Neukirchen-Vluyn. Für so manchen Hotelbetreiber geht es mittlerweile ums finanzielle Überleben. Wer keine Pacht zahlen muss, hat nur ein Problem weniger.

Das Telefon an der Rezeption des Landhauses Vluyner Stuben klingelt derzeit vermutlich ziemlich selten. Das ist wenig verwunderlich, schließlich darf Monika Venohr, Betreiberin des Hotels, keine touristischen Übernachtungen anbieten. Seit November gilt im Zuge des Corona-Lockdowns deutschlandweit ein Übernachtungsverbot in Hotels und Pensionen. Buchen darf nur, wer eine notwendige Reise unternimmt.

Geschäftsleute könnten während ihrer Dienstreise beispielsweise in einem Hotel unterkommen. „Ich habe ein bis zwei Arbeiter, die pro Woche fünf Tage in meinem Hotel übernachten, allerdings ohne Frühstück“, erzählt Venohr. Die Nachfrage sei schwach. Die Hotelbetreiberin bringt es daher auf den Punkt. „Es ist absolut tote Hose“, sagt sie.

Die Küche im hausinternen Restaurant bleibt ebenfalls kalt. „Das Lokal habe ich geschlossen. Ein Außer-Haus-Verkauf habe ich rund um die Weihnachtsfeiertage angeboten aber danach lohnte es sich einfach nicht mehr“, sagt Venohr.

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Die November- und Dezemberhilfen hat sie beantragt, bisher aber nur einen ersten Abschlag bekommen. „Der wiegt die Ausgaben nicht wirklich auf.“ Die Hotelinhaberin rechnet nicht damit, Mitte Februar wieder für Touristen öffnen zu dürfen. Die Ungewissheit nerve sie zunehmend. „Sollte es dann kurzfristig wieder möglich sein, können wir gar nicht so schnell reagieren. Wir müssen dann auch wieder einkaufen und den Betrieb hochfahren. Jetzt haben wir ja keine Vorräte mehr“, erklärt sie.

Die Hotelbetreiberin hofft, finanziell zu überleben

Egal, wie lange das Übernachtungsverbot noch gilt: Monika Venohr hofft, diese Zeit – auch finanziell – zu überstehen. „Das Haus ist zum Glück in Privatbesitz. Wenn ich jetzt neben den weiterlaufenden Kosten noch Pacht zahlen müsste, würde es wahrscheinlich noch schlimmer aussehen.“

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Viel Geld konnte auch Bärbel Scholtheis mit der Vermietung ihrer Ferienwohnung Weyershof in Vluynbusch in den vergangenen Wochen nicht verdienen. „Die letzten Monate waren hart und dabei war der November noch komplett ausgebucht“, erzählt Scholtheis. Dann kam der Lockdown und alle Buchungen mussten storniert werden. Seitdem konnte sie ihre Ferienwohnung zweimal für Homeoffice-Zwecke vermieten. „Wer zuhause keine Ruhe oder keinen Platz zum Arbeiten hat, der kann sich die Ferienwohnung buchen“, erklärt Scholtheis.

Die finanziellen Einbußen fange diese Art von Vermietung aber nicht auf. Die Hilfen vom Bund hat sie trotzdem nicht in Anspruch genommen. „Die Ferienwohnung ist nicht mein einziges berufliches Standbein. Ich glaube, dass es andere Einzelunternehmer gibt, die die Gelder dringender benötigen, um durch die Krise zu kommen“, sagt die Neukirchen-Vluynerin. Und dann sind da noch die Anfragen, die Hoffnung machen. Es gebe bereits erste Buchungsnachfragen für Ende Februar. „Ich denke aber nicht, dass ich die Wohnung da schon wieder für Touristen vermieten darf, auch wenn es vollkommen kontaktlos möglich wäre“, sagt Scholtheis.

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Nun setzt sie aufs Frühjahr, könnte sich vorstellen, ab März oder April wieder öffnen zu dürfen. Bis dahin wird die Zeit für Renovierungen und Verschönerungen genutzt. „Ich denke, dass die Nachfrage dann groß sein wird. Das war nach dem ersten Lockdown auch so, weil viele nicht weggeflogen sind, sondern in der Region Urlaub gemacht haben“, sagt Bärbel Scholtheis.

Niederrhein-Tourismus rechnet mit hoher Nachfrage

Mit einer hohen Nachfrage rechnet auch der Niederrhein Tourismus. „Experten sind laut Umfragen der Meinung, dass 55 Prozent der Deutschen auch ihren Urlaub in Deutschland in diesem Jahr verbringen werden“, sagt Martina Baumgärtner, Geschäftsführerin des Zweckverbandes Niederrhein Tourismus. Damit kann das Minus, das 2020 gemacht wurde, vielleicht ein wenig aufgefangen werden.

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Bis zum 30. November 2020 konnten in den Kreisen Wesel, Kleve Viersen und Heinsberg – dem Geschäftsgebiet der Niederrhein Tourismus – rund 1,4 Millionen Übernachtungen verzeichnet werden. Ein Rückgang um 38,5 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019. „Studien zeigen aber, dass der Tourismus im Freizeitbereich sich relativ gut in den nächsten beiden Jahren erholen wird. Allerdings im Businessbereich, insbesondere im Tagungssegment, wird es große Anstrengungen benötigen. Vielleicht auch neue Formate“, erklärt Baumgärtner.

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Dass die Lage bis dahin ziemlich angespannt sei, weiß auch Bürgermeister Ralf Köpke. „Wir sind mit vielen Unternehmen unserer Stadt, auch Anbietern aus dem touristischen Bereich, im Austausch. Wo noch nicht bekannt, vermitteln wir die Hilfen von Bund und Land und versuchen so, Druck zu nehmen“, betont er.