Mülheim. „Die Bakchen“ von Euripides ist ein düsteres antikes Drama. Es geht um Dionysos, den Gott des Rausches. Was die Premiere in Mülheim bringt.
„Die Bakchen“ von Euripides zählt zu den meistgespielten klassischen Dramen. Im Mittelpunkt: der ordnungsliebende Herrscher Pentheus sowie Dionysos, der Gott des Weines und des Rausches. Ihm huldigen die Frauen von Theben: entfesselt, blutrünstig, orgiastisch. Dass das erste Festival des Theaters an der Ruhr nach nagelneuem Spielzeitkonzept mit diesem düsteren Stück eröffnet wird, überrascht nicht. Soll sich doch im Raffelbergpark und im Theater vom 18. August bis 9. September alles um das Thema „Rausch“ drehen.
Die Premiere am kommenden Freitag (18. August, 21 Uhr) ist eines von vier Theaterprojekten, die im und Laufe der nächsten vier Wochen auf die Bühne kommen und mehrfach wiederholt werden. Regisseur Philipp Preuss, Mitglied der künstlerischen Leitung im Theater an der Ruhr, hat die Tragödie inszeniert und „den Zuständen jenseits des Normalbewusstseins“ nachgespürt. Denn genau das fordert Dionysos: die ekstatische Entgrenzung mithilfe von Tanz und Musik, die Auflösung des Selbst im Rausch.
Der Dichter Euripides schrieb die zeitlose Tragödie 405 v. Chr.
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Euripides hat „Die Bakchen“ als letzten Teil einer Tetralogie verfasst, das Stück wurde 405 v. Chr. in Athen sogar mit dem Tragödienpreis ausgezeichnet – der Dichter war leider kurz zuvor verstorben. Worum geht es? Dionysos will sich an den Bewohnern Thebens rächen, weil sie seine Göttlichkeit nicht anerkennen. Es gelingt ihm, die Frauen in einen Wahn zu versetzen, sie verehren ihn und feiern fernab der Stadt wilde, wahnsinnige, gewalttätige Gelage – wobei sie übermenschliche Kräfte entwickeln und archaische Verhaltensweisen an den Tag legen. Während die Frauen (die „Bakchen“) sich einer alternativen Form der menschlichen Existenz hingegeben, einem orgiastischen Kult frönen, versucht Pentheus, ein Herrscher mit Ordnungsliebe und Kontrollzwang, das Chaos zu beenden (ist aber irgendwie auch etwas fasziniert davon).
Mülheimer Produktion setzt auch auf Musik
Philipp Preuss versteht das berühmte Drama, das unterschiedlichste Rezeptionen erfahren hat, als zeitlosen Stoff, der das ewige Gegensatzpaar Kontrolle-Rausch in den Fokus rückt. Es geht ganz generell auch um den Kampf zwischen rationalen und irrationalen Triebkräften im Menschen. „Zeiten und Räume stürzen ineinander und mythologische und moderne Erkenntnishelden begegnen sich“, heißt es zur Mülheimer Produktion.
„Extrem spannend ist die Tatsache, dass dieser Gott mit Musik kommt. Dionysos verwandelt sich ständig im musikalischen Rausch – er ist ja deshalb auch der Gott des Theaters – und das möchten wir mit der Inszenierung auch zeigen“, sagt der Regisseur. Eine Liveband unter der Leitung von Kornelius Heidebrecht improvisiert gemeinsam mit den Schauspielern, Text und Musik verweben sich zu einem besonderen Klang und erzeugen einen rauschhaften Zustand. Die Bühne von Ramallah Aubrecht zitiert klassische griechische Tempelarchitektur und verbindet sich mit der Natur im Raffelbergpark.“
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Die Premiere auf der Open-Air-Bühne im Raffelbergpark am Freitag ist ausverkauft. Für Samstag und Sonntag sind noch Karten erhältlich. Weitere Termine: 25. und 26. August, 1., 2., 8. und 9. September, immer um 21 Uhr.
Karten für 12 Euro (ein Stück inkl. Rahmenprogramm) oder 18 Euro (zwei Stücke) gibt es unter 0208/5990188 oder auf theater-an-der-ruhr.de. Menschen unter 30 Jahren bezahlen nur 9 Euro.