Kamp-Lintfort. . Schnitzwerk der Orgelbrüstung der Abteikirche Kamp mit zu wenig Bewegungsfreiheit. Ständig gab es Risse. Die sind repariert, die Ursache ist beseitigt.

Da hat einer vor mehr als 300 Jahren wohl einen dummen Denkfehler gemacht. Seither reißt es immer wieder im prachtvollen Schnitzwerk der Orgelempore der Abteikirche Kloster Kamp. Zahlreiche eiserne „Flicken“ und Nägelchen sowie andere Reparaturspuren zeugen davon. Der Verein der Freunde der Abteikirche hat 2013 gesagt: Das muss ein Ende nehmen. Das Institut für Konservierungswissenschaft der Fachhochschule Köln wurde mit einer Bestandsaufnahme und Konzepterstellung beauftragt. Ergebnis: Die gesamte Konstruktion in sich ist fehlerhaft. Das Holz hatte bei Wärme oder Kälte nicht genügend Bewegungsfreiheit zwischen Schnitzereien und Friesen, konnte nicht arbeiten. Da musste es ja regelmäßig krachen im Gebälk.

Wie immer war die Finanzierung das Problem, denn weder Kirchenvorstand noch das Bistum hatten für die Arbeiten an der Orgelbrüstung Geld zu Verfügung. Der Freundeskreis mit seinen 60 Mitgliedern musste ran. Er stemmte 15 000 Euro. Das reichte zumindest für die Orgelbrüstung. Das Orgelportal hingegen bleibt vorläufig noch ein bisschen grau und das Blattgold blass. Es fehlen nochmal 15 000 Euro, um auch dies in Angriff nehmen zu können.

Im Zuge der Restaurierungsarbeiten, die von einer Spezialfirma mit dem bezeichnenden Namen Engel-Bangen aus Havixbeck durchgeführt wurden, schaute sich auch ein Statiker die gesamte Empore genauer an. Zwei, drei Leutchen hält das Gebälk noch aus, aber einen kompletten Chor samt Orchester niemals. Neue Baustelle also. „So kann es gehen“, seufzt Hans-Gerd Klaßen, der Vorsitzende der Freunde der Abteikirche. Die Folge: Kaum sind die Schnitzereien wieder schön, werden sie sorgsam verpackt und abgedeckt. Die Arbeiten am Boden der Empore machen nun mal Dreck.

„Dann könnten wir bei den Schnitzereien wieder von vorne anfangen“, fürchtet Klaßen. Bis Weihnachten soll die Empore fertig sein, auch wenn der Vorsitzende des Freundeskreises das Ziel für sehr sportlich hält.

Die Orgel mit König David als krönendem Abschluss geht auf Abt Wilhelmus III Norf aus Rheinberg zurück, wie Klaßen weiß. Orgelwerk und Pfeifen sind schon mehrfach repariert worden, Prospekt und Brüstung blieben all die Jahre im Original erhalten. Nach der Landesgartenschau im Jahre 2020 gibt es auch am Kamper Berg etwas zu feiern: 900 Jahre Abteikirche.