Mülheim. Wegen Totschlags steht ein 56-jähriger Mülheimer vor dem Landgericht. Videos zeigen nach der Festnahme einen Mann, der wirres Zeug redete.

Die Besatzung eines Krankenwagens hatte am 1. März dieses Jahres einen 56-jährigen Mülheimer an der Hauskampstraße abholen sollen, um ihn zwecks psychiatrischer Behandlung in ein Krankenhaus zu bringen. Stattdessen wurden die Einsatzkräfte Zeugen einer blutigen Tat, die sie nicht verhindern konnten. Wegen Totschlags steht der 56-Jährige seit Ende August vor dem Landgericht Duisburg.

„Er hat uns gar nicht wahrgenommen oder wollte uns nicht sehen“, erinnerte sich ein Zeuge. Der 56-Jährige, der in einer Unterhose in der Küche saß, habe nur mit seiner Ehefrau gesprochen, aber nicht einsehen wollen, dass er mitfahren sollte. „Die Frau hat uns vorher noch gesagt, dass er erst kürzlich in einem Krankenhaus gewesen sei.“ Der Angeklagte habe schließlich verlangt, dass die Sanitäter die Wohnung verlassen.

Fahrer eines Krankentransportes wurden unfreiwillig Zeuge

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Die Krankenfahrer warteten vor der Tür. Draußen hörten sie Schreie und Schläge. „Wir haben es nur geschafft, die Tür einen schmalen Spalt weit aufzudrücken. So konnte ich sehen, dass der Angeklagte einen Baseballschläger schwang.“ Die herbeigerufene Polizei öffnete die Tür gewaltsam und fand den Angeklagten vor dem blutüberströmten Körper seiner Frau sitzend in einem Toilettenraum.

Laut Anklageschrift soll sich die 50-jährige Ehefrau in der Toilette eingeschlossen haben. Der Angeklagte soll die Tür mit einem Baseballschläger eingeschlagen haben, mit dem er dann auch das Opfer attackierte. Als der Schläger zerbrach, soll er mit einem Kantholz weitergemacht haben. Zuletzt soll er das Holz so gegen den Hals der Frau gedrückt haben, dass die ohnmächtig zusammenbrach.

Aufnahmen einer Bodycam zeigen einen verwirrt erscheinenden 56-Jährigen

Als man dem 56-Jährigen nach dessen vorläufiger Festnahme im Polizeigewahrsam Spuren vom Körper und der Kleidung abnehmen wollte, weigerte sich der verwirrt wirkende 56-Jährige. Aufnahmen einer Bodycam eines Polizisten zeigen einen Mann, der gebetsmühlenartig immer wieder die gleichen Sätze wiederholte: „Kennen sie meinen Namen? Eine blutüberströmte Person, die ich nicht erkennen konnte, ist mit einem Schlüssel in meine Wohnung eingedrungen und hat um Hilfe geschrien. Ich bin hier das Opfer. Ich benötige einen Seelsorger.“

Eine Gerichtsmedizinerin beschrieb die schweren Kopfverletzungen der Frau, die man schon am Tatort reanimieren musste. Im Krankenhaus war es schließlich gelungen, den Kreislauf der 50-Jährigen zu stabilisieren. Aber ihr Gehirn hatte inzwischen zusätzlich zu den schweren Verletzungen auch durch Sauerstoffunterversorgung irreparablen Schaden erlitten. Am 6. März starb die Frau. Für das Verfahren sind bis Ende des Monats noch zwei weitere Verhandlungstage geplant.

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