Kalkar. Maurice Odendahl ist als Dachdecker-Influencer auf Tiktok und Instagram erfolgreich. Mit diesem Rezept lockt er eine halbe Millionen Menschen.

Wo er steht, da ist oben: Maurice Odendahl (22) ist Dachdecker, der auf dem besten Weg zum Meistertitel in seinem Handwerk ist. Einen Meistertitel hat er übrigens schon. Den des besten Dachfluencers. Denn der selbstbewusste junge Mann nutzt die Plattformen auf Social Media, um auf seine ganz eigene Art Werbung fürs Handwerk zu machen. Besser gesagt für den Beruf des Dachdeckers.

Auf dem Weg nach oben: Maurice Odendahl. 
Auf dem Weg nach oben: Maurice Odendahl.  © NRZ | Anke Gellert-Helpenstein

Nicht mit langweiligen Fotos oder Statements, sondern mit lustigen Videos. Unter Moris ist er bei seinen Fans beliebt. „Das ist mein Spitzname, weil die Leute schon zu meinen Schulzeiten meinen Vornamen Maurice als Moris ausgesprochen haben“, verrät der sportliche Handwerker.

500.000 Tiktok-Follower

Und Moris ist gut. Auf TikTok hat er mittlerweile eine halbe Millionen Follower und auf Instagram sind’s 177.000. Davon träumt manch anderer Influencer. Zu den Fans des Dachdeckers gehören auch so große Namen wie Sido oder auch Hendrik Wüst, NRW Ministerpräsident. Letzterer hat den jungen Mann ausdrücklich für sein Engagement gelobt.

In seinen Videos für Social Media schlüpft Odendahl gerne in verschiedene Rollen und reitet ganz bewusst auf Klischees herum. Am meisten liegt ihm das Zwiegespräch vom „Herrn Geselle und Herrn Lehrling“.

Mit 15 in die Lehre

Der gebürtige Straelener hat sich seinen Erfolg als Handwerker im analogen sowie als Dachfluencer „moris_odndhl“ im digitalen Leben selbst hart erarbeiten müssen. Überfluss an Glück ist ihm zumindest nicht in die Wiege gelegt worden. Und Unterstützung auf dem schulischen und beruflichen Weg war auch eher rar gesät. Bereits mit sieben Jahren begann für ihn ein ständig wechselnder Lebensweg von Heimaufenthalten und Leben in verschiedenen Pflegefamilien. Odendahl: „Also meine Kindheit und Jugend – das war schon eine schlimme Phase.“ Aber eben auch eine, die er irgendwie bewältigt hat.

Recht früh sogar. Schulen hat er viele gesehen – seinen Hauptschulabschluss hat er in Rees gemacht. Mit 15 bezog er ein kleines Apartment in Hönnepel und nach einem Praktikum beim Schornsteinfeger wäre er gerne in den Beruf gegangen, was aber mangels Lehrstelle nicht geklappt hat. Über eine Freundin kam er dann an die Ausbildungsstelle zum Dachdecker bei Ge-Mo-Bau Bedachungen in Kalkar. Da war er gerade 15 Jahre jung. Ein Glücksfall für beide Seiten. Er war ein fleißiger Lehrling und schaffte die Gesellenprüfung gut.

Jetzt steht der Meistertitel an

Nun traut er sich den Meister zu machen. „Aber das dauert noch, das ist wirklich kein Spaziergang. Das ist harte Arbeit“, weiß er. Ge-Mo-Bau ist er treu geblieben und sein Arbeitgeber und das kleine Handwerksteam nennt er auch „meine Familie“. Eine Familie, die ihn auch bei Videodrehs oder wie jetzt zurzeit für Filmaufnahmen für verschiedene Fernsehformate den Rücken frei hält.

Maurice Odendahl (22) ist Dachdecker ist viel auf Social Media unterwegs. 
Maurice Odendahl (22) ist Dachdecker ist viel auf Social Media unterwegs.  © NRZ | Anke Gellert-Helpenstein

Denn Moris ist mehr und mehr gefragt als Dachfluencer-Held. „Ein wenig enttäuscht bin ich da nur von unserer Handwerkskammer. Da hat noch keiner gesagt: ‚Wau, tolle Werbung, die du da fürs Handwerk machst‘. Nix. Gar nix. Das finde ich schade. Etwas Unterstützung hätte ich mir da schon gewünscht“, bedauert der Dachdecker.

Nichtsdestotrotz liegt ihm am Herzen auch andere junge Leute von den Vorzügen des Handwerkberufs überzeugen zu können. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern ganz im Gegenteil mit Witz, Ironie und Kreativität. Warum er das macht?

Handwerk macht Spaß

„Handwerk macht echt Spaß. Am tollsten ist, dass ich jeden Abend sehe, was ich geschafft habe. Dazu ist mein Arbeitsplatz hoch oben einfach geil“, betont der 22-Jährige. Höhe wusste er übrigens schon als Kind zu schätzen. Nämlich immer dann, wenn er sich verstecken musste oder mal wieder keinen festen Schlafplatz hatte. Dann nämlich fand er in einer Turnhalle direkt unterm Dach Zuflucht und Geborgenheit, die ihm so nicht vergönnt war.

Mittlerweile gibt ihm die eigene Wohnung und auch seine Freundin Geborgenheit. Und im Heimatort seiner Freundin, in Labbeck, wurde er jetzt Ende August sogar Schützenkönig.