Kamp-Lintfort. Die Landesgartenschau, Kamp-Lintfort und die Region aus der Vogelperspektive: Für fünf Euro können Laga-Besucher auf den Zechenturm – und staunen.
Das Ehepaar aus Bielefeld ist überrascht: „Das ist ja ganz schön grün hier“, staunen die Besucher der Landesgartenschau und genießen in 66 Metern Höhe auf der Aussichtsplattform des Zechenturms den einmaligen Blick auf Kamp-Lintfort und weit in die Region hinein. „Normalerweise kann man hier auch das Geleucht auf der Halde Rheinpreußen sehen, aber heute ist es etwas diesig“, erklärt Veit Stenner vom Sicherheitsdienst, der die Laga-Touristen während ihres Rundgangs in luftiger Höhe begleitet. Auch, wenn das Wetter heute beim optimalen Fernblick nicht mitspielt: „Es lohnt sich“, so die einhellige Meinung der ersten Turmfahrer an diesem Morgen.
Fünf Euro extra für die Fahrt nach oben
Der Förderturm als weithin sichtbare Landmarke hat sich nicht erst seit der Diskussion um seinen möglichen Abriss zu einem Wahrzeichen der Stadt Kamp-Lintfort entwickelt. Mehrheitlich stimmten die Kamp-Lintforter im September 2019 bei einer Bürgerbefragung dafür, den Turm stehen zu lassen und ihn für die Landesgartenschau und darüber hinaus als Aussichtsturm zu ertüchtigen.
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Nach anfänglichen technischen Problemen mit dem Aufzug können die Landesgartenschaubesucher nun für 5 Euro pro Person nach oben fahren und das Gartenschaugelände aus der Vogelperspektive betrachten.
„Fünf Euro extra?“ Ellen (65) und Claudia (57) aus Hilden stehen in der kleinen Schlange vor dem Aufzug und sind zunächst unschlüssig. „Na gut, wenn es das Einzige ist, was man hier extra zahlen muss, dann machen wir’s.“
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Coronabedingt müssen auch hier Hygieneregeln eingehalten werden: Der Aufzug darf nur allein oder zu zweit im Familienverbund genutzt werden, ein Mund-Nasen-Schutz ist Pflicht, ebenso der Eintrag in eine Liste.
Plattform ist komplett eingezäunt
Aktuell dürfen sich bis zu 20 Personen gleichzeitig auf der Aussichtsplattform aufhalten. Die ist komplett umzäunt, auf allen vier Seiten können Fenster geöffnet werden, um zu fotografieren. Das allerdings nur für Fotografen mit Spiegelreflexkamera. Wer mit Handy oder Smartphone den Ausblick festhalten will, muss durch Gitter knipsen. Ein Handy liege ungesichert in der Hand, die Gefahr, dass es durch das geöffnete Fenster herunterfalle und dabei jemanden verletze, sei zu groß, erläutert ein Mitarbeiter.
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Gregor Jöhren stammt vom Niederrhein. Jetzt wohnt der 64-Jährige schon lange in Haltern und ist mit Frau und Freunden auf der Landesgartenschau zu Besuch. „Der Blick ist toll, man hat eine komplette Übersicht.“ Er will die Aussicht auf die Region genießen „nach der Industriezeit von Stahl und Eisen.“
Wo sieht man was?
Das Paar aus Bielefeld vermisst dabei allerdings Orientierung anhand von Tafeln oder Ähnlichem: „Es wäre nett gewesen zu erfahren, wohin man denn da guckt.“ Eine gute Anregung, sagt Dezernent Christoph Müllmann später auf NRZ-Anfrage. Derzeit sei in dieser Richtung allerdings noch nichts geplant.
Heute kann Albrecht Heinze helfen. Der Kamp-Lintforter ist mit Jahreskarte unterwegs und war deshalb bereits schon öfter auf der Laga. „Aber zum ersten Mal bin ich auf dem Turm“, so der 83-Jährige. Er kann mühelos Schornsteine, Kirchtürme und Höhenzüge zuordnen. Die Laga sei einfach toll, sagt er: „Die haben wirklich viel draus gemacht.“
Ein toller Ausblick
Auch Aurelia (63) und Wolfgang (65) Schneider aus Moers-Repelen sind Dauerkartenbesitzer und zum ersten Mal auf dem Turm. Sie entdecken beim Rundgang viele bekannte Gebäude und Landschaften. „Das ist schon ein toller Ausblick“, sagt Aurelia Schneider. Die fünf Euro extra lohnten sich absolut, finden beide.
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Am Ende ihrer Höhentour finden die Damen aus Bielefeld, dass sich ihre Entscheidung gerechnet hat. Auch weil sie nun wissen, was sie sich bei ihrem Tagesausflug auf der Laga nicht anschauen werden: „Da hinten ist ja nur Wiese und Weg, da fehlen mir einfach die Blumen“, sagt Ellen. Sie findet, dass zu viel Fläche auf dem Gelände im Zechenpark versiegelt sei. Ihr Blick geht dennoch nach vorn: „Für die Einheimischen wird das nach der Landesgartenschau hier bestimmt wunderbar.“