Kamp-Lintfort. In Kamp-Lintfort geben Kumpel ihr handwerkliches Wissen an Kinder weiter und erklären Bergbaugeschichte. So soll das Interesse wach bleiben.

Konzentriert zieht Zoé das Sägeblatt durch das dicke Brett. „Immer schön lang und gerade sägen, dann geht es besser,“ rät Herbert Gratzer, ehemaliger Fahrsteiger auf der Zeche Friedrich Heinrich und Vorstandsmitglied der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition. Seit drei Tagen läuft in der sanierten Remise des Schirrhofs ein ungewöhnlicher Ferienworkshop. 13 Mädchen und Jungen zwischen zehn und 14 Jahren werken und bauen Möbel, fachlich begleitet von Mitgliedern der Fördergemeinschaft und dem Moerser Künstler Andreas Baschek vom Verein Kulturprojekte Niederrhein.

Werkzeuge sind für viele Neuland

Auch interessant

Für die zehnjährige Zoé ist der Umgang mit Säge und Akkuschrauber spannendes Neuland. Wie auch die anderen neun Mädchen und vier Jungen des pädagogisch von der Mobilen Jugendarbeit der Stadt Kamp-Lintfort betreuten Projekts hat das Mädchen sichtbar Spaß an der Arbeit: „Ich schraube und bastel total gerne, aber zuhause sagen meine Eltern immer – pass auf, dass du dir nicht wehtust.“

Aufpassen, dass sich niemand verletzt – das machen natürlich auch Gratzer und seine Kollegen. Viel effektiver ist offenbar aber, mit wie viel Geduld und Sachverstand sie ihr Wissen weitergeben. „Ich finde es gut, Kindern zu zeigen, was man alles mit Werkzeug machen kann und dass am Ende tolle Sachen dabei rauskommen können“, sagt Gratzer. „Und vielleicht kann man ja auf diese Weise das Interesse wecken, dass sich wieder mehr junge Leute für das Handwerk interessieren.“

Die ersten Palettenmöbel sind fast fertig.
Die ersten Palettenmöbel sind fast fertig. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Ausflüge in die Bergbaugeschichte

Und nicht nur das: Auch der wiederbelebte historische Ort, an dem die Bergbaugeschichte Kamp-Lintforts hautnah zu erleben ist, soll den jungen Projektteilnehmenden im Gedächtnis bleiben. Dafür haben in dieser Woche bereits Führungen im Lehrstollen und auf den Förderturm gesorgt. Johannes Hartmann von der Fördergemeinschaft weiß, dass es für alle Vereine aktuell wichtig ist, Nachwuchs zu finden. Dass der eingeschlagene Weg für seinen Verein ein guter ist, davon ist er überzeugt.

Einen Gewinn für alle Beteiligten sieht auch Michelle Zupancic von der Mobilen Jugendarbeit: „Handwerkliche und motorische Fähigkeiten werden gefördert, die Kinder sind total motiviert. Abseits von Smartphone und Co. arbeiten sie im Freien und können kreativ sein.“

Mika Eichmanns ist mit 20 Jahren das zweitjüngste Mitglied der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition. „Mein Vater hat hier auf der Zeche gearbeitet, wenn er Besprechungen hatte, hat er mich einfach immer mitgenommen.“ Jetzt will der Elektriker-Azubi auch anderen zeigen, dass es sich lohnen kann, ein Handwerk zu beherrschen.