Kamp-Lintfort. Bildhauer Jörg Winke war mal Bergmann. Jetzt ist er mit seiner Kunst in ein altes Zechengebäude gezogen - zurück zu den Wurzeln.
Davon hatte Jörg Winke lange geträumt: Der Kamp-Lintforter Bildhauer hat zum Jahresanfang eines der vier Künstlerateliers im Schirrhof bezogen. Viereinhalb Jahre ist es her, dass die Redaktion ihn in seinem Zechenhaus in der Altsiedlung zum ersten Mal besuchte. Damals war er auf der Suche nach einem Atelier, weil seine Räumlichkeiten im eigenen Wohnhaus aus allen Nähten platzten. Das Wunsch-Atelier hatte er schon im Blick – es sollte auf „Friedrich-Heinrich sein“, wie Winke damals mit einem Lachen sagte.
Da ist er nun tatsächlich angekommen. „Dass das so kommt, war erst mal gar nicht abzusehen“, freut sich Winke, der vor allem das besondere Flair des historischen Industriegebäudes schätzt. Zumal er eine Verbindung zur Zeche hat: Mit 52 Jahren hatte sich der heute 61-Jährige entschieden, sein Leben umzukrempeln und sich für die Kunst entschieden, statt auf der Zeche Rossenray als Bergmechaniker zu malochen. Er studierte an der Kunstschule IBBK in Bochum Bildhauerei und schloss mit einem Diplom ab. Immerhin: Manches Gelernte aus seiner Zeit bei der Zeche kann er heute auch als Bildhauer gut gebrauchen.
Ausstellungen verschoben
Auf dem Werktisch steht der Wachsrohling seiner neuesten Plastik, der demnächst in die Gießerei gehen wird. „Vaterliebe“ hat Winke die etwa einen halben Meter hohe Figur getauft. Sie zeigt einen Pinguin, der auf einem Ei hockt. „Ich mag Pinguine, sie sind so familiär“, sagt Winke, „das Weibchen kommt demnächst dann auch dazu.“ Erst einmal beginnt jetzt aber die Feinarbeit am Wachsrohling des Pinguin-Männchens
Wie viele andere Künstler auch hat Winke es im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie schwer gehabt. Fünf fest über seinen Berufsverband BIK eingeplanten Ausstellungen, unter anderem in Schwerin und in Luxemburg, mussten verschoben werden. Etwas positives kann Winke, der auch als Dozent für die VHS Moers-Kamp-Lintfort arbeitet, der Pandemie trotzdem abgewinnen: „Ich habe zwar wenig Verdienst, aber viel Ruhe für meine Projekte“, so der Bildhauer.
Kunstprojekte mit der Kita
Eines davon will er gemeinsam mit den anderen Atelierkünstlern – Edelgard Wittkowski, Andrea Much und Barbara Lübbehusen - angehen: Denn das Konzept des Atelierhauses sieht auch vor, dass die Künstler gemeinsame Kunstprojekte mit der Kita im Schirrhof angehen. Bis es so weit ist – und es die Corona-Lage erlaubt - bleibt aber noch Zeit.
Die nutzt Winke, um von morgens zehn Uhr bis abends 20 Uhr in seinem neuen Atelier zu arbeiten, oft auch über das Wochenende. Da sind zum Beispiel langjährig angelegte Werkreihen wie die „Straßenkicker“ oder die „Flapper-Girls“, an denen er weiter arbeiten will. Fußball war von Anfang an eines seiner großen Themen. Weil ihn in der Bildhauerei vor allem Bewegung fasziniere, erklärt Winke. Die ganz großen Formate seiner Bronzefiguren gibt es bislang noch nicht. „Mein Traum wäre, für den Standort Schirrhof eine große Skulptur zu arbeiten – rund um das Thema Bergbauhistorie und Kinder, Vergangenheit und Zukunft“, skizziert Winke. Dass Wünsche in Erfüllung gehen, hat er ja schon einmal erleben dürfen ...