Mülheim/Düsseldorf. Vallourec hat seine Produktion in Mülheim und Düsseldorf eingestellt. Wie steht es um die 2000 Beschäftigten? Ein Politiker hat große Sorgen.

Auf Anfrage der SPD-Landtagsfraktion hat die Landesregierung nun eine Zwischenbilanz gezogen, wie es um die berufliche Zukunft der rund 2000 Beschäftigten bestellt ist, die vom Produktions-Aus beim Stahlrohrproduzenten Vallourec betroffen sind. Vallourec verlagert seine Fertigung in den Werken Mülheim und Düsseldorf-Rath bekanntlich nach Brasilien.

Inzwischen hätten circa 510 Mitarbeiter einen neuen Arbeitsplatz gefunden, stellte die Landesregierung auf Anfrage unter anderem des Mülheimer Landtagsabgeordneten Rodion Bakum fest. Für die Transfergesellschaft hätten sich circa 740 Beschäftigte angemeldet. Die Transfergesellschaft soll es ab dem 1. Januar für maximal ein Jahr geben, sie soll bei Qualifizierung und Jobvermittlung helfen. Beschäftigte bekommen in dieser Zeit Kurzarbeitergeld und eine Aufstockung auf 85 Prozent ihres einstigen Vallourec-Gehaltes. Rund 310 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden laut Land im Jahr 2024 noch weiterbeschäftigt, um die Produktionsanlagen abzuwickeln. Nach Kenntnis der Landesregierung haben sich circa 450 Beschäftigte für eine Altersübergangsregelung aus dem Sozialplan entschieden.

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510 Beschäftigte mit neuem Job – Bakum: „Schlicht zu wenig“

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Dass nur rund ein Viertel der Beschäftigten eine neue Stelle gefunden hat, sieht der SPD-Landtagsabgeordnete Rodion Bakum kritisch: „Wenn nur 510 der etwa 2000 Betroffenen eine neue Beschäftigung haben, dann ist das schlicht zu wenig.“ Es werde seitens des Landes auch nicht darauf eingegangen, „ob diese Menschen aus ihrer Notlage heraus eventuell eine weit schlechter vergütete Stelle annehmen mussten oder gar nur in Teilzeit aktiv werden“.

Was geschieht mit den 310 Angestellten, die aktuell noch die Abwicklungsarbeiten verrichten?, fragt er und stellt zudem fest: „Dass fast 450 qualifizierte Menschen in Altersteilzeit gehen, bedeutet für mich lediglich, dass der Wirtschaftsstandort NRW 450 Fachkräfte verliert, weil man nicht in der Lage ist, Perspektiven zu schaffen.“ Die schwarz-grüne Landesregierung begnüge sich mit Abwicklung und schaue der Wirtschaft beim Schrumpfen zu.

Kritik an NRW-Wirtschaftsministerin: Endlich EU-Förderung sichern

Mülheims SPD-Landtagsabgeordneter Rodion Bakum.
Mülheims SPD-Landtagsabgeordneter Rodion Bakum. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Bakum will sämtliche Mittel und Wege in Anspruch genommen sehen, um die Schäden, die durch die Schließung der Vallourec-Werke für Menschen und Industrie entstanden seien, bestmöglich zu reduzieren: „Die Arbeiterinnen und Arbeiter, die sich für die Transfergesellschaft entschieden haben, sind auch nur für den Moment sicher.“

Kritik übt er an NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur. Dass eine Inanspruchnahme des „Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung zugunsten entlassener Arbeitnehmer“ (EGF) seit Mitte August 2022 ohne Ergebnis weiter in der Prüfung feststecke, sei der Lage nicht angemessen. „Hier müssen Entscheidungen getroffen werden, um Perspektiven zu sichern“, so Bakum. „Ansonsten stehen etwa 740 Fachkräfte in naher Zukunft erneut mit leeren Händen da.“

Das Vallourec-Aus in Mülheim – eine kleine Chronik: