Kamp-Lintfort. Am Montag gründet sich die IG Saalhoff, die um die Felder am Flugplatz kämpfen will. Zum Auftakt gibt es eine eindrucksvolle Demonstration.
Das war mal eine eindrucksvolle Demonstration am Montagabend. Wer das gesehen hat, dem dürfte klar sein: So ganz einfach wird das mit der Durchsetzung der Pläne zum Kiesabbau in Kamp-Lintfort nicht. Da steht erstmal eine Wand von Treckern davor.
15 Schlepper von riesengroß bis klein fuhren durch die Stadt (mehr durften laut Polizei nicht), und stießen erst später auf dem für sie gesperrten Parkplatz vor der Stadthalle zu den anderen etwa 15. „Die Sanduhr ist abgelaufen“ hieß es auf einem Transparent, das Position zu den Abgrabungsplänen in der Stadt bezog, auf einem anderen wurde gefragt „Papa, wo soll ich ackern?“ oder „Kein Schweizer Käse in Kamp-Lintfort.“ Und es waren bei weitem nicht nur Landwirte, die von den Plänen betroffen wären, sondern auch viele, die sich solidarisch an der Aktion beteiligten. Warum, liegt auf der Hand. Sollten die Abgrabungen wie geplant ablaufen, dann hat allein Kamp-Lintfort in den letzten 40 Jahren ein Viertel seiner landwirtschaftlichen Flächen verloren.
Einer der Landwirte schimpfte Bürgermeister Christoph Landscheidt bei dessen Ankunft gleich los: „Das kann man doch nicht machen, die ganze Heimat, die ganze Landschaft kaputt machen.“ Was ihn besonders ärgert: „Da, wo die jetzt baggern wollen, das sind richtig gute Böden.“ Da rennt er bei seinem Stadtoberhaupt natürlich offene Türen ein. Landscheidt macht schon lange aus seinem Herzen keine Mördergrube, was er von der Kiesindustrie hält. Nichts, seit er in Rossenray seit Jahren auf eine Rekultivierung des Baggersees wartet und noch bis mindesten Mitte der 2030-er Jahren warten soll, wie Arne Gogol vom Planungsamt in der Stadthalle später erläuterte.
Die Landwirte draußen machen erstmal noch nicht in Hektik. Aber Johannes Kühne liegt mit seinem Wesselshof mitten im Planungsgebiet in Saalhoff. „Einige Entwürfe gehen sogar bis an meinen Hof ran“, sagt er und fragt sich, wo er denn dann seine Kühe weiden lassen soll. Paul Birt vom Biolandhof Frohnenbruch überlegt laut, wohin die Pachtpreise sich wohl entwickeln, wenn landwirtschaftliche Fläche bald ein rares Gut würde, um das es zu konkurrieren gilt.
„Es geht um Existenzen“ macht ein anderer Landwirt klar, der seinen Namen nicht nennen will, aber sein Gehöft liegt zu einem Drittel im Abgrabungsgebiet am Niephauser Feld. Sogenannte „unanständige Angebote“ seitens der Kiesindustrie, die Ländereien zu erwerben, haben weder er noch Kühne bisher erhalten. Ausgleichsflächen, die die Kiesindustrie auch manchen Bauern anbietet, seien oft zu weit entfernt, als dass es sich rechnen würde. Darauf machte Marion Kempken von der IG Dachsbruch in der Stadthalle aufmerksam. Und ergänzte: „Wer einen Bauernladen oder eine Gärtnerei führt, kann gleich dicht machen. Da fährt doch keiner mehr hin, wenn es durch durch Kiesabbaugebiete geht.“
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Bürgermeister Landscheidt zeigte sich „tief beeindruckt“ angesichts der Aktion und der zahlreichen Teilnehmer an der Info-Veranstaltung. Er betonte, dass es zwar nicht zum Tagesgeschäft eines Bürgermeisters gehöre, bei der Gründung einer Initiative dabei zu sein, aber er tue es gutem Gewissens „Es geht um den ganzen Kreis Wesel und es ist parteiübergreifend.“ Er bezeichnete die Pläne, die der RVR jüngst veröffentlicht hat, als „dramatisch“, und machte nochmals klar, dass der RVR nicht „der Buhmann“ sei, sondern ausführendes Organ von Beschlüssen des Landes.