Kreis Wesel. Rauchen, Grillen oder Mountainbiken: Viele Waldbesucher am Niederrhein halten sich nicht an die Regeln. Jetzt bekommen die Förster Verstärkung.
Noch in diesem Jahr sollen zwei Ranger in den Wäldern des Kreises Wesel damit beginnen, für Ordnung zu sorgen. Mountainbiker, Grillfans die Waldbrände riskieren und die Halter freilaufender Hunde in geschützten Bereichen etwa werden sie an die Regeln erinnern. Und anders als die Ranger des RVR, die in den Naturschutzgebieten außerhalb des Waldes unterwegs sind, haben diese auch das Recht, Bußgelder zu verhängen. Sie vertreten Forstrecht und Naturschutzrecht und sind von der Unteren Landschaftsbehörde mit Befugnissen ausgestattet.
Julian Mauerhof, Leiter des Regionalforstamtes Niederrhein, hat jetzt die privaten Waldbesitzer bei diesem Projekt mit ins Boot geholt: Die Ranger werden im Wald unterwegs sein, einerlei ob er dem Staat, einer Kommune oder Privatleuten gehört. Sie sollen die Förster unterstützen, „wir sind so etwas wie das Ordnungsamt für den Wald“, sagt Mauerhof. Allerdings betreue jeder Förster rund 2000 Hektar Fläche, da bleibt kein Raum für diese Aufgabe.
Zwei Drittel der Kosten übernimmt der Landesbetrieb Wald und Holz, ein Drittel auf Beschluss des Kreistages im Dezember der Kreis Wesel. Der Landesbetrieb kümmert sich um Ausbildung und Ausrüstung der ausgebildeten Forstleute, die für fünf Jahre eingesetzt sind. Mauerhof will das Projekt auf möglichst breite Basis stellen, daher hat er die Forstbetriebsgemeinschaften, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und die privaten Besitzer in eine Lenkungsgruppe einbezogen.
Auf Ordnung achten und für die Natur in den Wäldern sensibilisieren
Das kostet nichts, bietet aber Einfluss: Die Bezirksgruppe Kreis Wesel im Waldbauernverband Nordrhein-Westfalen stimmte dem in ihrer jüngsten Jahreshauptversammlung zu. Sie hat somit Einfluss darauf, wie die Ranger eingesetzt werden. Jeder Waldbesitzer kennt die Orte in seinem Forst, an denen illegal Müll entsorgt wird oder Geländeradpisten entstehen und können darauf hinweisen. Allerdings haben die beiden neuen Ranger, die zusammen rund 3000 Stunden im Wald unterwegs sein sollen, eine Fläche von 17.000 Hektar zu betreuen. Dabei sollen sie nicht allein auf Ordnung achten, auch Umwelterziehung gehört zu ihren Aufgaben: Schulklassen etwa durch die Natur zu führen und die Kinder sensibel für deren Bedürfnisse zu machen.
Ganz ohne Vorbehalte sind die privaten Waldbesitzer nicht: So fürchteten die Forstbetriebsgemeinschaften, die Vereinigungen der privaten Waldbesitzer, die sich um Bewirtschaftung und Vermarktung kümmern, dass die Ranger auch ihnen auf die Finger schauen könnten. Ausschließen mochte Mauerhof das nicht, es sei auch Aufgabe der Förster etwa unbegründete Kahlschläge zu melden. Gezielt unterwegs seien die Ranger aus diesem Grunde aber nicht. Sie sollen für Ordnung sorgen und ihre pure Präsenz im Wald könne bereits helfen, habe die Erfahrung gezeigt. Er hoffe, dass auch der Kreis Kleve dieses Projekt aufgreift.
Zusätzliche Försterstellen gibt es für das Projekt nicht
Wozu eigentlich Ranger, das Land könnte stattdessen doch die Zahl der Förster aufstocken, kritisierte Vorstandsmitglied Gerrit Korte und sprach dem Chef des Regionalforstamts offenbar aus dem Herzen. „Wir wünschen uns seit Jahren Unterstützung in diesem Bereich, bekommen aber nicht mehr Geld“, so Mauerhof. Weil die Ranger befristete Verträge haben, fließen sie nicht in den Stellenplan ein, erläuterte er.
Neben den Rangern hatten die Waldbauern weitere Themen auf der Tagesordnung ihrer Jahresversammlung. Vorsitzender Reinhard Krebber informierte darüber, dass Fördermittel für Aufforstungen daran gebunden sind, dass die Pflanzen zertifiziert sind: Es muss der Nachweis der Herkunft erbracht sein. Neuanpflanzungen sind zudem von Wild bedroht, das die zarten Pflänzchen schätzt. Hier gelte das Motto Wald vor Wild, die Jagdpächter müssten vermehrt bejagen, damit die Bäume eine Chance haben, zu wachsen. Im Zweifel drohten ihnen anderenfalls Ersatzzahlungen.
Krebber appellierte an die Waldbauern, alte Eichen und Buchen im Blick zu haben, die nach den Dürrejahren umzustürzen drohen und eine Gefahr werden können. Die Verkehrssicherungspflicht liege hier beim Waldbesitzer. Ohnehin sind Trockenheit, Klimawandel und der klimaresistente Wald der Zukunft Themen, die die Waldbauern beschäftigen – und das voraussichtlich noch einige Jahre lang, denn Wald entsteht nicht von heute auf morgen.