Mülheim. In einem Wohnhaus in der Mülheimer City hat es am Freitagmorgen gebrannt. Es gibt mehrere Verletzte, darunter ein schwerst verletzter Mann.
Beim Brand in einem Wohn- und Geschäftshaus in der Mülheimer Innenstadt haben insgesamt 18 Menschen ihr Zuhause verloren, etliche wurden verletzt, ein Mann erlitt schwerste Verletzungen. Zahlreiche Hausbewohnerinnen und -bewohner mussten von der Feuerwehr gerettet werden, zum Teil mit Drehleitern. Das Feuer war am frühen Freitagmorgen (6. Oktober) im zweiten Obergeschoss am Kohlenkamp 45 ausgebrochen.
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Die Feuerwehr Mülheim war mit drei Löschzügen im Einsatz, mehrere Rettungswagen rückten an. Zeitweise waren rund 65 Einsatzkräfte vor Ort: Berufsfeuerwehr, freiwillige Feuerwehr, Rettungskräfte, Notarzt. Außerdem sicherten zahlreiche Polizeibeamtinnen und -beamte die Einsatzstelle mitten in der Mülheimer City ab. Die komplette Wallstraße sowie Teile des Löhbergs und des Kohlenkamps waren zeitweise für den Verkehr gesperrt, den Passanten wurden Umleitungen gewiesen, Neugierige wurden von der Polizei weggeschickt. Brandgeruch hatte sich in der gesamten Mülheimer Innenstadt ausgebreitet.
Brand in der Mülheimer Innenstadt: Feuerwehr rettet Hausbewohner
Der Freitagmorgen begann dramatisch. Wie der zuständige Einsatzleiter der Feuerwehr, Kai Hübner, vor Ort berichtet, wurde die Feuerwehr um 7.16 Uhr alarmiert. Der Brand war in einer Wohnung im zweiten Obergeschoss des Gebäudes ausgebrochen, wo genau und warum, ist noch unbekannt.
Als wenig später die ersten Feuerwehrkräfte eintrafen, sei schon „eine massive Rauchentwicklung“ rund um das Haus erkennbar gewesen. Etliche Hausbewohner waren auf die Balkons an der Innenhofseite geflüchtet und warteten dort auf Hilfe, berichtet der Einsatzleiter. Einige von ihnen wurden über zwei Drehleitern in Sicherheit gebracht, andere konnten durch das verqualmte Treppenhaus gerettet werden.
Mann kommt „unter laufender Reanimation“ ins Krankenhaus
Einen Mann, der aus der Brandwohnung gerettet wurde, hat es besonders schlimm getroffen: Er erlitt schwerste Verletzungen durch Flammen und Rauch, wurde bewusstlos aus dem Gebäude geholt und „unter laufender Reanimation“ in ein Mülheimer Krankenhaus gebracht. Bei 17 weiteren Personen bestand der Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung. Sie wurden vor Ort durch die Leitende Notärztin untersucht und anschließend in umliegende Krankenhäuser transportiert. Vier der Verletzten müssen nach erster Einschätzung der Feuerwehr wohl in stationärer Behandlung bleiben.
Für die Mülheimer Feuerwehr war es ein Großeinsatz unter dem Stichwort „Massenanfall von Verletzten“ (MANV). „Wir haben massiv Rettungsmittel eingesetzt“, sagte ein Sprecher. Beteiligt waren auch Fahrzeuge der Mülheimer Hilfsorganisationen DRK, Johanniter und Malteser Hilfsdienst. Außerdem wurde die Medl sicherheitshalber alarmiert: Ein Mitarbeiter kam zum Einsatzort, um zu prüfen, ob das Wohnhaus über einen Gasanschluss verfügt, der abgesperrt werden muss. Dies ist am Kohlenkamp 45 jedoch nicht der Fall.
Hauseigentümer steht fassungslos vor dem Gebäude
Schon gegen 8.15 Uhr am Freitagmorgen, als der Löscheinsatz noch auf Hochtouren lief und die Verletzten untersucht wurden, erschien auch der Eigentümer das Hauses am Kohlenkamp 45. Die Feuerwehr hatte ihn herbeigerufen. Sichtlich erschüttert, fassungslos stand er auf der Straße und schaute sich das Desaster an. Nach seiner Auskunft ist das Haus komplett belegt, sind alle Wohnungen vermietet.
Im Erdgeschoss des beige gekachelten Hauses befindet sich das Geschäft „Kaffeerausch“, das erst im vergangenen November eröffnet wurde. Schaufenster und Ladenraum, in dem unter anderem hochwertige Espressomaschinen verkauft werden, blieben äußerlich unversehrt. Geschäftsinhaber André Hartung eilte am Freitagmorgen in den Laden, um sich selber ein Bild der Situation zu machen und aufzuräumen, während gleichzeitig noch Feuerwehrmänner mit Atemschutz durch den Hausflur liefen. Anschließend sagte er: „Mein Geschäft hat keinen Strom und kein Wasser. Löschwasser läuft an den Wänden herunter, es riecht rußig. Ich werde gleich den Laden abschließen, und dann muss ich abwarten.“
Er hoffe, dass der Schwerverletzte überlebt und das Haus wieder hergerichtet werden kann, so André Hartung. „Vom Innenhof aus sieht es aber ganz übel aus.“ Das Ladenlokal nebenan, ehemals Hörgeräte Geers, steht derzeit leer und wird zur Vermietung angeboten.
Mehrfamilienhaus ist unbewohnbar - Kriminalpolizei ermittelt
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Der Brand war nach Auskunft der Feuerwehr relativ schnell unter Kontrolle, allerdings wurden immer wieder neue Glutnester entdeckt, so dass die Nachlöscharbeiten längere Zeit andauerten. Das Gebäude muss außerdem belüftet werden. Es sieht nach dem Brand schwer angeschlagen aus. Mehrere Fenster sind durch die extreme Hitze geborsten, auf der Rückseite sind drei übereinander liegende Balkone völlig verrußt, die Außenverkleidung ist verschmort. Laut Feuerwehr ist das Gebäude bis auf Weiteres komplett unbewohnbar.
Den Hausbewohnern hat die Stadt Mülheim bereits Hilfe angeboten: Wie Stadtsprecher Volker Wiebels auf Nachfrage berichtet, sind insgesamt 18 Personen betroffen, die ihre Wohnung verloren haben. Sie könnten in der Flüchtlingsunterkunft an der Mintarder Straße untergebracht werden, falls sie keine anderen Möglichkeiten haben. Zur Brandursache hat die Kriminalpolizei Ermittlungen aufgenommen.
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