Kreis Wesel. Hunde, Radfahrer, Fußgänger, Angler: Die Natur im Kreis Wesel steht unter Druck. RVR-Ranger klären auf, mitunter stoßen sie auch auf Widerstand.

Seit Coronabeginn treibt es die Menschen in die Natur – und immer mehr von ihnen treffen dort im Kreis Wesel auf das Team der RVR-Grün-Ranger. Im Auftrag des Kreises patrouillieren sie durch die Naturschutzgebiete, um die Besucher auf die sensible Umwelt hinzuweisen. Die meisten begegnen ihnen freundlich, berichtet die Kreisverwaltung dem Umweltausschuss. Hauptthemen der Hüter der Schutzgebiete sind demnach Hundehalter, die von der Leinenpflicht nichts halten, und Radfahrer, außerdem Angler und Reiter. Vor allem die Hundefreunde und Schwarzangler sind nicht selten äußerst streitlustig, die Verwaltung attestiert ihnen „erhebliches Konfliktpotenzial“.

Darauf wollen sich die beiden Ranger, die vorerst noch bis ins Jahr 2025 gebucht sind, künftig noch besser einstellen. Jährlich erhalten sie Schulungen, trainieren kritische Gespräche und bereiten sich auf schwierige Situationen vor. Beim guten Zureden allein soll es im Zweifel aber nicht bleiben: Die Zusammenarbeit mit den kommunalen Ordnungsämtern und der Fischereiaufsicht soll intensiver werden. Beim Thema Schwarzangler zeigen die Rangereinsätze durchaus Wirkung: So ist laut Verwaltungsbericht im Lippemündungsraum, sehr beliebt bei den Anglern, inzwischen Ruhe eingekehrt. Regelmäßig kontrollierten die Ranger hier, erfassten Personalien oder riefen die Polizei zur Verstärkung. Offenbar hat sich das in der Szene herumgesprochen.

Schwarzangler gehören zur Zielgruppe der RVR-Ranger – sie arbeiten eng mit der Fischereiaufsicht und der Polizei zusammen (Symbolbild).
Schwarzangler gehören zur Zielgruppe der RVR-Ranger – sie arbeiten eng mit der Fischereiaufsicht und der Polizei zusammen (Symbolbild). © picture alliance/dpa | Bernd Wüstneck

Trotzdem sind Auseinandersetzungen eher die Ausnahme, die Ranger klären auf. Laut Verwaltung haben sich nur wenige der Angesprochenen Verwarngelder eingehandelt – meist Fahrzeughalter, die mit Auto oder Motorrad in Schutzgebieten unterwegs waren oder dort geparkt haben. Und Hundebesitzer, die sich nicht an die Regeln halten. Letztere sind nach diesem Fazit aus den vergangenen zweieinhalb Jahren mit 85 Prozent diejenigen, mit denen die Ranger am meisten gesprochen haben. Allerdings haben die unterschiedlichen Bereiche auch ihre eigenen Probleme: Lippemündungsraum, Westerheide, Bislich/Vahnum/Flüren und Orsoyer Rheinbogen leiden eher unter Radfahrern, die sich nicht an die Regeln halten. Dagegen geht es den Rangern in Rheinberg, der Dingdener Heide und den Aaper Vennekes mehrheitlich um die Vierbeiner.

Die Bürgerkontakte der Ranger sind im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie gestiegen, allerdings auch die Einsatzzeiten. Besonders viel ist an den Wochenenden los, vor allem in der Zeit, als es kaum eine andere Möglichkeit der Freizeitgestaltung gab. Laut Verwaltung haben die Ranger 2019 mit 1273 Menschen gesprochen – in dem Jahr der Pilotphase startete der Einsatz aber zwei Monate später als in den anschließenden Jahren. 2020 waren es 3647, 2021 noch 3371 und im vergangenen Jahr 3511. Offenbar ist die Lust auf frische Luft und Natur geblieben, auch als die Coronamaßnahmen bereits gelockert waren.

Zusätzliche Ranger kommen jetzt in die Wälder des Kreises Wesel

60.000 Euro jährlich stehen im Kreis Wesel nach einem Kreistagsbeschluss aus dem Jahr 2020 im Anschluss an eine Pilotphase bis 2025 zur Verfügung. Im Frühjahr 2021 erhielt die Verwaltung vom Kreistag den Auftrag zu prüfen, ob der Einsatz der Ranger verdoppelt werden kann, zwei Leute für den gesamten Kreis Wesel erschien zu wenig. Inzwischen ist klar, dass RVR Ruhr Grün vorerst keine zusätzlichen Kapazitäten hat. In Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Wald und Holz und mit Zuschüssen des Landes sollen demnächst aber auch in den Kreis-Weseler Wäldern Ranger unterwegs sein, die die Förster unterstützen und mit Aufklärung den Druck auf die Natur mildern sollen.