Kamp-Lintfort. Geschichtenerfinder gesucht: Der Verein LesART lädt zum Wettbewerb. Es geht um „Das Geheimnis von Kloster Kamp“. Da lässt sich viel erzählen.

„Das Geheimnis von Kloster Kamp“: Na, das wird wohl der Titel so mancher spannender Detektivgeschichte. Diese oder eine andere Form der Erzählung sollen sich die Viertklässler aller Kamp-Lintforter Grundschulen ausdenken. Zum dritten Mal sind die Grundschüler als Geschichtenerfinder beim Verein LesART gefragt. Beim ersten Anlauf 2020 drehte sich natürlich alles um die Landesgartenschau, im vergangenen Jahr konnten sich die Kleinen bei einer Nacht in der Mediathek schön gruseln oder in die Welt der Bücher entführen lassen, nun also Kloster Kamp. Klar, das Jahr steht im Zeichen des 900-Jahr-Jubiläums des Klosters.

Zur Einstimmung auf das Thema besuchten am Dienstag die ersten vierten Klassen die Abteikirche, unter anderem die 4b der Ernst-Reuter-Schule. Der ehrenamtliche Gästeführer und ehemalige Grundschullehrer Ernst Surges empfing die kleinen Autoren in spe. Natürlich wurde der Ausflug mit ihm keine Geschichts- oder Religionsstunde, sondern eher ein munteres Suchspiel. Etwa nach 120 Rosen, einem Löwen und zwei Indianern. Das soll es alles in diesem frommen Haus geben? Aber ja doch, die Viertklässler wissen nun auch wo.

Die Legende der Heiligen Agatha

So mancher der herausgeforderten Geschichtenerfinder hatte wohl auch schon die eine oder andere Idee im Hinterkopf: „Gibt es hier auch Geheimgänge?“, wollte einer von Surges wissen.

Klar, aber da dürfe selbst er nicht rein, antwortete der und schürte so die Fantasie der Kinder. Ein bisschen was für gruselige Aspekte in einer Geschichte lieferte die grausame Geschichte der Heiligen Agatha, die zu Tode gefoltert wurde, weil sie sich weigerte, einen Nichtchristen zu heiraten. Und dann liegt da auch noch ein Stück vom Schädel der Geschundenen im Altar.

Wie es ganz am Anfang war auf Kamp

Wie man eine bestimmte Stimmung aufbauen kann in einer Geschichte – dafür lieferte Surges Material, als er erzählte, wie das so war, damals vor 900 Jahren auf Kamp: „Es war kalt und nass, hier war nur Wald und Sumpf, als die Mönche hier ankamen.“

Und erzählte den gebannt zuhörenden Kindern davon, dass die Mönche „auf alles verzichtet haben, was schön ist“. Nicht mal Schuhe gab es. Nur viel Arbeit, viel Beten. Reichtum versprachen sie sich später im Himmel, den sie mit güldener Krone geschmückt betreten würden.

Viel zu gucken und zu staunen gab es für die Viertklässler.
Viel zu gucken und zu staunen gab es für die Viertklässler. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Verbotenes tun, das ist ja auch spannend. Die Viertklässler durften am Dienstag etwas, was sonst niemand darf. Sie konnten an dem roten Sperrseil vorbei den Chorraum betreten. Sie konnten im Chorgestühl Platz nehmen und es richtig krachen lassen. Surges erklärte, dass die Redewendung „Halt mal die Klappe“ hier ihren Ursprung hat. Wenn nämlich einer der Mönche beim Aufstehen nicht aufpasse und der Klappstuhl lärmend gegen die Gestühlrückwand fiel, wurde er so zurechtgewiesen. Sie durften laut sein, singen. Und weil nunmal das Lied, das jeder kennt, „Happy Birthday“ ist, schmetterten die Ernst-Reuter-Schüler eben dieses Lied im Chorraum und staunten nicht schlecht, wie laut und schön das klang. Und sie konnten – die einen mehr, die anderen weniger – genau das Schädelstück der Agatha im Altar von ganz nah betrachten.

Die gruseligste aller Geschichten des Christentums

Na, das dürfte wohl genug Material sein für die kommenden Umberto Ecos und Enid Blytons aus Kamp-Lintfort. Obwohl, da fehlt noch die gruseligste und grausamste Geschichte des Christentums: die Kreuzigung Jesu Christi. In der Abteikirche kann man die Wunde des Dolchstoßes „lebensecht“ in Augenschein nehmen.

So, nun fix den Bleistift gespitzt, bis zum 6. März sollen die Geschichten fertig sein. Und sie sollen ausschließlich in der Schule entstehen.

Gewinnen wird übrigens die kreativste und originellste Geschichte, nicht die ohne Rechtschreib- oder Grammatikfehler, wie LesArt betont. Die Siegerehrung wird im Juni sein.

>>> INFO

Der Schreibwettbewerb „Die Geschichtenerfinder“ ist eine Initiative des Vereins zur Leseförderung, LesART. Unterstützung gibt es vom Kulturbüro, dem Geistlichen und Kulturellen Zentrum Kloster Kamp und dem Hauptsponsor Stadtwerke. Die schönsten Geschichten werden in einem Buch zusammengefasst und in den Klassen verteilt.