Kamp-Lintfort. Heinrich Lehmbrock ist Jäger und sieht sich als Naturschützer. Er sagt: Kein Kiesabbau im Biotop Saalhoff. Da gibt es einen bestimmten Vogel.

Heinrich Lehmbrock ist Jäger. Ein großer Teil seines Reviers ist nun durch die Pläne von Landesregierung und RVR, Kiesabbau in Saalhoff zu gestatten, bedroht. Das macht ihm, der seine jagdlichen Aktivitäten in erster Linie als Naturschutz versteht, Sorgen.

Fest macht er das vor allem am Rebhuhn. „Das Rebhuhn ist ein Indikator. Wo es lebt, gibt es ein vernünftiges Biotop. Das Rebhuhn ist ein anspruchsvolles Tier und es steht auf der Roten Liste als stark gefährdet. Wenn es hier lebt, dann zeigt es uns, dass wir hier vieles richtig machen“, sagt Lehmbrock, dessen Bruder die Geilings Brauerei betreibt. Die liegt ebenfalls in Sichtweite der neuen ausgewiesenen Abbaugebiete. Nur die Saalhoffer Straße würde das Familienanwesen von den Kiesbaggern trennen.

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Und in diesem Gebiet lebten nach seiner Kenntnis drei Rebhuhn-Pärchen. Zwei hätten letztes Jahr Nachwuchs gehabt. Früher, erinnert sich Lehmbrock, habe es hunderte Rebhühner in dem Areal rund um den Flugplatz gegeben. Bejagt werden sie hier schon lange nicht mehr, sagt er.

Dass dieses Biotop so gut funktioniere, das führt Lehmbrock auf die gute Zusammenarbeit mit den Landwirten zurück: „Wir gehen die Flächen, bevor sie gemäht werden ab, damit kein Tier zu Schaden kommt. Die Landwirte pflanzen Blüh- und Ruhestreifen, lassen Hecken entstehen für die Tiere.“

Das will Lehmbrock erhalten

Er steht am Rande der üppigen Ackerflächen und weist mit ausgebreiteten Armen auf die Vegetationsstreifen: „Das hier ist Natur. Da ist überall Leben drin. Das zu erhalten, gehört für mich als Jäger

Bedroht: Das Rebhuhn.
Bedroht: Das Rebhuhn. © dpa | Patrick Pleul

dazu.“ Er ist sich durchaus bewusst, dass seine Aufgabe nicht bei allen Menschen auf Gegenliebe trifft, aber: „Wir wollen nicht alles abknallen“, stellt er mit Blick auf manches Vorurteil klar.

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„Ja, wir brauchen Kies“, räumt der Saalhoffer ein. „Aber wir brauchen auch den Artenschutz und wir brauchen Landwirte, die Korn, Obst, Gemüse, Milch und Fleisch produzieren.“ Aber wo sollten die Bauern denn hin, wenn hier alles zu Kiesgruben werde? Und wo sollten die Tiere, die jetzt hier leben, alle hin? „Das sind Tierarten, die man nicht einfach umsiedeln kann, und für die Wasser nicht der richtige Lebensraum ist“, wirft Lehmbrock ein. Sein Vorschlag: „Bestehende Flächen erweitern.“

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Man ist erstaunt, wenn Lehmbrock aufzählt, was sich ausgerechnet links und rechts der Landebahn so alles tummelt: Reh, Waschbär, Dachs, Marder, Iltis, Füchse, aber eben auch der kurz vor der Roten Liste stehende Feldhase und der Fasan, ebenso die Rohrweihe sei zu finden.

Der nächste Sorgenkandidat

Aber das Rebhuhn, das Lehmbrock ein „bildschönes Tier“ nennt, habe es nun mal besonders schwer: Einmal aufgescheucht vom Gelege, baue es kein neues mehr, im Gegensatz zum Fasan. Das habe in der Coronazeit schwere Auswirkungen gehabt, als die Leute „mit irrsinnigem Druck in der Natur unterwegs“ gewesen seien, auch schon mal mit nicht angeleinten Hunden. Das Rebhuhn reagiere dazu empfindlich auf kalte und lange Winter.

Der Feldhase ist der nächste Sorgenkandidat des Jägers: „Früher gab es hier vier-, fünftausend Tiere, jetzt vielleicht 170.“ Heinrich Lehmbrock lobt da das Bundesland Hessen was den Naturschutz angeht: „Da gibt es enorme Schutzprojekte. Da sind wir hier ein Vorkindergarten“, stellt er fest.