Kamp-Lintfort. Wer bedürftigen Menschen eine Freude machen möchte, kann eine Weihnachtskiste packen. Wer hinter der Aktion steckt und wie man mitmachen kann.

Das wird eine Challenge für die Kamp-Lintforter: Es gilt, 700 Kisten zu packen, damit es kurz vor Weihnachten auch bei den Kunden der Tafel weihnachtlich wird. Die Idee für die Aktion „Weihnachten für alle!“ hatte Pfarrerin Dorothee Neubert. Im Kirchenkreis Jülich, wo sie vorher tätig war, hatte das Kistenpacken schon Tradition. „Ich finde das eine schöne Idee und wollte probieren, ob es auch hier klappt“, sagt sie.

Damit alle möglichen Hürden überwunden werden können, ziehen nun alle für diese Aktion an einem Strang: die evangelische Kirchengemeinde, der TuS Lintfort, die Grafschafter Diakonie und die Tafel. Der Sportverein ist vor allem deshalb mit im Boot, weil die derzeit auf 25 geschrumpften ehrenamtlichen Mitarbeiter der Tafel mit dem Annehmen der vollgepackten Kisten womöglich überfordert werden könnten. „Aber Handballer sollten schon was anpacken können“, ist der Vorsitzende Ulrich Klein überzeugt. Dass er genügend tatkräftige Unterstützung aus den Reihen des TuS stellen kann, da ist er sicher: „Wir sind im Verein ehrenamtliches Miteinander gewöhnt.“ Ebenso überzeugt ist er, dass sich auch im Verein einige Kamp-Lintforter finden lassen, die die Aktion für die Tafel unterstützen. „In einem Verein ist es doch normal, dass man sich gegenseitig hilft.“ Darüber hinaus will der Verein tüchtig Werbung für die Aktion machen.

So in etwa könnte eine solche Weihnachtskiste aussehen, sagen die Initiatoren der Aktion.
So in etwa könnte eine solche Weihnachtskiste aussehen, sagen die Initiatoren der Aktion. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

In die Kisten sollten typische Dinge hineinkommen, die man gerne an Weihnachten im Haus hat, die aber aktuell noch nicht von den Supermärkten aussortiert werden.: „Spekulatius etwa, oder Rotkohl, Klöße, schöne Servietten, Kerzen, Puddingpulver für den Nachtisch, Sprühsahne, Schokostreusel, Obst im Glas“, Dorothee Neubert hat da viele Ideen. Aber jeder kann sich selbst was ausdenken. Die Dinge sollten nur haltbar sein. Schön wäre es, so Neubert, wenn sich die Spender die Mühe machten, auch die Kiste in Weihnachtspapier einzuschlagen. Das i-Tüpfelchen wäre noch eine Weihnachtskarte dazu.

Wie groß die Kiste ist, sei jedem selbst überlassen. Vom Schuhkarton bis zur Umzugskiste ist alles gern gesehen. Eine mittelgroße Version habe einen Gegenwert von etwa 20 Euro, schätzt die Pfarrerin. „Und wenn die Tafelnutzerinnen und -nutzer dieses Geld gespart haben, damit es weihnachtlich wird, dann ist für vielleicht auch noch ein schönes Stück Fleisch drin“, mutmaßt sie. In einer Grundschule sei es nämlich manchem aufgefallen, dass bei Rotkohl und Klößen wohl irgendetwas fehle, meint sie schmunzelnd.

Wenn jeder ein Teil mitbringt, ist eine Kiste schnell voll

Die Pfarrerin trägt ihre Idee auch in die Schulen. Und das mit dem besonders schönen Gedanken, dass man es auch zusammen schaffen kann. „Wenn in einer Klasse jeder ein Teil mitbringt, ist die Kiste fix voll.“ Sie habe durchaus positive Rückmeldungen von den Schulen erhalten und ist gespannt auf den Rücklauf. Auch wenn es eine Idee der Kirche ist: „Uns ist wichtig, dass wir das für jeden machen, ob Christ oder Nichtchrist. Das soll so sein und das darf so sein. Die Menschen sind uns wichtig.“

Uns ist wichtig, dass wir das für jeden machen, ob Christ oder Nichtchrist.
Pfarrerin Dorothee Neubert ist zwar Ideengeberin der Weihnachtskisten-Aktion, will aber bei den Empfängern niemanden ausschließen.

Und davon gibt es laut Wolfgang Krause, Chef der Tafel in Kamp-Lintfort, einige im Ort, die solcher Unterstützung bedürfen. Tendenz steigend. „Wir hatten mal 400 Adressen, jetzt steuern wir auf die 700 zu“, erklärt er. Rechnet man als Durchschnitt, dass an jeder Adresse drei Personen wohnen, dann versorgt die Kamp-Lintforter Tafel mittlerweile über 2000 Menschen. Warum die Zahl der Bedürftigen steigt? Das habe mit steigenden Energiepreisen zu tun, mit dem Ukrainekrieg, mit den Flüchtlingen, die von dort kommen, nennt er nur einige Gründe. Glücklicherweise sei die Spendenbereitschaft der Lebensmittelhändler wieder etwas besser geworden, sagt: „Aber wir sind noch lange nicht auf dem Stand von vor Corona.“ Um so mehr sind jetzt die Kamp-Lintforter gefragt, die es sich leisten können.

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Wer eine Kiste packen möchte: Es gibt zwei Sammeltermine. Am Freitag, 15. Dezember, 14 bis 18 Uhr, werden die Weihnachtsüberraschungen bei der Tafel angenommen, Rundstr. 35 (Gestfeld-Center), am Samstag, 16. Dezember, freuen sich Ehrenamtliche von 9 bis 13 Uhr in der Christuskirche über zahlreiche Spenden. Ausgegeben an die Bedürftigen werden die Kisten am 19. und 22. Dezember. Was soll rein in die Kisten? Nichts Verderbliches, kein Fleisch, kein Alkohol. Dafür neben dem Rotkohl und den Klößen beispielsweise Fertigsaucen, Kaffee oder Kakao, gerne Schokolade und Gebäck. Gedacht sei, dass vier Personen mit dem Ausgesuchten hinkommen. Einen kleinen Wunsch hat Pfarrerin Dorothee noch: „Vielleicht reicht es ja bei dem einen oder anderen Spender auch mal für ein Markenprodukt, das sonst so selten auf den Tisch der Tafelkunden kommt.“