Kamp-Lintfort. Kamp-Lintforter klagen über wilde Müllkippen. Die Stadt versucht mit bestimmten Maßnahmen gegenzusteuern. Nicht immer mit dem gewünschten Erfolg.

Es ist ein Dauerthema, aber es ist deswegen ja nicht weniger leidig: Der wilde Müll in der Stadt. Da helfen auch noch so erfolgreiche Müllsammeltage nur punktuell. Leser Hans Haake klagt sein Leid über zugekippte Baumscheiben an der Sudermannstraße. „Da sind auch Farbeimer dabei. Was, wenn einer die nimmt und den Inhalt auf die Straße kippt?“, sorgt er sich. Nach seinen Angaben versucht er schon seit sechs Wochen an mehreren Stellen bei der Stadt auf den Unrat hinzuweisen. Bis Montag vergeblich. Mittlerweile sei er sehr verärgert, sagt er. Das Zeug liegt immer noch da: Neben Farbeimern auch eine Kloschüssel, Decken, CDs, Wäscheständer und – ein kleiner Mülleimer.

Ebenso beklagt ein Leser jede Menge Müll an der Graftstraße an der Stadtgrenze zu Rheinberg. Hier reicht das Spektrum vom Frontspoiler eines Autos über aufgetürmte Müllsäcke unbekannten Inhalts, Teppiche und Kanister bis zu Bauschutt. Hier ist nun das Ordnungsamt Rheinberg am Zuge. Gleichwohl habe er, so der Leser, auf Kamp-Lintforter Gebiet Ähnliches erlebt – mit zum Teil abenteuerlichen Ausreden. Da lädt ein Mensch einen ganzen Anhänger voller Bauschutt ab. Darauf angesprochen habe dieser erklärt, er wolle das hier nur zwischenlagern und komme es morgen wieder abholen. Ein anderer beklagte, dass sein Navi ihm den Weg zum Asdonkshof wohl falsch angezeigt habe.

Das ist wie Hase und Igel

Graftstraße, Stadtgrenze zu Rheinberg.
Graftstraße, Stadtgrenze zu Rheinberg. © privat

Die Stadt Kamp-Lintfort versucht gegen die wilden Müllkippen anzukämpfen. An manchen als solche bekannten Orten verwehren nun Poller oder Feldsteine die Zufahrt. „Aber das ist wie bei Hase und Igel“, erklärt Dezernent Martin Notthoff. Dann liege der Müll halt woanders. Derzeit gebe es einen neuen „Hotspot“ für das ärgerliche Phänomen in der Nähe vom Bismarckplatz. Dort führe eine Stichstraße auf das Gelände einer privaten Wohnungsbaugesellschaft, die offenbar einsam genug ist, damit sich die Müllsünder unbeobachtet fühlen.

Die die Beseitigung des illegal entsorgten Mülls kostete die Stadt 2022 33.500 Euro, wie aus dem Abfallbericht hervorgeht. Dort wird von „vorläufiger“ Kostenrechnung gesprochen. Im Vorjahr waren es 32.014 Euro, die aufgewandt werden mussten. Im Abfallbericht wird auch davon ausgegangen, dass die meisten der Verursacher wohl Kleingewerbler seien. Dafür sprächen Art und Menge des Unrats. Teilweise seien „ganze Lkw-Ladungen“ abgekippt worden. „Verursacher waren in der Regel nicht zu ermitteln“, heißt es weiter. Als „Hotspots“ werden genannt unter anderem die Rayer Straße, das Niephauser Feld oder die Parkplätze in der Leucht.

Das Problem an der Sudermannstraße sei nicht unbekannt, erklärt Dezernent Notthoff auf Nachfrage. Dort komme es ebenfalls häufig zu unrechtmäßiger Müllablagerung. „Meine Leute sagen auch, dass sie dort regelmäßig hinfahren“, sagt er. Allerdings seien, so Notthoff, manche „Ordnungsvorstellungen nicht umsetzbar“. Zwei Leute mit einem Wagen könnten „nicht zaubern“ und so schnell reagieren, wie es von manchen gewünscht werde. Bestimmte Plätze mit Videoüberwachung ausstatten? Wäre das eine Lösung? „Da sehe ich einen bunten Strauß an Dingen, die dagegensprechen. Erstens: die Kosten, die ja dann die Bürger mittragen müssten. Zweitens wird sich das Problem dann auch nur wieder verlagern. Und dann ist da noch der Datenschutz vor“, erklärt der Kämmerer.

Das Problem: Benehmen

Der empfiehlt, unverdrossen wilden Müll zu melden, entweder bei der Abfallberatung unter 02842/91 21 83 oder über das Formular auf der Homepage der Stadt. Dort könne man auch Fotos hochladen. Aber klar ist: „Wir haben kein Problem mit der Meldemöglichkeit von wildem Müll, sondern eines mit einigen Menschen, die sich nicht benehmen können.“