Kamp-Lintfort. Die Tafel Kamp-Lintfort feiert Eröffnung am neuen Standort. Was sich jetzt für das Team und die Kunden geändert hat.

Großer Bahnhof für die Kamp-Lintforter Tafel: Mit Gästen aus Stadtpolitik und des Landesverbandes Tafeln NRW feierte die Tafel am Mittwoch jetzt auch offiziell die Eröffnung an ihrem neuen Standort an der Rundstraße. Aus- und Umbau der Räume, zum großen Teil selbst gestemmt vom ehrenamtlichen Tafelteam und dessen Netzwerk, haben aus der ehemaligen Bäckerei nicht nur einen wesentlich funktionaleren, sondern auch einen Standort mit Wohlfühlfaktor gemacht: „Es war eine gute Entscheidung, dass wir hierhin gezogen sind“, sagte Regionalkoordinator Jürgen Voß.

Alles vorbereitet für die Feierstunde: Angie Wennrich, Wolfgang Krause, Jürgen Voß und Kai T. Garben freuen sich über den Neustart an der Rundstraße.
Alles vorbereitet für die Feierstunde: Angie Wennrich, Wolfgang Krause, Jürgen Voß und Kai T. Garben freuen sich über den Neustart an der Rundstraße. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, steigende Lebenshaltungskosten: Die Auswirkungen bekomme auch die Kamp-Lintforter Tafel über steigende Kundenzahlen aktuell zu spüren, sagte Kai T. Garben, Geschäftsführer der Grafschafter Diakonie, die der Träger der Tafel in Kamp-Lintfort ist.

Auch Geflüchtete aus der Ukraine sind Kunden

Derzeit nutzten etwa 1.600 bis 1.700 Menschen das Angebot der Tafel, darunter allein 140 aus der Ukraine geflüchtete Menschen, konkretisierte der ehrenamtliche Leiter der Tafel, Wolfgang Krause: „Zu Hochzeiten haben wir hier auch schon 200 Kunden an einem Tag bedient.“

Schwerpunkt der Kamp-Lintforter Tafel sei demzufolge auch die Versorgung von Bedürftigen, nicht die Rettung von Lebensmitteln, machte Garben deutlich. „Wir haben eine fortschreitende Armut, die schleichend ist“, mahnte der Geschäftsführer, der in diesem Zusammenhang auch „von einer großen Aufgabe“ für eine Stadt wie Kamp-Lintfort sprach. Weiteres Indiz für eine fortschreitende Armut: Auch bei der Sozial- und Schuldnerberatung der Grafschafter Diakonie ist laut Voß die Nachfrage gestiegen.

Neu: Wickrather Bauernladen liefert regionale Ware

Dass der neue Standort im Gestfeld-Center nicht mehr so innenstadtnah ist, hat sich indes nicht als Nachteil entpuppt: „90 Prozent der alten Kunden sind geblieben, etliche neue hinzugekommen“, hat Krause, der das 35-köpfige Tafel-Team gemeinsam mit Angie Wennrich leitet, festgestellt.

Die angelieferten Lebensmittel werden aufgeteilt und in Kisten vorsortiert.
Die angelieferten Lebensmittel werden aufgeteilt und in Kisten vorsortiert. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Ähnlich wie schon am alten Standort an der Friedrich-Heinrich-Allee soll hier künftig neben dem Lebensmittelverkauf auch Gemeinschaft und soziales Miteinander weiter gefördert werden. Dazu öffnet ab dem 13. April immer donnerstags das sogenannte „Seniorencafé“.

Neu – und durch zusätzliche finanzielle Unterstützung der Diakonie möglich geworden – ist die Zusammenarbeit mit dem Wickrather Bauernladen, der die Tafel jetzt mit Gemüse und Obst aus regionalem Anbau beliefert. „Das Warenangebot ist knapper geworden – gerade bei Obst und Gemüse“, so Krause.

Klinkenputzen gehört weiter dazu

Um ein breites Angebot vorzuhalten, zahle sich die Vernetzung der Tafeln in der Region untereinander immer mehr aus, weiß der Tafel-Leiter. Das Klinkenputzen gehört für den Ehrenamtler aber auch nach den vielen Jahren immer noch dazu. Er spricht immer wieder regionale Firmen direkt an, wenn etwas im Bestand fehlt. Sorgen bereiten den Verantwortlichen derzeit vor allem die gestiegenen Energiekosten. Auch deshalb hat die Tafel nun einen Antrag gestellt, über den Stärkungspakt NRW zusätzliche finanzielle Unterstützung zu erhalten.

INFO: Neuer Standort – neue Öffnungszeiten: Nach einer längeren Testphase hat das Tafelteam jetzt beschlossen, die Öffnungszeiten der Ausgabetage mehr in den Vormittagsbereich zu ziehen – auch, weil viele Kunden immer früher vor der Tür stehen. Die Tafel Kamp-Lintfort, Rundstraße 35, ist jetzt dienstags und freitags schon ab 11.30 Uhr geöffnet. Donnerstags liefert das Team Tafel-Tüten an Klienten, die den Weg zur Tafel nicht mehr alleine zurücklegen können. Eine Tafel-Tüte kostet für einen Haushalt bis vier Personen drei Euro.