Kamp-Lintfort. Umstrittenes Heizungsgesetz macht sich auf dem Immobilienmarkt bemerkbar. Makler Harald Rütter darüber, was Käufer jetzt am meisten interessiert.

Das umstrittene und noch nicht verabschiedete Gebäudeenergiegesetz (GEG) hat schon Einfluss auf den Immobilienmarkt. Das bestätigt der Kamp-Lintforter Makler Harald Rütter. „Welche Heizung in einer gebrauchten Immobilie lief, war früher egal. Jetzt ist es mit das erste, wonach potenzielle Käufer fragen“, sagt er.

Das mache ein Haus, das im Energieausweis ein G oder H stehen hat, nicht unverkäuflich. Zum einen könne der Verkäufer seine Immobilie energetisch attraktiver gestalten, in dem er etwa noch eine neue Heizung einbaut. Oder der Käufer kalkuliert die neue Heizung bei seinen Kaufabsichten schon mit ein.

Es muss ja nicht der Spurt zum Effizienzhaus sein

Gleichwohl nimmt der Experte auch Druck vom Kessel: Es seien nach seiner Ansicht immer noch eher die hohen Zinsen, die die Verkaufspreise drücken, nicht die anstehenden Sanierungsmaßnahmen. Und so eilig, wie es sich für manche anhört, ist es erstmal nicht, erklärt er. Man müsse nicht aus einem 50-er-Jahre-Sparbau umgehend ein Effizienzhaus machen.

Was das aktuelle GEG vom Käufer verlangt, sei kalkulierbar: Neue Heizung, wenn die älter als 30 Jahre ist und keine Niedrigtemperatur- oder Brennwertheizung. Und dämmen der obersten Geschossdecke. Da komme man in vielen Fällen mit 30.000 Euro hin, sagt Rütter. Zwar sehe das neue GEG vor, dass ab 2024 jede neu eingebaute Heizung mindestens 65 Prozent Erneuerbare nutzen muss. Aber: Bestehende Heizungen sind nicht betroffen und sie dürfen repariert werden. Was wohl kommen werde, sei das Enddatum für fossile Brennstoffe in 2044. „Und zunächst müssen ja die Kommunen erstmal die Wärmeplanung vorlegen.“ Für kleine Kommunen gilt das Jahr 2028 als Frist.

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Jetzt überhastet eine Wärmepumpe im Bestand einzubauen, hält er nicht für sinnvoll: „Die werden bestimmt in zwei, drei Jahren billiger und effizienter sein“, so seine Einschätzung.

Alte Häuser seien durchaus interessant für manche Käufer, erklärt Rütter. Zum einen könne derzeit kaum neu gebaut werden, weil es zeitlich und finanziell kaum verlässlich zu planen sei: „Da weiß niemand, wie teuer es am Ende wird.“ Und wer nicht über üppiges Eigenkapital verfüge, für den sei ein vergleichsweise günstiges Haus derzeit die einzige Möglichkeit, überhaupt aus der Miete rauszukommen. „Und die Kaltmieten werden weiter steigen, die Nebenkosten steigen für Eigentum und Miete in gleichem Maße“, erklärt er, warum sich das Sparen für genügend Eigenkapital derzeit lohnen könnte.

Für die, die es sich leisten können, seien im Moment die „jungen Gebrauchten“ sehr attraktiv, also ab Baujahr 2000 und jünger, so die Erfahrung Rütters. Deren Energieausweis sehe da attraktiver aus.

Reihenhäuser für über 350.000 Euro? Die Zeiten sind vorbei

Aber nicht nur die Käufer müssten umdenken, sondern auch die Verkäufer. „Reihenhäuser für 360.000 Euro gehen nicht mehr weg.“ Er rechnet vor, dass sowas schnell zu einer monatlichen Belastung von 1700 Euro kalt führen könnte. „Da bleiben die Leute lieber in der Miete.“ Zwischen zehn und zwanzig Prozent weniger Erlös als noch vor zwei Jahren müssten potenzielle Verkäufer derzeit rechnen. Da bringe das Reihenhaus eben unter 300.000.

Ob man mit Fernwärme punkten kann beim Verkauf? Auf jeden Fall, aber im ländlichen Raum werde die wohl nie ankommen, ist der Makler überzeugt.