Mülheim. Neben dem Terrassenhaus-Schandfleck an Mülheims Kassenberg wird gebaut. Die Arbeiten wurden nun aber durch einen mysteriösen Fund ausgebremst.

Bei den Vorbereitungen für ein weiteres Terrassenhaus am Mülheimer Kassenberg ist ein Bautrupp auf einen geheimnisvollen Stollen gestoßen. Es wird aber wohl auf ewig ein Rätsel bleiben, wem dieser in den Berg hinein gebaute Stollen einst diente.

Ein Augenzeuge hatte vor etwa sechs Wochen beobachtet, dass die vorbereitenden Erdarbeiten auf dem Grundstück Kassenberg 61, neben der seit Jahren als Schandfleck ruhenden Baustelle mit halb fertiggestelltem Terrassenhaus, eingestellt worden waren. Der Beobachter erkannte bei näherem Hinsehen am südlichen Rand der Baustelle, dass ein großer Hohlraum mit Stahltür freigelegt war. Zu sehen ist auf Bildern auch der Eingang zu einem gemauerten Gang oder Stollen.

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Terrassenhaus-Bau in Mülheim: Viel Beton in entdeckten Stollen gepumpt

„Die Erdarbeiten wurden gestoppt, der Bagger abgezogen, der Bereich eingezäunt“, so der Bürger aus Saarn. Ein Baucontainer und eine starke Pumpe seien auf die Baustelle gesetzt worden, über den Kassenberg war ein Trägerwerk für eine Wasserleitung zur Baustelle errichtet worden. Betontransporter fuhren vor und pumpten Beton in die Hohlräume.

Das Bild eines Mülheimer Bürgers zeigt die Öffnung des Stollens, der am Kassenberg bei Bauarbeiten freigelegt worden war.
Das Bild eines Mülheimer Bürgers zeigt die Öffnung des Stollens, der am Kassenberg bei Bauarbeiten freigelegt worden war. © BB

Der Bauaufsicht angezeigt hatte der Bauherr diesen Fund nicht, erst auf Nachfrage der Redaktion sei sein Amt darauf aufmerksam geworden, so Behördenleiter Axel Booß. Seine Baukontrolleure hätten die Baustelle am Donnerstag der Vorwoche kurzerhand stillgelegt, aber tags drauf schon wieder freigegeben.

Geheimnis um Mülheimer Stollen: Keine bodendenkmalrechtliche Untersuchung mehr

Weil mittlerweile 90 Prozent des aufgespürten Hohlraums mit Beton verfüllt seien, mache eine bodendenkmalrechtliche Untersuchung nach Rücksprache mit dem zuständigen Rheinischen Amt für Denkmalpflege keinen Sinn mehr, so Booß. Dem Bauherrn will der Amtsleiter keinen Vorwurf machen, den Hohlraum nicht gemeldet zu haben. Es sei für ihn schwerlich zu erkennen gewesen, dass womöglich eine Begutachtung der Bodendenkmalpflege angebracht hätte sein können. Aus statischen Gründen sei eine schnelle Entscheidung zum Verfüllen des Hohlraumes nötig gewesen.

Der baubegleitende Architekt hat laut Booß zu Protokoll gegeben, dass sich der Stollen etwa 20 Meter in den Berg hinein zu einem Raum erstreckt habe, bevor er verfüllt worden ist. Ein Stollen, der einst Schloß Broich diente? Oder hat der Steinbruch Rauen damit zu tun? Der Architekt habe noch die Vermutung geäußert, der Stollen könnte einer früheren Schnapsbrennerei als Kühlkeller gedient haben, so Booß.

An Mülheims Kassenberg soll es betreutes Wohnen für 30 Menschen geben

All dies bleibt, weil der Landschaftsverband Rheinland mit seiner Oberen Denkmalbehörde wegen der fortgeschrittenen Verfüllung des Hohlraumes nicht mehr ausgerückt ist, wohl reine Spekulation. Klar ist: Der Investor, nach Informationen dieser Redaktion ein in Bottrop praktizierender Mediziner, kann sein Bauvorhaben nun weiter vorantreiben. Entstehen soll in Hanglage ein Terrassenhaus mit 30 Plätzen für betreutes Wohnen. Separiert davon wird es eine Wohnung im Dachgeschoss mit Weitblick aufs Ruhrtal geben.

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