nicht höher als 50 Prozent und die Raumtemperatur nicht höher als 18 Grad sind“, erklärt Kuhlenkötter.

Mit kleinen Latexschwämmchen gegen die Zerstörung

Wenn es ums Ganze geht und historische Dokumente vor der Zerstörung bewahrt werden sollen, rückt ihnen Kuhlenkötter auch mit kleinen Latexschwämmchen, Wasserbädern, Spezialklebern oder mit einer Entlüftungsanlage zu Leibe, die ihnen den durch Feuchtigkeit entstandenen und sie zersetzenden Schimmel entzieht.

„Die Begleitstoffe des Holzschliffes, mit dem man seit 1840 massenhaft Papier herstellen konnte und wollte, machen uns heute die meiste Arbeit, da diese Begleitstoffe die Dokumente auf lange Sicht angreifen. Erst seit der 1980er Jahren ist das Papier deutlich besser und säurefreier geworden“, erklärt Kuhlenkötter.

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