Mülheim. Das Theater an der Ruhr hat seit dem Sommer viel Neues ausprobiert und gewagt. Geschäftsführer Sven Schlötcke ist vom Ergebnis „überrascht“.

Alles ist anders im Theater an der Ruhr. Statt eines Ganzjahres-Spielplans gibt es nun drei „Theaterinseln“ im Jahr, also drei mal drei bis vier Wochen, in denen verdichtet jede Menge Kultur geboten wird – und das zu einem ganz bestimmten Thema. In der Saison 23/24 zieht sich das Sujet „Rausch“ als roter Faden durch das gesamte Programm. Wie kommt das bisher an? Sven Schlötcke, Geschäftsführer und Mitglied der künstlerischen Leitung am Theater an der Ruhr, zieht Bilanz.

Wie fällt ihr Fazit nach „Rausch 1 und 2“ aus?

Sven Schlötcke: Wir können stolz sein auf das bislang Erreichte, über die hohe künstlerische Qualität der Arbeiten und die Umsetzung der Idee, thematische Welten zu inszenieren, mit vielen Perspektiven und Angeboten. Ich möchte mich bei allen Mitarbeitenden für den enormen Einsatz bedanken, ohne den dieses Wagnis nicht hätte gelingen können. Aber auch die Zahlen, an denen man die Kunst nicht messen kann und sollte, stimmen. Unsere Auslastung bei den Veranstaltungen, für die man Tickets kaufen musste, lag bei Rausch II bei 94 Prozent. Mehr als 2000 Zuschauer sind gekommen. Dass wir das mit einem Spezialprogramm geschafft haben, ist sensationell. Bislang geht das neue Konzept auf.

Das Programm der Rausch-Inseln war auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet...

Wir wollten unterschiedliche Formate für unterschiedliche Publika anbieten, für junge und ältere Leute, für Menschen mit verschiedenen Hintergründen. Das ist uns weitgehend gelungen Bei „Shagaf“, der Darstellung einer modernen Hadra von Amal Omran, konnten wir deutsche und arabische Zuschauer begrüßen. Ältere und Jüngere. Zu „State of Euphoria“, der theatralen Techno-Party in der Inszenierung von Gordon Kämmerer sind viele jüngere Leute gekommen. Das digitale Projekt „Escaping Heldenplatz“ des Kollektivs KGI konnten wegen des technischen Equipements nur wenige Menschen besuchen. Dieses Experiment konnten wir uns dank einer Förderung leisten. Ausverkauft war auch „Subcutis“ von der Volxbühne.

Sven Schlötcke ist überrascht von dem Interesse, das „Rausch 1“ und „Rausch 2“ über unterschiedliche Schichten hinweg ausgelöst hat.
Sven Schlötcke ist überrascht von dem Interesse, das „Rausch 1“ und „Rausch 2“ über unterschiedliche Schichten hinweg ausgelöst hat. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Nach „State of Euphoria“ sind Sie mit Zuschauern sogar in Clubs gefahen...

Ja, das kam gut an. Zum „Hotel Shanghai“ in Essen sind 70 bis 80 Leute mitgekommen. Und der Älteste, der mit nach Duisburg ins „Stapeltor“ gefahren ist, war etwa 70 Jahre alt.

Was sagt Ihr Stammpublikum zu der Neuausrichtung?

Die Aufgabe bei „Rausch 1 und 2“ war, ein neues Publikum zu erschließen, die Hemmschwelle für den Theaterbesuch abzusenken. Wir haben Menschen gesehen, die sonst nicht ins Theater gehen. Aber auch nicht wenige erfahrene Theatergänger. Wir vergessen unser Stammpublikum natürlich nicht, bei „Rausch 3“ wird es wieder mehr Angebote für ein tradiertes Theaterpublikum geben.

Eine Szene aus „Shagaf/Singing Hearts“. Das Stück war beim „Rausch 2“-Festival in Mülheim zu sehen.
Eine Szene aus „Shagaf/Singing Hearts“. Das Stück war beim „Rausch 2“-Festival in Mülheim zu sehen. © WAZ | Franziska Götzen

Wie ist das „Rahmenprogramm“ bei „Rausch 2“ angekommen?

Die Verbindung von bildender Kunst und Theater macht die Sache einzigartig. Die Installationen haben viel Beachtung gefunden und die Stummfilm-Aufführung mit Live-Musik war gut besucht. Nicht glücklich war, dass wir viele Veranstaltungen auf die Sonntage legen mussten. Das war der räumlichen Situation geschuldet, das werden wir bei „Rausch 3“ anders machen.

Lief das bei „Rausch 1“ denn besser?

Für „Rausch 1“ haben wir uns von dem erfolgreichen Label „Weiße Nächte“ getrennt – mit Bauchschmerzen. Das war ein Risiko. Aber es ist gelungen. Es war im Sommer einfacher, denn wir konnten das Programm entzerren, Veranstaltungen fanden drinnen und draußen statt. Jetzt im Herbst mussten einige Programmpunkte parallel stattfinden.

„Rausch 3“ folgt erst im Frühjahr. Haben Sie jetzt Pause?

Nein, gar nicht. Erste Projekte sind schon in Vorbereitung. Gleichzeitig überlegen wir schon, welches Thema wir 2024/25 bearbeiten sollen. Wir hatten mit „The long shadow of Alois Brunner“ von Ma‘louba, unseren syrischen Kolleg:innen, eine Premiere Anfang Dezember. Aktuell zeigen wir viele Aufführungen für Kinder und Familien. Zum Beispiel „Momo“ oder Märchen. Der Fokus zwischen den Inseln liegt auf zielgruppenorientierten Projekten.

Können Sie schon etwas zu „Rausch 3“ verraten?

Das Prinzip wird dasselbe sein: Wir erforschen ein Thema, beleuchten verschiedene Aspekte und zeigen, das, was wir erarbeitet haben, dann gebündelt. Im Zentrum werden drei Theater-Arbeiten stehen, inszeniert von Roberto Ciulli, Philipp Preuss und Subbotnik. Außerdem wird es sicher auch wieder Kunst, Diskurse, Musik oder auch Workshops geben.

Ist die Umstellung von Spielplan auf „Theater-Inseln“ also geglückt?

Es ist noch zu früh, um das zu sagen. Mich wundert, dass es bisher schon so geklappt hat. Im Haus sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter voll dabei. Ein großartiges Team, dem ich sehr dankbar und auf das ich sehr stolz bin. Und die Besucher loben die entspannte Atmosphäre. Wir sind aber noch in der Test-Phase. Bei „Rausch 3“ werden wir ausprobieren, was passiert, wenn wir das Programm teilen. Zwischen Teil 1 und 2 liegen die Osterferien.

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