Moers. Die Moerser Innenstadt soll für mehrere Millionen modernisiert werden. Weil die Pläne für Ärger sorgen, will die Stadt jetzt Klarheit schaffen.

Mit der Neugestaltung der Moerser Innenstadt steht der Ausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Umwelt (kurz: ASPU) am Donnerstag vor einer zukunftsweisenden Entscheidung. Zuletzt hatte ein offener Brief namhafter Vertreter der Moerser Wirtschaft für Wirbel gesorgt. Darin äußerten Gastronomen und Händler schwere Vorwürfe gegen den Beschlussvorschlag (wir berichteten). Die Stadt Moers fühlt sich hingegen missverstanden und möchte Klarheit schaffen. Hier gibt es Antworten auf die wichtigsten Fragen zur großen Innenstadtsanierung.

Worüber wird am Donnerstag genau abgestimmt?

Bei der bevorstehenden Sitzung des ASPU (ab 16 Uhr im Rathaus) stimmen die Vertreter der Kommunalpolitik über die Auswahl und Aufteilung der Steine ab, die künftig das Pflaster der Neustraße, Steinstraße sowie der kleinen Nebengassen in der Moerser Altstadt bilden sollen.

Welche Gestaltungsvariante sieht der Beschlussvorschlag der Stadt Moers vor?

Laut dem Beschlussvorschlag der Moerser Stadtverwaltung soll der Altstadtboden künftig in drei Teile gegliedert werden. Damit folgt die Stadt dem Ergebnis der Bürgerbeteiligung. Zwei Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich für folgende Dreiteilung ausgesprochen: In der Mitte soll ein breiter Streifen mit neuen Granitplatten verlaufen, die in einem sogenannten „römischen Verbund“ verlegt werden und die Altstadt barrierefrei zugänglich machen sollen. Die beiden Ränder soll Kopfsteinpflaster zieren. Dabei wird ein Teil des bisherigen Altstadtbodens wiederverwendet, zudem will die Stadt neue, geschliffene Steine anschaffen.

Wie teuer ist die Neugestaltung der Moerser Altstadt?

Für die City-Sanierung rechnet die Stadt Moers laut Beschlussvorlage insgesamt mit Bruttokosten in Höhe von rund 21 Millionen Euro. Der größte Anteil (rund 8 Millionen) ergibt sich durch Kosten für die Oberflächenherstellung inklusive Rückbau, Erdbau und Baukonstruktion. Bei der Bezirksregierung hat die Stadt eine Förderung für die Übernahme von 80 Prozent der Kosten beantragt. Wird diesem Antrag stattgegeben, läge der Eigenanteil der Stadt noch bei etwa 4,2 Millionen Euro.

Wie wahrscheinlich ist ein Beschluss?

Der Vorsitzende des ASPU, Christopher Schmidtke, rechnet damit, dass die Vorlage am Donnerstag beschlossen wird. Mit Blick auf die in Aussicht stehenden Fördergelder hielte er dies auch für vernünftig: „Wir reden über Millionenbeträge. Wenn wir die Sanierung bremsen und die Zuschüsse gefährden würden, wären wir in einigen Jahren nicht mehr in der Lage, sie aus eigenen Mitteln zu finanzieren“, betont Schmidtke. Die Entscheidung über die Modernisierung des Altstadtbodens sei bereits einige Jahre geschoben worden. Die notwendige Sanierung der darunterliegenden Kanäle und Leitungen lasse eine weitere Verzögerung nicht zu: „Wir wollen nicht in Kauf nehmen, dass uns die Kanäle eines Tages um die Ohren fliegen und wir hier eine noch viel größere Baustelle in der Innenstadt haben.“

Welche Entscheidungen werden am Donnerstag noch nicht getroffen?

Entgegen der Aussagen in dem offenen Brief der Moerser Wirtschaft soll in der kommenden ASPU-Sitzung noch nicht über die genaue Positionierung von neuen Bäumen, Bänken, Spielgeräten und Brunnen entschieden werden. Die Vertreterinnen und Vertreter hatten Sorgen geäußert, dass die sogenannten „Ausstattungszonen“ den Platz beschränken würden, um Auslagen oder Tische vor ihrem Lokal zu präsentieren. Stadtpressesprecher Thorsten Schröder stellt klar: „Händler und Gastronomen werden mindestens genauso viel Fläche zur Verfügung haben, wie bisher.“ Die Belegung der Ausstattungsstreifen soll bis Ende 2024 beschlossen werden. Auch die künftige Nutzung des Altmarktes, wo die Stadt einen „konsumfreien Aufenthalt, unter dem die Gastronomie nicht leidet“, etwa durch eine zusätzliche Sitzgelegenheit ermöglichen will, steht noch nicht zur Abstimmung. Noch weiter entfernt ist übrigens ein Beschluss über die Nutzung des Neumarktes, so Schröder.

Wie reagiert die Stadt auf den offenen Brief der Moerser Wirtschaft?

Bürgermeister Christoph Fleischhauer hat nach dem offenen Brief am Montag das Gespräch mit einigen der Unterzeichner gesucht. Dabei habe die Stadt zugeben müssen, dass einige Formulierungen in der Vorlage „nicht klar genug formuliert waren und so missverstanden wurden“, sagt Schröder. „Die wesentlichen Sorgen der Wirtschaft werden so nicht eintreten.“ Die Entscheidung für die Neugestaltung sei die Grundlage dafür, dass die Innenstadt zukünftig lebendig bleibt. Davon könne die „tolle Gastronomie, die wir in Moers haben“, profitieren. Vor künftigen Beschlüssen, welche die örtliche Wirtschaft direkt betreffen, wolle die Stadt weiter das Gespräch suchen. „Es gibt keinen Grund zur Sorge, dass man nicht mitgenommen wird“, betont Thorsten Schröder.

Wie ist der Zeitplan für die Sanierungsarbeiten?

Die Kanalarbeiten sollen nach Angaben der Stadt Moers Ende 2024 bzw. Anfang 2025 beginnen. Erst im Anschluss an die Modernisierung der Leitungen startet die oberirdische Gestaltung.