Kamp-Lintfort. Hohe Zinsen, hohe Energiepreise: Da zerplatzt für manchen der Traum vom Eigenheim. Was es zu beachten gilt, erklärt ein Kamp-Lintforter Makler.

Zinserhöhungen, wirtschaftlich und politisch schwierige Lage – da zerplatzt so mancher Traum von den eigenen vier Wänden, und wenn es nur das bescheidene Zechenhäuschen ist. Das erlebt auch Makler Harald Rütter, der in Kamp-Lintfort und in Rheinberg ein Büro hat. „Ich habe es jetzt ein paar mal erlebt, dass Finanzierungen nicht zustande kamen. Da sind auch schon mal Tränen geflossen. Die Hürden sind höher als noch Anfang des Jahres.“

Wer sich jetzt Geld leiht, muss mit 3 bis 3,5 Prozent Zinsen rechnen plus zwei Prozent Tilgung, macht eine Belastung von 5,5 Prozent, rechnet der Experte vor. „Es verkauft sich nicht so leicht wie letztes Jahr, aber es gibt immer noch Käufer.“ Ging im letzten Jahr noch jedes Objekt im Bieterverfahren weg, hat sich das geändert. Gleichwohl sei die Auftragslage hoch.

Wohl dem, der langfristige Kreditverträge abgeschlossen hat

Wer noch Kredite mit einem Prozent abgeschlossen hat, hat eine entsprechend niedrigere Belastung. Aber Obacht: Wer in den kommenden Jahren eine Anschlussfinanzierung braucht, müsse bei 300.000 Kreditsumme locker mit 400 Euro mehr Ausgaben im Monat rechnen. Gleichwohl glaubt er nicht, dass der Immobilienmarkt künftig mit gescheiterten Finanzierungen überschwemmt wird.

Harald Rütter in seinem Kamp-Lintforter Büro. Er hat noch einen Standort in Rheinberg und beschäftigt vier Mitarbeiter.
Harald Rütter in seinem Kamp-Lintforter Büro. Er hat noch einen Standort in Rheinberg und beschäftigt vier Mitarbeiter. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

„Früher hieß es: kaufen ist günstiger als mieten, jetzt heißt es: kaufen ist teurer als mieten.“ Wer kann sich jetzt noch ein Häuschen leisten? Zunächst einmal seien viele in der aktuellen Lage verhalten. Hinzu komme, dass sich auch Verkäufer von gebrauchten Immobilien von Preisvorstellungen verabschieden müssten, die noch vor einem Jahr kein Problem gewesen wären, findet Rütter.

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Er rechnet vor: Ein Normalverdiener mit 3000 Euro netto hätte das Reihenhaus für 300.000 Euro noch vor Jahresfrist mit einer monatlichen Belastung von 750 Euro stemmen können. Jetzt sind dafür 1200 Euro fällig, kalt. Mit Heizkosten geht das locker rauf auf 1600 im Monat. „Das kriegt der nicht hin“, ist Rütter sicher. Und die Banken spielen da erfahrungsgemäß auch nicht mit. Da helfen auch die 2 Prozent, mit denen die NRW-Bank noch bis Ende des Jahres Hauskäufer unterstützt, nicht viel.

Ohne Eigenkapital geht fast nichts mehr

Ohne Eigenkapital – und zwar mindestens 30 Prozent vom Kaufpreis sowie am besten auch noch Geld für die Nebenkosten des Erwerbs – werde es aktuell auf dem Markt schwer. Heißt im Fall des 300.000-Euro-Häuschens: Es wäre gut, wenn da 120.000 Euro auf dem Konto wären.

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Andersherum: Wer Geld hat, sollte investieren, findet der Makler. Er berichtet von einer Kundin, die ohne Kredit einen Eigentumswohnung kaufen konnte. „Die bekommt jetzt im Jahr 3,75 Prozent Rendite durch die Vermietung, auf der Bank hätte es nichts gegeben.“

Langfristig werden Immobilien mindestens ihren Wert halten, ist er überzeugt. Öl- oder Gasheizungen seien bei gebrauchten Immobilien kein KO-Kriterium, befeuerten aber die aktuelle Zurückhaltung bei Käufern. Da könne er aber aus seiner früheren beruflichen Tätigkeit bei Stadtwerken fachkundig beraten, behauptet Rütter.

https://www.nrz.de/staedte/moers-und-umland/grundstuecke-fuer-die-meistbietenden-id236286273.html

Zurückhaltend seien derzeit auch Bauunternehmen mit der Nachfrage nach Grundstücken. Kunststück. Vom Neubau kann Rütter in dieser Situation nur abraten, es sei denn, Geld spielt keine Rolle: „Das ist weder zeitlich noch finanziell kalkulierbar.“ Was wiederum die Nachfrage nach gebrauchten Immobilien erhöhen könnte. Auch, weil die Preise für Gebrauchtes am Preis für Neubauten hingen, sieht er zumindest langfristig die Preise nicht sinken: „Jetzt ist die Chance, zu einem normalen Preis zu kaufen“, findet der Makler.

Einen geldwerten Tipp hat Harald Rütter noch für unsere Leser: „Wenn der Kauf abgeschlossen ist, sollte der Käufer unbedingt versuchen, die Energieverträge des Vorbesitzers zu übernehmen. Alles andere wird nur teurer.“