Kamp-Lintfort. Die Bergmannswohnung mit Kohleofen soll bleiben. Für die andere Haushälfte gibt es neue Pläne. Die werden Menschen der Altsiedlung interessieren.

Über 100 Jahre prägte der Bergbau die Stadt und die Menschen. Die Zeche ernährte Tausende von Familien und spülte Geld in die Stadtkasse. Grund genug, das kulturelle Erbe rund um die Welt der Bergleute auch weiterhin zu hegen und zu pflegen.

Das geschieht im Museum Haus des Bergmanns an der Ebertstraße 88, einem von mehreren Standorten der Historienpflege in der Stadt. Dort wird demnächst die eine Hälfte des Gebäudes zu einem modernen, multimedialen Haus umgestaltet. „Künftig kann sich der Besucher das Museum ohne Führer und auf eigene Faust erschließen“, berichtet Susanne Rous vom Kulturbüro der Stadt.

Im Haus des Bergmanns ist die Zeit in den 1930-er Jahren stehen geblieben. Da ist in der guten Stube der Kaffeetisch mit Blümchenporzellan gedeckt, Sofakissen sind fein bestickt, der Schrank (Nussbaum, poliert) ist das Prunkstück, und ein Kohleofen sorgt für Wärme.

In der Küche ein Spültisch mit zwei Waschschüsseln, gespült wurde noch ohne Wasseranschluss. Auf dem weiß emaillierten Kohlenherd kochte die Frau des Bergmanns, den Küchenschrank zieren kleinen Gardinen hinter Glas.

Die gute Stube.
Die gute Stube. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

„Ein Plumpsklo war schon Luxus“, sagt Norbert Ballhaus lächelnd, Vorsitzender der Fördergemeinschaft Bergmannstradition linker Niederrhein. „Die Räume hier wurden vor 15 Jahren eingerichtet; mit viel ehrenamtlichem Engagement und mit Unterstützung der Stadt.“

Neben dem Haus des Bergmanns betreut die Fördergemeinschaft noch den Lehrstollen an der Friedrich-Heinrich-Allee 100, wo die Arbeitswelt unter Tage gezeigt wird. Auch die Besucher im Förderturm versorgt der Verein.

Der zweite Gebäudeteil des Museums Haus des Bergmanns zeigt neben einem Modell der Zechenanlage viele Grubenlampen, Bilder und anderes aus dem Leben der Kumpel. „Ähnliches wird jedoch bereits im Vereinsheim im Schirrhof gezeigt. Daher soll diese Sammlung hier bald weichen“, sagt Ballhaus. Susanne Rous ergänzt: „Es wird dann mehr Einheitlichkeit herrschen.“

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In den frei werdenden vier Räumen wird auf Tafeln, mit historischen Bildern und Hörstationen alles rund um die Altsiedlung erklärt; Von den Pumpengemeinschaften übers Einkaufen im Konsum bis zu den Schulen und Spielplätzen sowie den Nachbarschaften samt Kultur- und Vereinsleben. Themen seien daneben auch das Reparieren von Dingen, das Nähen und Stricken, das Einmachen, die Karnickelställe im Gemüsegarten und ähnliches. „Das war gelebte Nachhaltigkeit“, weiß Rous.

Bei der neuen Einrichtung erhalte man wissenschaftliche Hilfe durch Dr. Klaus Pirke und Susanne Habeck,

Das neue Infozentrum am Schirrhof.
Das neue Infozentrum am Schirrhof. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

die das Infozentrum Stadt und Bergbau an der Friedrich-Heinrich-Allee 81 schon mitgestaltet hätten. Museumspädagogik sei ein roter Faden der verschiedenen Museumsörtlichkeiten in der Stadt, ergänzt Vereinspressesprecher Dirk Thomas. „Schon jetzt besuchen viele Klassen unsere Einrichtungen zum Thema Bergmannsleben.“

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Zum zeitlichen Ablauf: Die besagte Haushälfte an der Ebertstraße 88 werde etwa um Ostern ausgeräumt, die Museumshälfte mit der Bergmannswohnung sei jedoch weiterhin geöffnet. Wahrscheinlich werde die neue Einrichtung in der zweiten Jahreshälfte 2022 erfolgen. Abgeschlossen sei das Projekt wahrscheinlich nicht vor Mitte 2023, merkt Norbert Ballhaus an.

Das Projekt zur multimedialen Altsiedlungsgeschichte sei vom Rat der Stadt schon vor einiger Zeit beschlossen worden und mit 232.000 Euro Kosten veranschlagt, weiß Susanne Rous. Der Landschaftsverband habe kürzlich in einem Vorabbescheid die 80-prozentige Förderung zugesagt. Mit dem offiziellen Bescheid des LVR rechne man bald.

Das sehenswerte „Haus des Bergmanns“ ist geöffnet mittwochs und sonntags, 14 bis 17 Uhr, sowie für Gruppen nach Vereinbarung, Telefon 0 28 42 / 4 17 84.