Kamp-Lintfort. Ein Ort für Kunst und Begegnung soll der Mehrzweckraum am Schirrhof werden. Ideen fürs Programm gibt es, werden aber auch gerne noch angenommen.
Eigentlich sollte ja schon längst Leben in der Bude sein, aber der Saal des Schirrhofs liegt im Lockdown. Mit dem Silvesterkonzert des Kammermusikfests Kloster Kamp wäre es los gegangen. „Seitdem schieben wir alles“, erklärt Susanne Rous, die die Entwicklung des Pferdestalls im Auftrag der Stadt federführend begleitet. Was in diesem Falle in erster Linie bedeutet, mit den Hufen zu scharren.
Es ist die Routine, die den Alltag in dem frisch restaurierten Gebäude an der Friedrich-Heinrich-Allee bestimmt. Die Kita funktioniert – so gut sie es eben in Pandemie-Zeiten kann. Die Künstler haben ihre Ateliers bezogen. Die Fördergemeinschaft für Bergmannstradition hat sich in ihren neuen Räumen gut eingelebt. Aber von dem, was der Schirrhof auch sein soll – nämlich ein zwangloser Treffpunkt für viele, ein Ort der gelebten Nachbarschaft, ein Raum, in dem viele Interessen verwirklicht werden können, ein Raum des Austauschs und der Begegnung – davon ist man wegen Corona noch weit entfernt. Auf „Fördermitteldeutsch“ heißt so ein Raum übrigens „dritter Ort“, an dem sich Menschen neben ihrem Zuhause und ihrer Arbeitsstelle häufig aufhalten. Die Bezeichnung geht auf einen amerikanischen Soziologen zurück.
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Einiges an Ideen könnte fast „aus dem Stand“ umgesetzt werden. „Wir sind, was Konzerte angeht, gut aufgestellt“, sagt Susanne Rous. Gemeint ist die Kooperation mit dem Kammermusikfest, das tapfer eine Veranstaltung nach der anderen nach hinten schiebt, ohne aufzugeben. Aber da ist auch der neu gegründete Verein Kulturcamp am Start, der auch Jazz in die Stadt bringen will. Vielleicht hat ja auch die Musikschule Lust, etwas beizusteuern.
Ebenso mit der bildenden Kunst gibt es dank der im Hause wohnenden Künstler viele Optionen. Eine erste Ausstellung soll – so die Planungen jetzt – im Juni stattfinden. „Ich hoffe nur, dass wir dann die aktuelle Ausstellung über die Geschichte des Schirrhofs nicht wieder abhängen müssen, ohne dass sie jemand gesehen hat“, seufzt die Projektleiterin, die derzeit daran bastelt, wie die Bilder wenigstens digital zu den Kamp-Lintfortern kommen könnten. Eine andere Idee wird tatsächlich schon bald umgesetzt werden können: die Anlage eines Färbergartens. Wann aber Künstlerin Andrea Much einen Malworkshop mit den daraus gewonnen Naturfarben anbieten kann – weiß der Himmel.
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Elterncafé, Krabbelgruppe, Bergbau-Begegnungs-Café, Treff für die Laufgruppe, Bastelnachmittage, Senioren-Tanztee, Lese-Treff, Möbelbau-Workshop für Jugendliche unter Anleitung der Bergmänner, Förderunterricht, aber auch Treffpunkt für Jugendliche – alle diese und andere Ideen liegen auf Eis: „Es ist ein Puzzlespiel, dessen Teile sich täglich verschieben“, formuliert Susanne Rous, die so gerne mal anfangen würde, Termine zu koordinieren.. Denn der Pferdestall soll flexibel genutzt werden: Für den Yoga-Kurs braucht es Platz, für Bastelnachmittage aber Tische und Stühle, für Konzerte eine Bühne und für gemütliche Klön-Stunden wäre sicher ein Sofa schön, findet Rous.
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An Ideen und Expertisen mangelt es nicht: Dank der Künstler, aber auch der breit aufgestellten Bergleute: „Das Potenzial ist riesig. Wir haben Handwerker, Techniker, Ingenieure – eine Riesenbandbreite an Kompetenzen“, erklärt die Organisatorin ihre eigentlich komfortable Lage, wenn nicht dieses Virus allen einen Strich durch die Rechnung machen würde. Auch den Gastro-Angeboten auf dem Zechengelände, denen der Pferdestall keinesfalls Konkurrenz machen wolle und werde, auch wenn in manchem Angebot das Wort „Café“ auftauche.
„Ein Selbstläufer“, kann sich Rous vorstellen, könnte die Jugendarbeit im Schirrhof werden – dank der benachbarten Pumptrack-Anlage. Und mit dem SCI und dem Ka-Liber seien auch noch zwei Träger mit am Start. Ein bisschen Luft nach oben gibt es beim derzeitigen Stand der Planungen noch bei den Senioren. Wobei Rous sich vorstellen kann, dass manches Angebot noch kommt, wenn klar ist, wohin die Reise in Sachen Corona geht.
Grundsätzlich stehe der Schirrhof allen offen, solange es nicht kommerziell ist. Angesprochen sind vor allem Vereine. „Gut, Handballtraining geht natürlich nicht. Aber für Gymnastik ist der Raum prima“, findet die Projektleiterin, die derzeit eine Aufgabe dazu bekommen hat, die sie so nicht auf dem Schirm hatte: die Leute bei der Stange zu halten, bis es losgeht.
Wer weitere Ideen und Anregungen hat: Susanne.rous@kamp-lintfort.de, 0162 25 38 981. Gesucht werden Ideen für einen Song über den „dritten Ort“. Auch auf Facebook ist der „Pferdestall am Schirrhof „unterwegs.