Kamp-Lintfort. Das Abfallentsorgungszentrum hat seine Wertstoffe von einem Profi für einen Kalender ins rechte Licht setzen lassen. Eine Schnapsidee, heißt es.
Die Models waren ein bisschen schmuddelig, zerschrammt, verbeult, kaputt – eben nicht das, was man mit dem Wort „schön“ verbindet. Aber genau das machte den Reiz für den Fotografenmeister Michael Ricks aus. „Sonst arbeite ich mit nagelneuen Dingen, die keine Schramme, kein Kratzer, kein Stäubchen haben dürfen“, sagt der Werbe-Fotograf. Aber die Formen, Farben und Oberflächen, die er bei seinen Besuchen im Asdonskhof vorgefunden hat, haben ihn fasziniert.
„Es war eine Schnapsidee“, sagt Cornelia Bothen, Pressesprecherin des Kreis Weseler Abfallentsorgungszentrums. Eigentlich war der Profi an der Kamera angeheuert worden, um die Homepage
des AEZ auf Vordermann zu bringen. Aber weil Ricks so viel Spaß am Müll hatte, der ja eigentlich in vielen Fällen ein Wertstoff ist, war bald die Idee geboren, einen Kalender zum 25-jährigen Jubiläum mit diesen spröden Schönheiten zu produzieren. Das erste Teil, das Ricks ins Auge gefallen ist, war seinerzeit eine Spule mit Kupferkabel.
Die Außenstelle des AEZ
Danach hat er körbeweise Müll weggeschleppt, um es in seinem Studio kreativ ins rechte Licht zu setzen. „Ich bin im Moment so was wie die Außenstelle des AEZ“, sagt Ricks lachend, der die Garage noch voll hat mit Zeug, das seinem gestrengen Blick nicht standgehalten hat: Bobby Cars, Plastik-Gartenmöbel, von den sechs kaputten Frontschürzen von bedauernswerten Autos hat es nur eine in den Kalender geschafft.
Seine Ehefrau, gibt Ricks zu, habe anfangs dem Vorhaben sehr skeptisch gegenüber gestanden. Schließlich geht ihr Mann normalerweise mit definitiv dekorativerem Material um. „Aber als sie die Bilder gesehen hat, war sie wieder ganz bei mir.“
Auch interessant
Hilfsbereite Mitarbeiter suchen nach Foto-Motiven
Ricks hat sich sehr darüber gefreut, wie hilfsbereit und ebenfalls von der Idee begeistert die Mitarbeiter im Asdonkshof waren. „Die sind für mich in die Container gekrabbelt und haben dann was hochgehoben und gefragt: Ist das schön?“ Nicht jeder hat eben den klaren Blick für die verborgene Ästhetik im Abfall. „Aber die Leute haben so lange gekramt, bis wir zufrieden waren“, erklärt Ricks, der das Projekt mit seinem Azubi gestemmt hat. Jung, engagiert in der Fridays-for-Future-Bewegung – da kam das Thema Nachhaltigkeit gut an.
Denn natürlich geht es auch darum: Zu zeigen, dass für vieles im Asdonkshof nicht Endstation ist. Das Besteck zum Beispiel, das aus unerfindlichen Gründen im Restmüll gelandet ist und bei der Schlackenaufbereitung gefunden wurde, geht an Stahlwerke. „Auch Katzenfutterdosen, die ja eigentlich in den gelben Sack gehören, werden dann wieder eingeschmolzen“, erklärt Cornelia Bothen. Michael Ricks räumt ein: „Ich habe hier auch viel gelernt.“ Etwa, dass die kaputten Stoßstangen aus sortenreinem Kunststoff bestehen und prima recycelt werden können.
Auch interessant
Der Kalender ist nicht verkäuflich. Der Asdonkshof verschenkt die 500-er-Auflage an Kunden und Mitarbeiter. Ricks war so begeistert, dass er für sich auch 300 Exemplare hat drucken lassen, die er ebenfalls an Kunden weitergibt.
>>> VERLOSUNG
Der etwas andere Abfallkalender ist nicht käuflich. Aber wir dürfen zehn Exemplare verlosen, die dann per Post verschickt werden. Dazu eine E-Mail mit dem Stichwort „Asdonkshof“ senden an: lok.moers@nrz.de. Name und vor allem die vollständige Anschrift nicht vergessen. Gehen mehr Mails als zehn ein, entscheidet das Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.