Kamp-Lintfort. Seit 18 Jahren gestaltet Katharina Apel-Hülshoff das Programm des Kammermusikfests. Im Interview spricht sie über Romantik und Herausforderungen.

Das Kammermusikfest Kloster Kamp steht in den Startlöchern. Die ersten öffentlichen Proben beginnen am 31. Juli, 10 Uhr. Probenorte sind der Rokokosaal im Kloster Kamp, die Niederrhein-Schule sowie der Pferdestall im Schirrhof. Dort findet auch das Eröffnungskonzert am 3. August statt. Mit der künstlerischen Leiterin Katharina Apel sprach im Vorfeld Redakteurin Karen Kliem.

Guten Tag Frau Apel, Sie gestalten – gemeinsam mit Ihrem Mann – schon seit 18 Jahren das Kammermusikfest Kloster Kamp. Wird das nicht langweilig? Ist das nicht ein bisschen viel Romantik?

Katharina Apel: Hallo Frau Kliem, ich finde ein Zuviel an Romantik kann es im Leben gar nicht geben, auch von der Musikepoche kann ich nicht genug bekommen (lacht).

Was leitet Sie bei der Zusammenstellung des Programms?

Wir haben natürlich unseren Untertitel „Meisterwerke der Klassik und Romantik“, aber wir möchten unserem Publikum auch weniger bekannte Schätze der Kammermusik vorstellen. Auch macht es Sinn, von einem weniger bekannten Komponisten oder einem Komponisten, der nicht gerade für seine Kammermusik bekannt ist, wie dieses Jahr Richard Strauss, gleich mehrere Stücke zu programmieren. Die einzelnen Konzerte sollten in sich stimmig sein, aber wir achten auch auf einen roten Faden im Gesamtprogramm.

Gibt es noch Stücke, die auf Ihrer Wunschliste stehen, die aber noch nie beim Kammermusikfest erklungen sind?

Ja, die gibt es zum Glück . Aber es muss, wie gesagt, passen. Daher müssen wir und das Publikum noch geduldig auf den richtigen Moment warten.

Wenn Ehepaare gemeinsam arbeiten, ist das nicht zwangsläufig harmonisch. Gab es bei Ihnen auch schon mal Auseinandersetzungen und worüber?

Nein, die gab es bei uns noch nie (lacht wieder)... Nein im Ernst… wir haben in den Jahren natürlich auch gelernt, mit so manchen Situationen umzugehen. Schon alleine gemeinsame Proben sind, glaube ich, für jedes Paar eine Herausforderung. Aber die Freude über ein gemeinsames und gelungenes Konzert oder ein ganzes Festival entschädigt und überwiegt.

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Das Tango Argentino Konzert war ja binnen Stunden ausverkauft. Es hat wohl einen Nerv getroffen. Wer hatte die Idee zu diesem, sagen wir, „Irrläufer“ im Programm und wie kam es dazu?

Wie der Name der Tänzerin schon verrät, ist es meine Nichte Sarita Apel, die wir mit ihrem Partner Andres Bravo gewinnen konnten, sich auf unsere Idee einzulassen. Ich hatte schon länger den Wunsch, mal mit ihr etwas zusammen zu machen. Und ich liebe den Tango. Sowohl die Musik , als auch den Tanz und die ganze Atmosphäre. Außer dem Bandoneonisten Nicolas Maceratesi sind wir keine Tango-MusikerInnen. Das wollen wir auch gar nicht erst versuchen zu imitieren. Astor Piazzolla war ein Grenzgänger. Er ist eben auch in der sogenannten „ernsten Musik“ ein anerkannter Komponist gewesen. Auf viele Werke kann man zum Beispiel gar nicht Tango tanzen. Das Spannende wird sein, das zu kombinieren. In dieser Zusammensetzung ist dies Projekt ziemlich einzigartig.

Wird es bei den nächsten Kammermusikfesten wieder einen populären Ausreißer geben?

Ich hoffe, wir werden unser Publikum immer mit neuen Ideen überraschen und sie über die Vielfalt der Kammermusik staunen lassen können.

Ein besonderes Merkmal des Festes sind die öffentlichen Proben. Sind die eher Fluch oder eher Segen?

Ich bin froh, dass wir diese Form von Anfang an eingeführt haben. Wir haben dadurch einen engeren Kontakt zum Stammpublikum und auch wenn neu hinzustoßenden MusikerInnen am Anfang manchmal schlucken müssen, profitieren wir sehr von der konzentrierten, effektiven, eigentlich konzertanten Situation.

Worauf freuen Sie sich beim kommenden Kammermusikfest persönlich am meisten?

Ich freue mich immer auf die MusikerInnen, alte und neue Bekanntschaften, neue Erfahrungen mit schon bekannten Stücken oder ganz neue Stücke, wie für mich diesmal das hochromantische Klavierquintett von Georgy Catoire. Aber natürlich diesmal auch auf den Tangoabend in der tollen neuen Halle, dem alten Straßenbahndepot, das die Familie Welling genialerweise wieder zum Leben erweckt hat und uns dankenswerterweise zur Verfügung stellt. Aber am meisten beglückt es mich, dass wir wieder, wie vor der Pandemie, in allen von uns so geliebten Konzertorten spielen können.

>>>INFO

Der Tango-Argentino-Abend war ruckzuck ausverkauft. Organisatorin Jeannette von der Leyen erzählt, dass nicht ein Tag vergehe, an dem sie weitere Interessenten vertrösten müsse.

Es gibt allerdings noch Karten für die Konzerte auf Schloss Bloemersheim (Abschlusskonzert, 7. August, 18 Uhr), für die Matinee auf Schloss Ossenberg (7. August, 11 Uhr) sowie für die Soiree am Samstag, 6. August, 18 Uhr in der Johanneskirche in Rayen. Die Karten kosten 26 Euro und sind erhältlich unter www.kammermusikfest-klosterkamp.de oder im Zentrum Kloster Kamp, Abteiplatz 13, 02842/927540.