Kamp-Lintfort. Christopher Tittmann ist neuer Klimaschutzmanager in Kamp-Lintfort. Woher der 28-Jährige kommt, was er macht und was er noch vorhat.

Kamp-Lintfort hat einen neuen Klimaschutzmanager: Christopher Tittmann, 28 Jahre alt, hat am 1. Juli seinen Dienst im Rathaus angetreten. Im Interview spricht der gebürtige Kamp-Lintforter über seine neue Herausforderung, anstehende Projekte und seine Vorbildfunktion...

Vor 15 Jahren kannte kaum jemand den Beruf des Klimaschutzmanagers. Wie und warum sind Sie Klimaschutzmanager geworden?

Da muss ich ein bisschen ausholen. Nach dem Abitur bin ich zum Studium nach Aachen gezogen, wo ich an der RWTH meinen Bachelor und Master in Angewandte Geografie gemacht habe. Dort bin ich mit dem Themenbereich so richtig in Kontakt gekommen. Da waren dann auch die Anfänge des Klimaschutzes, also die Klimaschutzkonferenz in Rio 1992 oder das Kyoto-Protokoll 1997, wichtige Themen. Dass wir Klimaschutz betreiben müssen, ist ja schon länger bekannt. Während des Studiums habe ich bei der Stadt Rheinberg in diesem Themenfeld ein Praktikum gemacht und erste Eindrücke gewonnen, was Klimaschutz in einer kommunalen Verwaltung bedeutet. Nach dem Studium habe ich eine Stelle als Klimaschutzmanager in Sonsbeck angetreten und war dort zweieinhalb Jahre tätig. Dieses Jahr im Sommer hat sich dann die Möglichkeit ergeben, hier in Kamp-Lintfort anzufangen.

Sie kommen aus Kamp-Lintfort. Ist das ein besonderer Ansporn, in der eigenen Stadt den Klimaschutz voranzubringen?

Auf jeden Fall. Klimaschutz macht zwar nicht an der Stadtgrenze halt, aber wenn man in der Stadt, in der man groß geworden ist, in der Familie und Freunde leben, an Stellschrauben drehen und Dinge anstoßen kann, ist es natürlich noch mal was ganz anderes. Man kennt ja auch seine Ecken und hat Ideen für Projekte. Wenn man dann die Möglichkeit hat, im Zusammenspiel mit der Politik, der Verwaltung und den Bürgerinnen und Bürgern die Stadt der Zukunft mit zu entwickeln, dann ist das etwas, wofür ich brenne.

Welche Projekte liegen Ihnen am Herzen?

Das Themenfeld Klimaschutz ist breit gefächert. Wir arbeiten uns an den Zielen des Klimaschutzkonzeptes entlang. Unter anderem haben wir jetzt die Aufgabe, das Konzept, das ja 2016 erstellt wurde, noch einmal zu novellieren. Vieles, was vor sechs Jahren aktuell war, ist ja fast wieder veraltet. Ein neues Themenfeld ist da unter anderem der Wasserstoff. Aktuell gehört auch das Schulprojekt „Aktiv fürs Klima“ dazu. In diesem Projekt werden Hausmeister, Lehrerinnen und Lehrer durch Workshops, Arbeitsmaterialien und angedachte Verhaltensänderungen darüber informiert, wie und wo man Energie sparen kann. Dazu gehört auch im Nachgang eine entgeltliche Belohnung, wenn die Maßnahmekataloge umgesetzt werden. Darüber hinaus wollen wir auch weitere stadteigene Förderprogramme auflegen, etwa wenn es um Fassaden- oder Dachbegrünung geht.

Wie kommunikativ und vernetzt muss man als Klimaschutzmanager sein?

Als eine Person kann man natürlich nicht alle Punkte abdecken. Da ist ein Netzwerk schon sehr, sehr wichtig – eigentlich unabdingbar. Wir haben verschiedene Kooperationspartner, unter anderem die Stadtwerke, Innovation City oder die Verbraucherzentrale. Wir greifen aber auch gerne auf das zurück, was andere Städte und Kommunen schon gemacht haben.

Macht die aktuelle Energiekrise Ihre Arbeit einfacher oder schwieriger?

Es ist problematisch, in der jetzigen Situation von ,einfacher’ oder ,schwieriger’ zu sprechen. Auf der einen Seite merkt man jetzt gerade natürlich, dass uns aktuell vermehrt Anfragen zum Thema Energiesparen erreichen. In der letzten Woche hatten wir zum Beispiel eine Abendveranstaltung mit dem Schwerpunkt Wärmepumpen im Gebäudebestand, die trotz des heißen Wetters mit 85 Teilnehmenden wirklich extrem gut besucht war. Ein Effekt ist also, dass die Bürgerinnen und Bürger merken: Ich muss was tun! Tipps und Tricks sind in diesem Zusammenhang gerade sehr gefragt.

Im Umweltausschuss geht es jetzt um das Projekt Evolving Regions, also wie die Kommunen im Kreis Wesel gemeinsam bei der Klimafolgenanpassung weiter vorgehen können. Was bedeutet das konkret für Kamp-Lintfort?

Evolving Regions ist ein Projekt, von dem alle Städte und Kommunen im Kreis Wesel profitieren. Bei der Klimafolgenanpassung geht es darum, mit Phänomenen, die wir jetzt schon haben – also zum Beispiel viel heißere Sommer, stärkere Niederschläge oder mildere Winter – umzugehen. Also mit einer progressiven, zukunftsangepassten Stadtentwicklung darauf zu reagieren, etwa mit mehr Grün- oder Wasserflächen in den Innenstädten.

Die beteiligten Akteure des Projektes haben eine sogenannte „Road Map“ erstellt, die ein Handbuch mit mehr als zwanzig Maßnahmenvorschläge für die Kommunen darstellt. Dazu gehört auch eine Klimawirkungsanalyse, auf der kartografisch festgehalten ist, wo neuralgische Punkte im Stadtgebiet zu finden sind.

Finanziert über Fördergelder soll jetzt in Kamp-Lintfort eine neue Stelle rund um das Thema Klimafolgenanpassung geschaffen werden, um ein für Kamp-Lintfort angepasstes Konzept zu erstellen.

Sie fahren mit dem Fahrrad zur Arbeit. Inwieweit muss man in Ihrem Job auch Vorbild sein?

Also – man muss in gewisser Hinsicht tatsächlich ein bisschen Vorbild sein. Ich kann Bürgerinnen und Bürger von gewissen Dingen nicht überzeugen, wenn ich nicht auch selbst dahinter stehe. Ich wohne fünf Minuten vom Rathaus entfernt, wenn ich da mit dem Auto kommen würde, sähe das schon komisch aus. Im Rathaus zum Beispiel geht es oft auch um kleinere Maßnahmen, etwa den Umgang mit dem Drucker oder das konsequente Ausschalten der Mehrfachsteckdosen nach der Arbeit. Man nervt die Kollegen vielleicht manchmal, aber man steht eben auch hinter diesen Ideen und Projekten.