Moers. Steigende Kosten und immer mehr Tiere: Der Alltag im Tierheim wird nicht leichter. Tierheim-Mitarbeiterin mit dringendem Appell an Tierbesitzer.

Balou ist nicht mehr der Jüngste. Der Schäferhund ist elf Jahre alt. Und „angezählt“, wie Kathrin Novotny aus dem Moerser Tierheim berichtet. Der Begriff „Altersstarrsinn“ fällt. Für seine letzten Monate wird nun ein neues Zuhause gesucht. Mit anderen Hunden sei er nicht verträglich, erzählt die Fachfrau. Beim Spazierengehen bekommt der rüstige Rentner deswegen auch einen Maulkorb verpasst. Er schmust aber wohl gern und hält sich genüsslich im Garten auf.

Wer sich für Balou interessiert, wendet sich nach wie vor zunächst telefonisch an das Tierheim. Denn: Die Einrichtung hat einen Teil der Corona-Regeln beibehalten. Heißt: Man telefoniert erstmal und lernt sich kennen, dann erst vereinbart man einen ersten individuellen Termin, bei dem sich Tier und Mensch gezielt begegnen. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir mit den Einzelterminen besser fahren“, sagt Kathrin Novotny.

Viele Menschen bedeuten Stress für die Tiere

Wenn sich viele Besucherinnen und Besucher gleichzeitig im Tierheim aufhalten, brächte das Unruhe, mit der besonders die Hunde zu kämpfen haben. Novotny: „Nach Festen oder dergleichen haben oft viele Hunde Durchfall.“ Klarer Fall von Stress. Natürlich leidet so der generelle Kontakt mit der Außenwelt. Aber: Für die Tiere sei dieses Vorgehen besser, und das Tierwohl stehe an erster Stelle, unterstreicht die Tierexpertin.

Insgesamt hat die Corona-Pandemie die Lage in den Tierheimen nicht einfacher gemacht. „Wir werden in Deutschland auf eine schwierige Situation zusteuern“, ist sich Kathrin Novotny sicher. Die Pandemie habe wie ein „Brandbeschleuniger“ gewirkt. In der Zeit der Kontakteinschränkungen hätten sich viele Menschen ein Haustier zugelegt, oftmals waren das Hunde. „Allerdings auch aus ominösen Quellen“, heißt es.

Selbstverständlich kennt der Tierschutz keine nationalen Grenzen. Aber die Praktiken, mit denen im Ausland Tiere angeblich „gerettet“ werden, hält Novotny für äußerst fraglich. „Kauft keine Welpen aus illegalen Zuchtstationen“, appelliert sie.

Nun haben es die Tierheime häufig mit Hunden zu tun, die entweder krank gebracht werden oder sich verhaltensauffällig zeigen und womöglich die eigenen Leute angeknurrt haben. Die Hundeschulen waren in der Hochphase der Pandemie geschlossen, Hilfe konnten sich die Tierbesitzer dort nicht holen. Novotny über die Neu-Herrchen und -Frauchen: „Viele sind naiv daran gegangen.“

Die Webseite des Tierheims ist stets aktuell

Für die Tierheime bedeutet das: Womöglich müssen Tiere abgewiesen werden. Die Tierheime haben über das Platzproblem hinaus andere Sorgen: finanzielle. Die Kosten für die tierärztliche Behandlung sind gestiegen, die für Energie und Futter ebenso.

Im Moerser Tierheim beginnt jetzt übrigens auch die Kittenzeit. Die kleinen Fellnasen werden nur zu zweit vermittelt oder zu einer vorhanden Jungkatze. Aktuell leben im Tierheim acht Hunde, zwei Agaporniden, zehn Kaninchen und rund 44 Katzen. Die Webseite wird stets aktuell gehalten und bietet einen ersten Überblick über einen potenziellen neuen tierischen Mitbewohner.