Kreis Kleve. Kranenburger Traditionsbäckerei Derks im Insolvenz-Verfahren. Für Mitarbeitende und Lieferanten wird Bezahlung zugesagt. Was nun folgt.

Insolvenzverwalter Dr. Peter Minuth hat am Dienstag, 30. Januar, die Zustimmung zur Fortführung des Geschäftsbetriebes für die lokale Bäckereikette Derks erteilt. Sie hat Insolvenz angemeldet. „Es war eigentlich ein tragischer Unglücksfall, der hier die Familie Derks getroffen hat und der letztlich auch zur Insolvenz führte“, sagt Dr. Minuth voll Mitgefühl mit der Familie und deren rund hundert Mitarbeitende. Wie berichtet, war Geschäftsführung André Derks im Oktober gestorben.

Mehl kann eingekauft werden – Lieferanten werden bezahlt

Die Zustimmung zur Fortführung des Geschäftsbetriebes bedeutet nun insbesondere, dass es vorläufig weiter Mehl für Brötchen und Brote geben wird. Den Lieferanten wird garantiert, dass sie für die weiteren Lieferungen, die sie ab dem Stichtag der Einleitung des Insolvenzeröffnungsverfahrens erbringen, bezahlt werden“, erklärt Minuth im Gespräch mit der NRZ.

„Darüber hinaus kümmere ich mich um die rückständigen Löhne und Gehälter der etwas mehr als 100 Arbeitnehmer.“ Bisher waren sie pünktlich bezahlt worden, aber ab jetzt dann nicht mehr, eben weil die Insolvenz läuft. Minuth erklärt: „Es wird von mir eine sogenannte Insolvenzgeld-Vorfinanzierung organisiert, damit wir die Löhne und Gehälter aus Januar bereits über das Insolvenz-Ausfallgeld zum Fälligkeitszeitpunkt bezahlen.“

Ziel: langfristige Lösung für das Unternehmen

Ob es Interessenten unter anderen Bäckereiketten gibt, die mehrere Derks-Filialen übernehmen könnten, kann und will der Insolvenzverwalter zu diesem Zeitpunkt noch nicht beantworten. „Ich kann Ihnen nur sagen, es gibt positive Entwicklungen. Das Ziel ist natürlich eine langfristige Lösung für das Unternehmen zu finden.“

Abschließend weist Dr. Peter Minuth darauf hin, „dass das Unternehmen und die Familie einen sehr hohen Qualitätsanspruch an sich stellen und auch ausschließlich Fachpersonal in den Bäckereien beschäftigt“, betont er. „Der Standard soll auf jeden Fall aufrechterhalten werden.“ Die weitere Abwicklung und Lösungssuche wird nun einige Wochen dauern.

>> Was die NRZ bisher berichtete

Ein weiteres Traditionsunternehmen aus dem Handwerk steht auf der Kippe: Die Kranenburger Bäckereikette Derks, die in ihrer Heimatstadt sowie in Kleve und Goch insgesamt zehn Filialen unterhält, beantragte am Montag beim Amtsgericht Kleve Insolvenz (Az. 49 IN 5/24).

Insolvenzverwalter wurde bestellt

Das Amtsgericht bestellte den Düsseldorfer Rechtsanwalt Dr. Peter C. Minuth zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Der Jurist muss nun die Finanzen des Unternehmens sichten und entscheiden, wie es weitergeht. Er bestätigte, dass er am morgigen Dienstag einen Termin mit der Geschäftsführung hat, bei der die Zukunft des Unternehmens besprochen wird.

Die Öffnungszeiten waren auch bei Swertz eingeschränkt.
Die Öffnungszeiten waren auch bei Swertz eingeschränkt. © NRZ | Andreas Gebbink

Etwa hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind betroffen. In Kleve gibt es insgesamt sechs Filialen, zwei davon in der Hagschen Straße (eine davon hat seit Monaten wegen Personalmangel geschlossen), eine am Bahnhof (mit stark eingeschränkten Öffnungszeiten), eine im Rewe-Markt Schoelen an der Albersallee, eine im Frischemarkt Rindern und eine im Hagebau Swertz am Klever Ring. In den Filialen ging der Geschäftsbetrieb gestern zunächst einmal normal weiter. Auch in Goch, Bedburg-Hau und Kranenburg ist Derks vertreten. Besonders beliebt waren die Brot-Angebote am Dienstag.

Traditionsreiches Unternehmen

Derks ist ein Kranenburger Traditionsunternehmen. 1938 gründeten Gerhard und Maria Derks die Bäckerei, 1951 (nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft) startete Gerhard Derks das Unternehmen neu. Sohn Gerd junior führte das Unternehmen in zweiter Generation und war maßgeblich an der Expansion über die Grenzen Kranenburgs hinaus beteiligt.

1988 eröffnete Gerd Derks am Drüller Weg die 700 Quadratmeter Großbackstube, in der bis heute produziert wird. Schlagzeilen machte das Unternehmen in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre auch mit Filialen in Nimwegen und Arnheim – den Begriff „der deutsche Bäcker“ ließ er sich schützen. In der dritten Generation ging das Geschäft auf André Derks über, der jedoch im Oktober vergangenen Jahres nach schwerer Krankheit im Alter von nur 55 Jahren verstarb.

Die Bäckereien werden weniger

Ähnlich wie bei den Metzgereien schwindet die Vielfalt auch bei den Herstellern von Backwaren nach und nach. In Kleve ist die Bäckereikette Heicks & Teutenberg der unangefochtene Platzhirsch mit vier Filialen (Fischmarkt, Netto Wiesenstraße, Kavarinerstraße und Dorfstraße (Materborn)) und weiteren Geschäften in Kranenburg (Rewe Averbeck), Goch, Pfalzdorf, Emmerich, Elten, Kalkar, Uedem und Bedburg-Hau. Die Gocher Kette Reffeling unterhält zwei Filialen (Herzogstraße, Materborner Allee). Außerdem gibt es noch zwei Filialen der Kamp-Lintforter Bäckereikette Büsch (in den beiden Edeka-Märkten Schroff und Brüggemeier).

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