Kreis Wesel. Die Krankenhaus-Chefs im Kreis Wesel gaben im Ausschuss einen Überblick über ihre Lage. Das Vorgehen des Landes sorgt teils für Unverständnis.
Acht Krankenhäuser befinden sich im Kreis Wesel. Und dass sieben Geschäftsführer jetzt den Weg in den Gesundheitsausschuss des Kreises gefunden haben, zeigt, wie angespannt die Situation ist. Eine unsichere Finanzlage und eine noch unklare Krankenhausreform schüren Zukunftsängste. Das machte der Sprecher des Krankenhaus-Zweckverbands Niederrhein, Conrad Middendorf, deutlich.
Dass die Kliniken nach Ablauf der Corona- und Energiehilfen in finanzielle Schieflagen geraten sind, ist bekannt. Dass immer mehr Kliniken in die Insolvenz rutschen, ebenfalls. Seit Januar 2022 sind bundesweit 27 betroffen, NRW steht mit zehn Häusern an der Spitze.
Kurzfristige Maßnahmen fehlen
In höchstem Maße seien freigemeinnützige Träger betroffen, sagte Conrad Middendorf, und es könnten noch mehr werden, wenn die Finanzierung nicht endlich gesichert werde. Allerdings: Kurzfristige Maßnahmen fehlten. Hinzu komme eine Reform, die die Kliniken immer weiter an den Rand der Zahlungsunfähigkeit drängen könne.
Der Grund: Das Land veröffentlicht derzeit nach und nach die Verteilungen der verschiedenen medizinischen Leistungsgruppen. Bereits jetzt werde sichtbar, dass Krankenhäuser Leistungsgruppen verlieren. „Es wird Gewinner und Verlierer geben“, sagte Conrad Middendorf im Ausschuss. So gebe es bereits Diskrepanzen im Bereich Geriatrie und auch bei der Endoprothetik, also dem Einsatz künstlicher Gelenke, zeichneten sich Einschnitte ab.
Große Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage
Im gesamten Versorgungsgebiet Niederrhein gebe es 23 Krankenhausstandorte, davon hätten sich 19 auf Endoprothetik im Bereich Hüfte beworben, laut Land sollen das aber nur neun Standorte anbieten. Den Bereich Kniegelenke sollen acht Standorte abdecken, beworben haben sich laut Middendorf 18.
Das größte Problem sei die sofortige Umsetzung. Der Zweckverbandssprecher erklärte das so: „Wenn der Bescheid am 15.12. kommt, darf ich die Leistung ab dem 16.12. nicht mehr abrechnen.“ Ob das Land einen zeitlichen Puffer einzieht, sei bislang nicht bekannt.
Kreis hat nur begrenzten Einfluss
Eine weitere Herausforderung ist laut Middendorf, dass das Land zwar Fördermittel für den Strukturaufbau freigebe, aber nicht für Krankenhäuser, die Leistungsbereiche abgeben, und sich in anderen Bereichen, wie zum Beispiel in ambulanten Angeboten, verstärken müssten.
Die Ausschussmitglieder hörten betroffen zu und fragten anschließend, wie sie die Krankenhäuser unterstützen können. Die Einflussmöglichkeiten des Kreises sind in dem Bereich begrenzt. Allerdings warb Conrad Middendorf dafür, dass Kreis und Politik Stellungnahmen für die Gesundheitskonferenz formulieren, sobald das Land die nächsten Leistungsbereiche bekanntgegeben hat. Am 16. Juni soll es soweit sein.