Kreis Wesel. Der Kreis Wesel hat zwei neue Waldranger. Welche Aufgaben sie haben und welche Probleme sie angehen wollen.

  • Waldfläche: Im Kreis Wesel sind 17.500 Hektar von Wald bedeckt
  • Forstbeamte: Jeder Förster im Kreis Wesel muss sich um 2000 Hektar Wald kümmern
  • Waldranger: Ab jetzt bekommen die Förster am Niederrhein Unterstützung von zwei neuen Waldrangern

Mit Schnittschutzhose, ordentlichem grünlichen Hemd und einem Rangerhut, wie er einem aus amerikanischen Filmen bekannt ist, kommen zwei Männer aus dem Schermbecker Dämmerwald: Tim Viefhaus und Torben Geßner – sie sind die neuen Waldranger im Kreis Wesel und werden die hiesigen Förster bei ihrer Arbeit unterstützen. Im Gespräch mit der Redaktion erzählen die zwei jungen Männer von ihrem Beruf, ihren Ambitionen und dem größten Problem im Kreis Weseler Waldgebiet.

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Waldranger im Kreis Wesel: Begeisterung für die Natur

In der Woche sind die beiden Ranger nahezu Vollzeit im Einsatz: „Wir haben eine Regelarbeitszeit von 38,5 Wochenstunden. Es gilt aber auch eine sogenannte Vertrauensarbeitszeit, in der wir uns unsere Stunden so einteilen können, wie wir es für sinnvoll erachten“, erklärt Tim Viefhaus. Das sei nämlich gerade im Sommer wichtig, ergänzt sein Kollege Torben Geßner: „Im Sommer arbeiten wir auch mindestens zwei Wochenenden im Monat.“

Tim Viefhaus war bisher als Forstwirt im Forstbetriebsbezirk Dämmerwald tätig und Torben Geßner arbeitete als Forstwirt bei der Stadt Düsseldorf. Im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Kreis Wesel, dem Waldbauernverband, den Forstbetriebsgemeinschaften Hünxe, Schermbeck-Drevenack, Rheinaue und Moers, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und dem Land NRW, vertreten durch das Regionalforstamt Niederrhein, sind die zwei Ranger nun in den Wäldern im Kreis Wesel unterwegs. Einen Schwerpunkt bilden touristisch viel genutzte Waldgebiete wie Dämmerwald, Hünxerwald, Kaninchenberge, Diersfordter Wald und Leucht.

Was die beiden an ihrem neuen Beruf begeistert, sei zum einen der Kontakt mit anderen Menschen, sagt Tim Viefhaus und zum anderen, meint Torben Geßner, „natürlich die Unwissenheit zu bekämpfen und Fehlinformationen im Umgang mit dem Wald aufzuklären.“ Ein weiterer Grund liege ganz simpel auf der Hand, sind sich die jungen Männer einig und grinsen: „Wir sind beide unheimlich gern draußen.“

Waldranger im Kreis Wesel: Drücken die beiden auch mal ein Auge zu?

Vor allem wollen Tim Viefhaus und Torben Geßner in ihrem neuen Job den Besuchern und Besucherinnen des Waldes selbigen erklären, denn Umweltbildung, so nennen Forstbeamte diese Aufgabe, sei das Wichtigste an ihrem Beruf. Natürlich seien sie dazu da, um zu kontrollieren, dass sich alle an die vorgeschriebenen Regeln zu Verhaltensweisen im Wald halten, sagt Tim Viefhaus. „Prävention ist uns bei der Ausübung unserer Pflichten auf jeden Fall wichtiger als Sanktion, immer“, betont Torben Geßner und weist damit noch einmal auf die Wichtigkeit der Umweltbildung hin.

Aber drücken die beiden Waldranger denn auch mal ein Auge zu auf ihren Patrouillen? „Wir haben einen gewissen Ermessensspielraum“, sagt Tim Viefhaus und erklärt: „Kinder, die zum Beispiel ein Holz-Tipi aus toten Ästen bauen, lassen wir weiterspielen. Dass die Kinder hier spielen, ist doch schließlich besser, als dass sie ständig vor einer Konsole hängen würden. Es wäre aber natürlich etwas anderes, wenn sie die Äste absägen und zusammenbinden würden – da würden wir dann schon einschreiten.“

Waldranger im Kreis Wesel: Das ist das größte Problem

Grundsätzlich, und da sind sich die beiden Waldranger einig, gehe es vor allem um Einsicht. Bisher seien ihnen die Leute im Wald allerdings immer mit Verständnis begegnet, erzählen die beiden Ranger „Es kommt dabei aber natürlich auch darauf an, wie man die Leute anspricht“, meint Torben Geßner, „Freundlichkeit hilft da oft viel weiter.“

Und welche Vergehen sind den beiden Waldrangern in ihrer bisher kurzen Dienstzeit schon begegnet? „Am häufigsten“, meint Tim Viefhaus, „sind es wohl unangeleinte Hunde.“ Das wohl größte Problem, und das sei besorgniserregend, sei aber mit Abstand Müll. „Es gibt regelmäßig richtige Mülldeponien in den Wäldern“, sagt Torben Geßner. Gegen diese Deponien und die Müll-Sünder wollen die beiden Ranger ganz besonders effektiv nachgehen.

Waldranger im Kreis Wesel: Landrat sah Notwendigkeit

Aufgrund der regelmäßigen Mülldeponien in den Wäldern und der Entwicklung, auch durch die Corona-Pandemie, dass die Menschen immer mehr die Natur suchten, gebe es eine gewisse Notwendigkeit für das Projekt „Waldranger im Kreis Wesel“, meint Landrat Ingo Brohl. Mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) laufe das Projekt bereits seit 2019. „Da liegen die Kosten bei 60.000 Euro für zwei Ranger“, sagt Julian Mauerhof, Leiter des Regionalforstamtes Niederrhein. Und weil das Projekt so gut laufe, habe der Kreis Wesel es nun um zwei Waldranger erweitert: „Die Kosten belaufen sich zurzeit auf 33.000 Euro“, sagt der Landrat – das ist der Kostenanteil, den der Kreis Wesel bezahlt. Finanziert wird das Projekt zunächst für fünf Jahre durch den Kreis Wesel und das Land Nordrhein-Westfalen.

Die Notwendigkeit des Einsatzes von Waldrangern im Kreis Wesel sieht auch Julian Mauerhof: „Es kommen 2000 Hektar Wald auf jeden Forstbeamten, da gehen die Umwelt-Aufgaben in der Fläche unter. Deshalb haben wir verschiedene Kooperationen, um diese Aufgaben wieder deutlicher wahrnehmen zu können.“

Die Frage, ob durch den Einsatz der Waldranger schon positive Veränderungen im Wald spürbar sind, bejahen Ingo Brohl und Julian Mauerhof. „Die Bereitschaft, bei diesem Projekt mitzumachen, war und ist sehr groß, auch von Privatwald-Eigentümern und dem Kommunalwald“, bestätigt der Leiter des Regionalforstamtes Niederrhein. „Wir wollen den Leuten einfach sagen: Nutzt den Wald, aber tut es bitte vernünftig“, ergänzt der Landrat.