Mülheim. Ein „Markt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen“ findet am 3. Februar in der Stadthalle statt. Thema ist die Ruhr. Es gibt viel dazu zu sagen.
Die Ruhr ist der Lieblingsort der Mülheimerinnen und Mülheimer. Sie steht im Mittelpunkt eines einzigartigen „Marktes für nützliches Wissen und Nicht-Wissen“ am Samstag, 3. Februar, um 18 Uhr in der Stadthalle. 90 Fachleute vieler Fachrichtungen stehen allen Interessierten für Gespräche zur Verfügung. Das Projekt der Mobilen Akademie Berlin hat seit 2004 schon 34 Mal stattgefunden – in dreizehn Ländern. Das Konzept wird jeweils heruntergebrochen auf lokale Themen, nun erstmals auch in einer Stadt in NRW. „Uns war schnell klar, dass es in Mülheim um die Ruhr gehen sollte“, sagen die Kuratoren Anna Bründl und Jonas Leifert, die hier vor Ort das außergewöhnliche Event vorbereitet und die Experten gesucht und gefunden haben.
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„Fluss ohne Ufer“ ist die Mülheimer Ausgabe des Wissensmarktes überschrieben. Vom Wasserforscher über den Medizinhistoriker, die Museumspädagogin, den Sportbootführer und die Theaterschriftstellerin bis zum Taucher der Mülheimer Feuerwehr reicht das Spektrum der Fachleute, die zur Verfügung stehen. In 190 Einzelgesprächen können interessierte Mülheimerinnen und Müheimer diese löchern, sie müssen nur zur Stadthalle kommen und sich vor Ort an einem Check-in-Schalter für eine oder mehrere der 30-minütigen Unterredungen eintragen lassen (Kosten pro Gespräch: ein symbolischer Euro). Jeder Wissensvermittler bietet zwei Gesprächs-Slots an. Manches Angebot wird sicher schnell belegt sein, aber auch wer später als 18 Uhr vorbeischaut, kann sicher noch einen Konversationspartner finden, mit dem er sich über ein interessantes Thema austauschen kann.
Wissensmarkt beleuchtet viele Facetten der Ruhr in Mülheim
Die Themenangebote finden sich in einem großen Faltblatt, das an vielen Orten in der Stadt ausliegt, unter anderem in der vier.zentrale an der Leineweberstraße 15-17. Die dort ansässige Theaterallianz vier.ruhr hat das Projekt (erfunden von Hannah Hurtzig) nach Mülheim geholt, „weil der Markt alle Bürgerinnen und Bürger der Stadtgesellschaft dazu einlädt, einen gemeinsamen Lebensraum im Gespräch zu untersuchen“, meint Dramaturg Sebastian Brohn. Dass man beim ersten Blick auf den Riesen-Flyer erschlagen ist, ist gewollt. Deutlich werden soll nämlich, wie viele verschiedene Aspekte zum Thema Ruhr es gibt, und „wie viel Expertise dazu im Ruhrgebiet vorhanden ist“, so Anna Bründl.
Die angebotenen Konversationsthemen lassen sich in Wissensbereiche einordnen: von Abwasser, über Biodiversität, Heilung, Katastrophe, Landschaft, Literatur, Logistik oder Philosophie bis hin zu Trinkwasser und Wahrnehmung. Auch praktische Übungen bieten manche Experten an, so lädt beispielweise Miriam Schmalhaus vom Aquarius Wassermuseum zu Filterproben von Ruhrwasser ein. Sie wird auch über das weltweit bekannte „Mülheimer Verfahren“ berichten, bei dem aus trübem Flusswasser ohne Chlorzusatz sauberes Trinkwasser wird. „Wie viel Wasser braucht man eigentlich für die Produktion eines Cheeseburgers?“, lautet dagegen eine ganz andere Frage, die sie mit Interessierten besprechen möchte.
Mülheimer Rettungstaucher berichtet über seine Einsätze an der Ruhr
Björn Roller von der Taucherstaffel der Mülheimer Feuerwehr hat auf ganz andere Weise mit der Ruhr zu tun. Er bildet neue Rettungstaucher aus und ist selber schon oft im Einsatz am und im Fluss gewesen. Um Menschen oder Tiere zu retten. „Es kommt vor, dass Kanus kentern oder Radfahrer vom Leinpfad in die Ruhr fallen. Tiere verheddern sich in Angelschnüren, Rinder bleiben mitten im Fluss stehen, Hunde sind ins Wasser gefallen und finden an der Kaimauer keinen Halt. In all diesen Fällen kommen wir raus“, berichtet er. Häufig ist der Anlass aber auch ein tragischer, die Taucher müssen nach Menschen suchen, die Suizid begangen haben.
Alle Gesprächsangebote zu nennen, ist hier schier unmöglich: Man kann sich etwa mit Apothekerin Katharina El Fezazi über „Wasser als Heilmittel“ unterhalten, mit der Künstlerin Alina Schmuch über fotografische Darstellungen aus dem Archiv der Emschergenossenschaft staunen, dem Geowissenschaftler und Chemiker Bastian Reker bei seinen Ausführungen über Grubenwasserkonzepte lauschen, sich vom syrischen Kulturwissenschaflter Omar Mohomad die Unterschiede zwischen den Flussstädten Mülheim und Aleppo aufzeigen lassen oder auch von Julia Klunker (von Geburt an fast taub) erfahren, warum sie im Wasser Geräusche besser wahrnehmen kann.
Über Kopfhörer können Mülheimer auch andere Gespräche mithören
Jede Besucherin und jeder Besucher des Marktes bekommt auch Kopfhörer, damit sie oder er im sogenannten Markt-Radio auch andere Unterhaltungen verfolgen und sich weiterbilden kann. Die Experten und ihre Gegenüber können bei der Anmeldung ihr Einverständnis zur Übertragung geben – müssen das aber nicht. Viele kleine Tische werden in der Stadthalle aufgebaut sein, die zwei Gesprächspartner sitzen sich gegenüber wie Schachspieler beim Turnier, über jedem Tisch hängt eine hübsche Glühbirne. „Für kleine Erleuchtungsmomente!“, sagt Jonas Leifert schmunzelnd. „Wir bieten quasi eine lebendige Bibliothek“, erklärt Anna Bründl. Auch das kollektive Erleben, also das Gefühl, sich gemeinsam mit Wissen zu bereichern, spiele eine Rolle. Viele Gespräche werden sogar in verschiedenen Sprachen angeboten, sogar eine Gebärdendolmetscherin ist vor Ort.
Rund um Ruhr, Rhein und Emscher, um globale Wasserkreisläufe, Klimawandel und Ökologie soll es am Wissensabend gehen, der Markt soll zugleich an Erzählungen und Mythologien über den Fluss erinnern. Kulturdezernentin Dr. Daniela Grobe kündigt eine „spannende Inszenierung“ an und einige Überraschungen. „Wir nehmen die Ruhr als selbstverständlich hin, auf diesem Markt werden aber Aspekte beleuchtet, die man vielleicht noch gar nicht kennt“, sagt sie.
Infos zum Wissensmarkt gibt es auch auf den folgenden Homepages:vier.ruhr, ringlokschuppen.ruhr, theater-an-der-ruhr.de, kultur.muelheim-ruhr.de/theater
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