Kreis Wesel. Restmüll plus Bio, 80 oder 120-Liter? Kommunen im Kreis fordern unterschiedliche Gebühren. Hinschauen kann sich lohnen, doch es gibt Hürden.

Müll ist nicht gleich Müll: Obwohl Gebührenhaushalte dauerhaft weder Gewinne noch Verluste machen dürfen und der Kreis Wesel seine Abfallgebühren nach einheitlichem Maßstab in Rechnung stellt, müssen Bürgerinnen und Bürger je nach Wohnort unterschiedlich tief in die Tasche greifen. Jedes Jahr in den Sommerferien stellt der Bund der Steuerzahler NRW seinen großen Vergleich der Abfallgebühren vor, auch für den Kreis Wesel. Zur Einordnung: Im Landesdurchschnitt zahlt der Musterhaushalt (120 Liter, vier Personen), der seine Restmülltonne wöchentlich leeren lässt, demnach am meisten: rund 382 Euro jährlich. Die 14-tägliche Abfuhr kostet im Schnitt 278 Euro, die vierwöchentliche 214 Euro.

Und im Kreis Wesel? Mit Hilfe des Bundes der Steuerzahler haben wir eine Tabelle erstellt. Die Annahme: Vier Personen nutzen eine 120-Liter-Tonne Restmüll plus eine 120-Liter-Biotonne – wo verfügbar – und lassen im Zwei-Wochen-Takt leeren. Nach dieser Liste wäre Sonsbeck mit 411,12 Euro Jahresgebühr das teuerste Pflaster im Kreis Wesel, Hamminkeln mit 183,47 Euro das preiswerteste. Wobei Hamminkeln ein Sonderfall ist: Hier wird der Abfall gewogen und schlägt mit 0,54 Cent pro Kilo zu Buche, die Stadt geht von rund 40 Kilo Restmüll pro Person und Jahr aus. Heißt: Wer mehr produziert, muss mehr bezahlen, der Vergleich hinkt somit etwas. Platz 12 geht an das eher vergleichbare Dinslaken mit 253,80 Euro im Jahr. Im günstigen Bereich bewegen sich auch Alpen (262,56 Euro) und Rheinberg (270 Euro).

Im oberen Preissegment liegen neben Sonsbeck noch Neukirchen-Vluyn (403,80 Euro), Moers (355,14 Euro) und Hünxe (312 Euro). Wie kann das sein, wo doch alle Gemeinden die gleichen Gebühren an den Kreis Wesel abführen müssen? „Die Kommunen schließen eigene Verträge zur Abfuhr des Abfalls ab“, erläutert Markus Berkenkopf vom Bund der Steuerzahler. Manche sitzen noch in alten Verträgen fest, andere schreiben neu aus. „Es ist schon vorgekommen, dass sich die Summe dann plötzlich verdreifacht hat“, so Berkenkopf.

Allerdings kann das Modellbeispiel - je 120 Liter Bio- und Restmülltonne – das Bild auch verzerren. Der Bund der Steuerzahler hat einen Blick darauf geworfen, welche Sparmöglichkeiten die unterschiedlichen Kommunen ihren Bürgerinnen und Bürgern anbieten. Ein Schlüssel dazu ist das sogenannte Mindestrestmüll-Volumen: die Restmüllmenge, die unabhängig vom Aufkommen pro Person berechnet wird. Sie kann beispielsweise dazu führen, dass ein Vier-Personen-Haushalt keine 80-Liter Tonne bestellen kann, egal wie viel Abfall er spart. Ziel ist es laut Städte- und Gemeindebund NRW zu verhindern, dass zu kleine Gefäße bestellt werden. Unter dem Strich führt das mitunter dazu, dass ein Haushalt mit fünf Personen keine 80-Liter-Tonne bestellen kann (hier galt ein Mindestvolumen von 20 Liter/Person, ein 100-Liter-Gefäß gab es nicht). Das Oberverwaltungsgericht hat diese Praxis demnach bereits 1994 für rechtens erklärt.

Bund der Steuerzahler begrüßt kleine Mindestrestmüll-Volumen

Manche Kommunen bieten – vom Bund der Steuerzahler begrüßt – Alternativen an. Alpen beispielsweise, wo auf Antrag die Mindestmenge von 40 auf 20 Liter pro Nase reduziert werden kann. Dinslaken setzt gleich 20 Liter an, ebenso Hünxe, Kamp-Lintfort und Wesel. Moers und Voerde legen 15 Liter fest, Schermbeck, Sonsbeck und Xanten zehn, Neukirchen-Vluyn 7,5 Liter. Inwieweit das tatsächlich beim Sparen helfen kann, hängt zudem davon ab, welche Gefäßgrößen angeboten werden: Genau hingucken lohnt sich. Und: Wo das angeboten wird, ist es deutlich preiswerter, den Abfall einmal im Monat abfahren zu lassen. Beispiel: In Rheinberg kostet die 14-tägliche Abholung 270 Euro, wer nur einmal monatlich die Tonne rausstellt, zahlt 108 Euro für 120 Liter.

Eine hundertprozentige Vergleichbarkeit der Gebühren ist kaum möglich, zu unterschiedlich sind die individuellen Konstruktionen - hier lohnt ein Blick, was alles inklusive ist, Sperrgut beispielsweise. Generell gilt: Trennen lohnt sich. Restmüll ist der teuerste Abfall, daher rentiert sich häufig eine Biotonne trotz der anfallenden Zusatzkosten. Auch bei monatlicher Abholung lässt sich sparen: Angeboten wird sie laut Bund der Steuerzahler in Dinslaken, Kamp-Lintfort, Moers, Rheinberg und Voerde.