Kleve/Goch. Wenn der Reichswald in Kleve zu einem Nationalpark wird, könnte sich auch das touristische Angebot verbessern. Der Nabu sieht viele Vorteile.

Der Naturschutzbund im Kreis Kleve setzt jetzt gemeinsam mit den Heimatvereinen Materborn, Nierswalde, Asperden und Kessel sowie niederländischen Umweltorganisationen ein Zeichen für einen grenzüberschreitenden Nationalpark Reichswald. Der Reichswald soll als bedeutendster Wald Nordwestdeutschlands sowie als Erholungsraum und Wasserspeicher für die Region dauerhaft erhalten bleiben.

Der Reichswald gibt als wichtigstes Naherholungsgebiet.
Der Reichswald gibt als wichtigstes Naherholungsgebiet. © NRZ | Andreas Gebbink

Ein einzigartiges Erholungsgebiet in Nordwestdeutschland

Am Dienstag stellten die Gruppen ihre Argumente für einen Nationalpark in der Region vor. Adalbert Niemers vom Naturschutzbund erklärte, dass der Reichswald ein einzigartiges Naherholungsgebiet für die Region sei und auch für den Klimaschutz eine wichtige Rolle spiele – zumal der Kreis Kleve eine waldarme Region sei. Es gebe mehrere Waldzellen mit einer enormen Artenvielfalt, die es zu schützen gelte. Auch der Wasserhaushalt für die Städte Kleve und Goch werde wesentlich durch den Reichswald bestimmt.

Die Heimatvereine wünschen sich, dass der Kreis Kleve eine Bewerbung für den Reichswald ins Rennen schickt. Wie berichtet, will die Landesregierung neben dem Nationalpark Eifel einen zweiten Nationalpark ausweisen. Mit 5000 Hektar Waldfläche auf deutscher und 4000 Hektar Wald- und Moorfläche auf niederländischer Seite würde sich das Gebiet hervorragend für Naturschutzziele eignen.

Sie unterstützen die Initiative: Dietrich Cerff (Nabu), Gerd Engler (Heimatverein Nierswalde), Bernd Thönesen (Heimatverein Kessel) und Günter Kahlmann von den Heimatfreunden Materborn. 
Sie unterstützen die Initiative: Dietrich Cerff (Nabu), Gerd Engler (Heimatverein Nierswalde), Bernd Thönesen (Heimatverein Kessel) und Günter Kahlmann von den Heimatfreunden Materborn.  © NRZ | Andreas Gebbink

Günstige Eigentumsverhältnisse sprechen für den Reichswald

Dietrich Cerff, Leiter der Nabu-Naturschutzstation Kleve, sah viele Vorteile. Die größten Flächen des Reichswaldes seien im Besitz des Landes NRW, so dass niemand enteignet werden müsse. Auch auf niederländischer Seite seien die entscheidenden Naturschutzgebiete in der Hand von Naturschutzverbänden. Cerff kenne keine landwirtschaftlichen Flächen, die durch einen Nationalpark benachteiligt würden. Richtig sei, dass man dann im Wald nicht mehr so viele Bäume fällen könne, um sie wirtschaftlich zu nutzen.

Für die touristische Nutzung sieht der Nabu-Geschäftsführer sogar eher Vorteile: Er rechnet damit, dass das Rad- und Wanderwegenetz eher ausgebaut wird. Derzeit seien im Wald praktisch nur die Forstwege nutzbar, die wie Bretter ausgebrochen sind. Zum Wandern sei das nicht schön.

Dietrich Cerff erklärt die Besonderheiten des Reichswaldes. 
Dietrich Cerff erklärt die Besonderheiten des Reichswaldes.  © NRZ | Andreas Gebbink

Heimatvereine sind für einen Nationalpark

Gerd Engler, Vorsitzender des Heimatvereins Nierswalde, sieht vor allem touristische Vorteile. „In Nierswalde gibt es fast nichts mehr. Wir leben vom Tourismus. Und da könnte ein Nationalpark sehr belebend sein.“ Vorteile erhofft sich auch der Heimatverein Kessel. Bernd Thönnesen: „Ein Nationalpark wäre ein Anziehungspunkt und würde die Region bundesweit bekannt machen.“

Nicht ganz unwichtig dürfte für viele Bürger sein, dass mit einem Nationalpark die Errichtung von Windkraftanlagen im Reichswald so gut wie vom Tisch wäre. „In einem Nationalpark ist das so gut wie ausgeschlossen“, sagt Dietrich Cerff. Der Biologe sieht gute Chancen für den Reichswald: „An der Größe und der Artenvielfalt wird es nicht scheitern“, sagt er.

Bis zum Nationalpark Reichswald ist es noch ein weiter Weg. 
Bis zum Nationalpark Reichswald ist es noch ein weiter Weg.  © NRZ | Andreas Gebbink

Wertvolle Moorgebiete rund um den Reichswald

Denn nicht nur die Waldflächen sind von Bedeutung, auch die angrenzenden Moorgebiete sind typisch für die geologische Endmoräne. Gerade auf niederländischer Seite gibt es mit der Mookerheide oder dem Heidegebiet De Diepen und dem Sint Jansberg wichtige Naturschutzflächen. Hier könne man ein europäisches Ausrufezeichen setzen. Denn zum Beispiel das Koningsven ist seit 8000 Jahren Moorgebiet.

Die Vereine und Naturschutzverbände haben sich mit einem entsprechenden Schreiben an den Landrat und den Kreistag gewandt.