Kamp-Lintfort. Die 30er-Zone an der Friedrich-Heinrich-Allee wirft Fragen bei Anwohnern auf. Die Stadt klärt auf – und stellt neue Tempolimits in Aussicht.

Seit dem Frühjahr gilt in einem Abschnitt der Friedrich-Heinrich-Allee Tempo 30. Einige der Anwohnerinnen und Anwohner in Kamp-Lintfort haben sich mit dem neuen Tempolimit offenbar aber auch nach Monaten noch nicht anfreunden können. Dass auf demselben Stück nun auch noch geblitzt wird, trägt nicht gerade zur Versöhnung bei.

Begründet wird die Geschwindigkeitsbeschränkung zwischen den Hausnummern 88 und 114 mit dem Lärmschutz. Tempo 30 gilt dort rund um die Uhr und nicht wie andernorts nur zwischen 22 und 6 Uhr. Dass nur einige hundert Meter weiter andere Häuser ähnlich nah an der Straße liegen, sorgt bei NRZ-Leser Peter Keil für Unverständnis. „Wohnt in dem Bereich eine besonders wichtige Person? Oder wurde dort eine günstige Position für einen Blitzer vorbereitet?“, fragt er.

Tempo 30 in Kamp-Lintfort: „Lärmwerte werden deutlich überschritten“

Martin Notthoff, Kämmerer der Stadt Kamp-Lintfort, hat eine klare Antwort. Vor der Genehmigung des Großbauprojektes auf dem ehemaligen Parkplatz der Landesgartenschau, bei dem bis zu 460 Wohneinheiten geschaffen werden sollen, wurde ein Lärmgutachten durchgeführt. Das Ergebnis: „Bereits heute werden die zulässigen Lärmwerte deutlich überschritten.“ Im schlimmsten Fall könnten Anwohnern durch die Verkehrslautstärke sogar gesundheitliche Schäden drohen, so Notthoff. „Die Anordnung der Tempo 30-Zone war auch tagsüber alternativlos.“

Ein weiterer Anlass zur Irritation ergibt sich daraus, dass Autofahrerinnen und -fahrer in Höhe der Förderschule und Universität ohnehin schon maximal Tempo 30 fahren dürfen und so nur für einen kurzen Streckenabschnitt auf 50 beschleunigen. Das Argument, dass Fahrzeuge besonders durch das Beschleunigen und Abbremsen besonders viel Lärm verursachen, weist die Stadt zurück.

Verkehr in Kamp-Lintfort: Stadt kündigt neue 30er-Zonen auf Friedrich-Heinrich-Allee an

Dennoch ist es gut möglich, dass die Geschwindigkeit auf der Straße bald einheitlich reglementiert wird. Denn: Durch die Bauarbeiten wird es voraussichtlich auch in weiteren Abschnitten lauter für Bewohnerinnen und Bewohner. „Dann werden wir weitere Tempo 30-Zonen an der Friedrich-Heinrich-Allee zwischen Hochschulparkplatz und Quartiersparkplatz ausweisen müssen“, stellt Kämmerer Notthoff in Aussicht.

Schon jetzt sollen die Verkehrsteilnehmer an langsameres Fahren gewöhnt werden. Dafür sorgt seit einigen Tagen ein mobiler Blitzer in Diensten des Kreises Wesel. Dessen Einsatz kurz nach Einrichtung der 30er-Zone wird auch in den sozialen Medien kritisch diskutiert. Einige Nutzer sehen in dem Blitzer eine „grundlose“ Maßnahme, um Verwaltungskassen zu füllen, andere appellieren an ihre Mitbürgerinnen und -bürger, sich einfach an das Tempolimit zu halten.

Kamp-Lintfort: Stadt will eigenen Blitzer einsetzen dürfen

Martin Notthoff kann den Frust einiger Betroffener verstehen. „Aus unserer Sicht als Stadt wäre es wünschenswert, wenn wir einen eigenen Blitzerohne Personal flexibel einsetzen könnten.“ Er könne nachvollziehen, dass sich einige Bürgerinnen und Bürger durch die häufig wechselnden Standorte für Geschwindigkeitsmessungen “veräppelt fühlen“.

Bislang richtet sich die Möglichkeit für Städte, selbst zu blitzen, nach deren Größe. Während die Stadt Moers bereits über ein eigenes Gerät verfügt, hat eine entsprechende Initiative des Städte- und Gemeindebundes für Kamp-Lintfort bislang noch kein Ergebnis erzielen können.