Kreis Wesel. Erste Hilfe bei Herz-Kreislauf-Stillstand: Der Kreis Wesel hat vor einem Jahr das Projekt “Corhelper“ gestartet. Wie das Prinzip funktioniert.
Bei einem Herz-Kreislaufstillstand zählt jede Sekunde. Deshalb hat der Kreis Wesel vor einem Jahr das Projekt „Corhelper“ gestartet. Inzwischen haben sich schon mehr als 1000 Ersthelfende im Kreis Wesel für die „Corhelper“-App registrieren lassen. Sie unterstützen Betroffene mit Erster Hilfe bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Das hat die Kreisverwaltung mitgeteilt.
Felix Knorth, Projektkoordinator beim Kreis, freut sich über die positive Resonanz: „Jeder und jede kann im Notfall helfen, deshalb hoffe ich, dass sich noch mehr Menschen im Kreis Wesel mit dem Thema Erste Hilfe beschäftigen und sich auch als Corhelper registrieren. Denn je früher ein Ersthelfender vor Ort ist, um bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zu helfen, desto höher ist die Überlebenschance der Betroffenen.“
Seit Einführung der App im September 2021 haben Corhelper bei rund 450 Alarmierungen lebensrettende Erstmaßnahmen eingeleitet. Das smartphonebasierte Ersthelfer-System alarmiert und lotst qualifizierte und registrierte Ersthelfer per App zum Ort des Notfalls, wo sie so lange Erste Hilfe leisten, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Corhelper-App: Wer sich freischalten lassen kann
Die Corhelper-App folgt einem einfachen Prinzip: Wer helfen möchte, registriert sich über die App und wird nach Überprüfung der nötigen Voraussetzungen freigeschaltet. Mitmachen kann laut Kreis jede Person ab 18 Jahren, die einen aktuellen Erste-Hilfe-Kurs im Umfang von mindestens neun Unterrichtseinheiten absolviert hat, der nicht länger als 24 Monate her ist, oder über eine entsprechende berufliche Qualifikation verfügt, also Gesundheits- und Kranken- sowie Altenpflegerinnen und -pfleger, Notfall- und Rettungssanitäterinnen und -sanitäter, Medizinische Fachangestellte, Rettungshelferinnen und -helfer, Ärztinnen und Ärzte. Den Anteil der registrierten Ersthelfer im Kreis Wesel, die einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert haben, schätzt Felix Knorth auf rund 20 Prozent. Der Rest, so der Projektkoordinator, seien Profis.
Kommt es zu einem Notruf, der auf einen Herz-Kreislauf-Stillstand hinweist, wird der Corhelper über die App informiert. Nimmt er die Alarmierung an, leistet er so lange Erste Hilfe, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Die Annahme eines Alarms über die App ist erst nach erfolgreicher Eingabe eines persönlichen vierstelligen Zahlencodes (PIN), per Face-ID oder Fingerabdrucksensor möglich. Eine zufällige Annahme sei damit ausgeschlossen, erklärt der Kreis. Außerdem könne der Ersthelfer seine Nicht-Verfügbarkeit über einen bestimmten Zeitraum in der App angeben.
Kreis Wesel betont: Corhelper kein Bestandteil des öffentlichen Rettungsdiensts
Der Kreis betont, dass die registrierten Corhelper kein Bestandteil des öffentlichen Rettungsdienstes sind, sondern unterstützend agieren. „Die Rettungskette wird somit gestärkt, ohne eine Änderung an den bisherigen etablierten Strukturen des Rettungsdienstes vorzunehmen“, heißt es auf der Internetseite des Kreises.
Wie viele Leben die Corhelper bei ihren 406 Einsätzen im vergangenen Jahr retten konnten, kann Corhelper-Projektleiter Felix Knorth nicht sagen: „Aber wenn nur ein Leben dadurch gerettet wurde, hat das System schon funktioniert.“
- Weitere Informationen zum Projekt im Kreis Wesel: www.kreis-wesel.de/corhelper
- Fragen zu Corhelper beantwortet Felix Knorth unter corhelper@kreis-wesel.de.
Haupttodesursache Herz-Kreislauf-Erkrankung
- Laut statistischem Bundesamt sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Haupttodesursachen in Deutschland. Jedes Jahr erleiden mindestens 50.000 Menschen in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand im öffentlichen Raum, zu Hause oder am Arbeitsplatz. Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand beginnt das Gehirn bereits nach nur drei bis fünf Minuten ohne Blutfluss unwiederbringlich zu sterben. In diesem Zeitfenster kann mit einer sofortigen Herzdruckmassage ein Leben gerettet werden.
- Durch ein sofortiges Eingreifen erhöhen sich die Überlebenschancen Betroffener um das Doppelte bis Dreifache. So können in Deutschland jährlich etwa 5.000 Menschenleben gerettet werden.