Kreis Wesel/Kamp-Lintfort. Die Bäckerei aus Kamp-Lintfort betankt ihre acht Lkw jetzt mit Diesel, der auf Speisefetten basiert. Auch andere Unternehmen sind interessiert.

Früher in der Fritteuse, jetzt im Lkw-Tank: Die Bäckerei Berns aus Kamp-Lintfort möchte bei ihrer Fahrzeugflotte auf biobasierten Synthetik-Diesel setzen, der aus Speisefetten entsteht. Man wolle sich noch klimaneutraler aufstellen, brauche aber gleichzeitig auch genügend Kraft in den acht Lkw, um die schweren Maschinen zu transportieren, erklärt Christian Engelen, kaufmännischer Leiter der Bäckerei, bei der Vorstellung am Montag.

Allein der Holzofen, mit dem die Bäckerei die Wochenmärkte in einem Umkreis von rund 70 Kilometern anfährt, wiegt laut Engelen 800 Kilogramm, die Hebebühne der Laster ist auf 1,5 Tonnen ausgelegt. All das Gewicht bekomme man mit einem Elektro-Lkw noch nicht bewegt, so Engelen weiter.

Aus diesem Grund befüllt die Bäckerei ihre Laster mit dem Synthetik-Diesel Fuelmotion, und das in einem geschlossenen System vor der eigenen Haustür. An allen Tankstellen gibt es den Sprit nämlich nicht zu kaufen. Der Grund: Die Zehnte Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (10.BImSchV). Sie regelt, welche Kraftstoffe an Tankstellen verkauft werden dürfen. Demnach dürfen Bio- oder Synthetik-Kraftstoffe nicht in Reinform verkauft, sondern nur beigemischt werden.

Bislang bleibt die Bundesregierung bei ihrer Haltung und verweigert eine allgemeine Zulassung für den Kraftstoff, der laut Fuelmotion pro Liter etwa 20 Cent über herkömmlichem Diesel liegt und bis zu 90 Prozent CO2 in der Gesamtbilanz einsparen soll. Allerdings möchte das Kreis Weseler FDP-Bundestagsmitglied Bernd Reuther Bewegung in der Sache vernommen haben. Mittlerweile habe man viele Mitstreiter in Berlin. Dabei ist die Umweltfreundlichkeit von E-Fuels umstritten. Jedoch: Nur mit Elektromotoren werde man die Klimaziele nicht erreichen, sagt Reuther.

„Ich bin zuversichtlich, dass auch nach 2035 noch Fahrzeuge mit E-Fuels betankt werden können“, sagt der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, der die Erstbetankung auf dem Berns-Werksgelände ebenso verfolgte wie zahlreiche Oldtimer-Liebhaber und Unternehmer aus der Region. Zum Beispiel Peter Landwehrs.

Beim Bauunternehmer aus Kamp-Lintfort sind die Herausforderungen ähnlich gelagert wie bei der Bäckerei. Heißt: Zahlreiche Fahrzeuge und Baumaschinen mit hoher Anhängerlast. „Als Privatperson würde ich nichts anderes mehr fahren als E-Wagen“, sagt Landwehrs. In seiner Berufssparte sei das aber noch nicht praktikabel. Weder bei den Fahrzeugen noch bei den Baumaschinen. „Die sind noch gar nicht für einen ganzen Arbeitstag ausgelegt, sondern nur für fünf bis sechs Stunden“, so Landwehrs.

Bei Berns möchte man die Entwicklung von E-Fahrzeugen weiter verfolgen, man sei aber vom Synthetik-Diesel überzeugt, sagt Christian Engelen, der auch den nächsten Schritt ankündigt. Eine Tankstelle auf dem Betriebsgelände.

Bernd Reuther will die Eindrücke mit nach Berlin nehmen und weiter auf eine Zulassung hinwirken. Das Produkt sei marktreif und das Interesse groß. Kleines Hindernis für den FDP-Politiker: 10.BImSchV liegt nicht im Geschäftsbereich des Verkehrs-, sondern in dem des Umweltministeriums.