Moers. Im Tierheim verfolgt man mit Sorge, dass nach der Pandemie viele Menschen ihre Tiere loswerden wollen. Und dann gibt es da noch ein Problem.

Die scheue, winzige Mischlingshündin Lotte sucht zusammen mit Schwester Maja seit ein paar Wochen einen neuen Besitzer. Der kleine Terrier-Mix Max ist bissig, daher leider so gut wie nicht vermittelbar. Hugo und Vino sind zwei bildhübsche Katerchen, total verschmust, und brauchen dringend wieder menschlichen Anschluss. Nur einige Fälle aus dem Tierheim am Peschkenhof. „Alle Tierheime in Deutschland sind derzeit aus- oder sogar überlastet“, weiß Kathrin Novotny. Und: Am 6. August ruft der Tierschutzverein Moers und Umgebung zum großen Sommerfest.

Zwei Hunde, deren Besitzer gerade Urlaub machen, gibt es ebenfalls im Tierheim Moers. „Diese Plätze sind schon seit langem ausgebucht“, schildert Novotny, die in der Verwaltung des Tierheims arbeitet. Nicht alle Tierbesitzer sind so fürsorglich. Sorge bereitet den Heimmitarbeitern die Zahl der Tiere, die nach Corona plötzlich gefunden oder abgegeben werden.

Bissige Hunde sind ein Problem im Tierheim

Das betrifft vor allem die flauschigen Kaninchen, die in Coronazeiten von Eltern für die Kinder als Schmusetiere angeschafft wurden. „Kaninchen gehören zu den großen Verlierern der Corona-Zeit“, erklärt Nicola Kreuzmann vom Tierschutzverein. „Als Reisen wieder erlaubt waren, schien es, als fielen Kaninchen vom Himmel.“ Und oft sei es unklar, ob die Besitzer die Tiere nicht nur loswerden wollten oder ob es sich tatsächlich um Fundtiere handele.

Bei den Hunden bereiten kranke oder bissige Tiere im Heim Probleme. „Beides wird hier gern abgegeben“, weiß Novotny. „Aber beispielsweise aggressive Tiere müssen hier von uns täglich versorgt werden. Das bereitet Personaleinsatz. Ist ein Hund aggressiv, müssen wir zu zweit in den Zwinger, Trainer müssen sich kümmern, und so weiter. Kranke Tiere brauchen Medikamente und einen Tierarzt.“

Bei der Abgabe von Tieren geben die beiden Tierschützerinnen zu bedenken: „Kein Tierheim ist verpflichtet, ein lästig gewordenes Tier anzunehmen. Nur bei Fundtieren ist das so. Dies auch nur, wenn es einen Vertrag mit der entsprechenden Kommune gibt“, sagt Kreuzmann. Dies gelte im Tierheim am Peschkenhof derzeit nur für Neukirchen-Vluyn. „Das alles sollten Menschen wissen, wenn sie sich irgendein Tier bei E-Bay kaufen, das dann später gar nicht zu ihnen passt. Wir können nicht ohne Ende Hunde mit Beißvorfällen annehmen.“ Tiere müssten erzogen werden und brauchten täglich viel Zeit und Zuwendung“, sagt Novotny. Wer sich beispielsweise als Berufstätiger ohne Plan einen Hund anschaffe, habe wenig später ein Problem.

Was auch der Grund dafür sei, warum man beim Tierschutzverein Moers und Umgebung die Menschen für die Vermittlungstiere sehr sorgfältig aussuche. „Wir lesen im Netz oft Beschwerden über uns, wir seien zu anspruchsvoll oder wählerisch bei den Bewerbern, die ein Tier suchten“, weiß Kathrin Novotny. Jedoch suche man stets ein gutes Match, bei dem das Tier und der Mensch sich wohlfühlten. Am Rande: Die Kosten für einen Abgabe-Hund betragen 300 Euro, ein Welpe kostet 450 Euro. Katzen schlagen mit 135 bzw. 170 Euro zu Buche (220 Euro für zwei erwachsene Tiere).

Tierheim Moers, Am Peschkenhof.
Tierheim Moers, Am Peschkenhof. © FFS | Volker Herold

Was die Kosten des Tierheims, die sich auf einen höheren sechsstelligen Betrag im Jahr summieren, bei weitem nicht decken kann. Impfungen, Kastrationen, Medizin für kranke Tiere, Futter, der Betrieb von Verwaltungs-, Hunde- und Katzenhaus, die elf Mitarbeiter und vieles andere schlagen zu Buche. „Wir sind nach wie vor auf unsere Spender angewiesen“, unterstreicht Kathrin Novotny.

Am 6. August ist Tag der Offenen Tür am Tierheim Moers

Im Moerser Tierheim können rund 40 Katzen und je nach Verträglichkeit 12 bis 16 Hunde untergebracht werden. In 2022 (es gab in diesem Jahr noch einen Fundtier-Vertrag mit Krefeld) verzeichnete man im Tierheim am Peschkenhof 107 Fundhunde, 13 Hunde aus Sicherstellungen wegen schlechter Haltung und 17 Abgabe-Hunde von Privatbesitzern. „Die Fundtiere konnten wir zu fast 100 Prozent an ihre Besitzer zurückgeben, bei den restlichen Hunden ist die Vermittlungsquote relativ hoch“, schildert Nicola Kreuzmann. Darüber hinaus vermittelte man in 2022 von 264 Fund- und Abgabe-Katzen 220 Tiere.

Beim Tag der offenen Tür am Sonntag, 6. August (12 bis 17 Uhr), präsentieren sich am Peschkenhof 34 Aussteller wie Fotografen, Imker, die Farbratten-Hilfe, eine Tierphysio-Praxis, die Mieze-School, die Terrierfreunde Russel Paradies, der Leo-Club (Lionsclub-Nachwuchs), eine Künstlerin mit Tierportraits, das Spendenlädchen öffnet, es gibt eine Tombola, ein Eiswagen kommt, es gibt Süßes und Deftiges zu essen sowie Getränke aller Art. Info-Stände informieren über die Tierschutzarbeit.