Kreis Wesel. Jeder kann Leben retten. Notarzt und Kreisleitstelle betonen: „Man kann nichts falsch machen.“ Wo es Erste-Hilfe-Kurse im Kreis Wesel gibt.

Ein Mensch, möglicherweise ein Freund oder Verwandter, liegt am Boden, die Atmung hat ausgesetzt. Ein Notruf geht bei der Kreisleitstelle ein – der Rettungsdienst wird alarmiert, doch es wird etwas dauern, ehe die Einsatzkräfte eintreffen.

Diese Extremsituationen kennt Oliver Eichelberg nur zu gut – vom anderen Ende des Telefons in der Weseler Kreisleitstelle. Seit 25 Jahren ist er dort in der Notrufabfrage tätig. „Das einzige, wie Sie jetzt helfen können, ist die Reanimation“, sagt er dann zum Beispiel. Er und seine Kollegen gehen ganz ruhig vor, wenn sie den Anrufenden dann anleiten. In erster Linie sei viel Empathie gefragt, weiß Oliver Eichelberg: „Ich bleibe dabei, die Kollegen sind unterwegs.“

Notarzt im Kreis Wesel: „Es ist einfach, man kann nichts falsch machen.“

Aktuell soll die bundesweite Woche der Wiederbelebung zeigen, dass jede Person Leben retten kann. Ziel ist laut Kreisverwaltung, Bürgerinnen und Bürger aufzuklären und zu motivieren, sich mit lebensrettenden Maßnahmen auseinanderzusetzen. Warum das so wichtig ist? Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand beginne das Gehirn bereits nach nur drei bis fünf Minuten ohne Blutfluss unwiederbringlich zu sterben. In diesem Zeitfenster könne mit einer sofortigen Herzdruckmassage ein Leben gerettet werden, heißt es in einer Mitteilung des Kreises.

„Es ist einfach, man kann nichts falsch machen. Das wichtigste ist, überhaupt etwas zu tun“, betont Dr. Frank Höpken, Notarzt und ärztlicher Leiter für den Rettungsdienst im Kreis Wesel. Er erläutert noch einmal den Ablauf im Notfall: Den Patienten rütteln und ansprechen, die Atmung überprüfen – wenn keine Reaktion komme, jemand nicht oder nicht normal atme, sofort einen Notruf (112) absetzen, den Mund überstrecken, die Atemwege freihalten und sofort mit der Herz-Druck-Massage beginnen und so lange fortsetzen bis der Rettungsdienst kommt. Entweder solle man 30 Mal auf den Brustkorb drücken und dann zwei Mal beatmen – oder einfach so lange drücken, bis der Rettungsdienst kommt, „mit einer Frequenz von 120 Mal pro Minute“. Er habe gelernt, dass sich viele Menschen vor der Beatmung scheuen, dann sei es besser, nur die Herz-Druck-Massage anzuwenden, statt gar nichts zu machen, so Frank Höpken.

Kreis Weseler Leitstelle kann Tonfolge bei Reanimation einspielen

Im Fall eines Herz-Kreislauf-Stillstands begleitet die Kreisleitstelle den Anrufer und kann zudem eine Tonfolge einspielen, die dabei hilft, den richtigen Rhythmus zu finden und beizubehalten. Außerdem versuchen die Disponenten in der Leitstelle, sich ein genaues Bild vom Einsatzort zu machen, um das Eintreffen des Rettungsdiensts bestmöglich vorzubereiten.

Hilfe bekommt der Kreis Wesel seit 2021 durch die App „Corhelper“, 1273 Freiwillige sind bereits angemeldet und konnten bei rund 800 Alarmierungen unterstützen, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Das Prozedere? Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand werden Ersthelfer im Radius von anderthalb Kilometern um den Einsatzort alarmiert, zur Unterstützung der Herz-Druck-Massage sowie um einen Defibrillator hinzu zu ziehen.

„Corhelper“: So funktioniert die App für Ersthelfer im Kreis Wesel

„Der Rettungsdienst ist schnell, aber er ist nicht so schnell wie jemand, der direkt nebenan wohnt“, sagt Dr. Höpken. Die App sorge für eine deutliche Verbesserung, eine echte Qualitätssteigerung.

Wer sich registrieren lassen möchte, muss Grundkenntnisse nachweisen – entweder durch einen regelmäßigen Erste-Hilfe-Kurs (nicht älter als 24 Monate) oder durch eine berufliche Qualifikation (zum Beispiel Arzt, Pfleger), die App könne kostenfrei heruntergeladen werden, so Dr. Höpken.

„Ich freue mich, wenn sich weitere Menschen im Kreis Wesel in Erster Hilfe weiterbilden und sich als Corhelper registrieren“, sagt Landrat Ingo Brohl. Fragen zur App beantwortet Felix Knorth per Mail (corhelper@kreis-wesel.de), Infos gibt es auch auf der Internetseite der Kreisverwaltung (corhelper@kreis-wesel.de). Wie eine Telefonreanimation abläuft, verdeutlicht ein Video der Kreisleitstelle auf der Facebook-Seite des Kreises.

Hilfsorganisationen im Kreis Wesel bieten Termine für Erste-Hilfe-Kurse an

Wichtig sei es grundsätzlich, nicht nur nach dem Vorbeilaufen- oder -fahren einen Notruf abzusetzen, sondern auch bereit zu sein, den Patienten anzusprechen, erläutert Oliver Eichelberg. Außerdem: Ruhig bleiben, das übertrage sich auf den Patienten, rät er.

Um auf Notfälle vorbereitet zu sein, ist ein regelmäßiger Erste-Hilfe-Kurs nützlich, angeboten werden sie zum Beispiel von den Hilfsorganisationen im Kreis Wesel. Neben der Wiederbelebung geht es dann etwa auch um Wundversorgung oder die stabile Seitenlage. Dauer: rund acht Stunden, Kosten: 50 bis 65 Euro.

Der DRK-Kreisverband Niederrhein bietet zum Beispiel zeitnah Kurse in Moers, Alpen-Menzelen und Kamp-Lintfort an. Hier gibt es den Überblick: www.drk-niederrhein.de/kurse/erste-hilfe/rotkreuzkurs-erste-hilfe.html.

Die Johanniter bieten eine Kurssuche auf ihrer Internetseite an, hier werden zum Beispiel Termine von Oktober bis Dezember in Dinslaken gelistet. Weitere Infos: www.johanniter.de/dienste-leistungen/medizinische-hilfe/erste-hilfe/

Auch der Malteser Hilfsdienst organisiert Erste-Hilfe-Kurse, zum Beispiel Termine in Moers, Kamp-Lintfort, Wesel und Xanten. Infos: www.malteser.de/standorte/moers-xanten/erste-hilfe-kurse.html

In Wesel und Hünxe führt zudem der Arbeiter-Samariter-Bund Kreisverband Erste-Hilfe-Kurse durch. Infos: www.asb-wesel.de/erste-hilfe-kurse