Kleve-Keeken/Essen. Die Mühle in Keeken ist bei einer Auktion in Essen erfolgreich versteigert worden. Es gab ein echtes Bieterduell. Das ist der Kaufpreis.

„Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten. Verkauft!“ Auktionator Klaus-Peter Großmann hat die Keekener Mühle erfolgreich an den Mann gebracht. Genauer gesagt an Bieter Nummer 35. Mehr ist erst einmal zum Käufer nicht zu erfahren, der am Donnerstagmittag, 28. September, gegen 12 Uhr die denkmalgeschützte Immobilie bei einer Auktion in der Philharmonie in Essen letztlich für einen Preis von 555.000 Euro ersteigert hat.

Ein Denkmal

Die Mühle in Keeken wurde 1985 unter Denkmalschutz gestellt. Sie wurde 1810 aus Backstein errichtet und 1994 erfolgte eine Gebäuderestaurierung.

Die Mühle besteht aus dem Mühlengebäude und einem eingeschossigen Anbau, der unterirdisch angelegt worden ist.

Für den Käufer würden keine Verpflichtungen zur energetischen Sanierung bestehen, da das Gebäude denkmalgeschützt ist.

Bei der Versteigerung, die das Auktionshaus Grundstücksbörse Rhein-Ruhr AG organisierte und auch live auf YouTube übertragen ließ, hatte sich ein spannendes Duell über mehrere Minuten mit dem Bieter mit der Nummer 29 entwickelt, der bis 550.000 Euro tapfer mithielt. Bis zu dieser Summe schenkten sich beide Interessenten nichts und schraubten die Gebote in 5000-Euro-Schritten immer weiter in die Höhe.

Die Keekener Mühle wurde versteigert.
Die Keekener Mühle wurde versteigert. © Auktionshaus Grundstücksbörse Rhein-Ruhr AG | Klaus-Peter Großmann

Nach Insolvenz des Betreibers stand die Mühle zuletzt leer

Was nun aus der Mühle wird, kann erst einmal nur vermutet werden. Vielleicht bleibt das historische Gebäude, was es bis vor einigen Monaten war: ein Zuhause für Menschen, die betreutes Wohnen wollen oder brauchen. Zuletzt hatte die Senioreneinrichtung Haus Horst aus Kalkar die Mühle als soziale Einrichtung betrieben, nachdem ein entsprechender Aus- und Umbau Mitte der 90er Jahre erfolgt war. Vor dreieinhalb Jahren hat das Unternehmen Insolvenz anmelden müssen. Die Mühle stand seit Monaten leer.

Jetzt wurde die 1810 errichtete historische Immobilie in landschaftlich herrlicher Alleinlage mit ihrer 6492 Quadratmetern Grundstücksfläche erfolgreich verkauft. Auktionator Klaus-Peter Großmann legte sich in der Essener Philharmonie dafür tüchtig ins Zeug, um das seit 1985 unter Denkmalschutz stehende Gebäude zu versteigern.

Die Möbel wurden gleich mitverkauft. 
Die Möbel wurden gleich mitverkauft.  © NRZ | Andreas Gebbink

Vergleichsweise niedriges Mindestgebot, dann folgte ein Schlagabtausch

Das Mindestgebot lag bei „nur“ 430.000 Euro, wie Großmann erklärte. Für 744 Quadratmetern umbauten Raum, die Lage in intakter Natur und dem schönen Grundstück wohl eher „günstig“. „Es ist einfach ein tolles Gebäude“, betonte der Auktionator auch im Vorfeld der Versteigerung, die für viel Beachtung sorgte und von vielen Interessenten am Bildschirm im Livestream mitverfolgt wurde.

So war es auch nicht überraschend, dass die Auktion bereits mit einem Vorgebot von 440.000 Euro starten konnte und nicht beim Mindestgebot. Der bieterische Schlagabtausch bis zu den letztlich 555.000 Euro für Bieter Nummer 35 konnte sich sehen lassen. Wer auch immer hinter dieser Nummer steht, er oder sie wird auf jeden Fall einiges an Geld in die Hand nehmen müssen, um das Objekt, das doch recht verwohnt wurde, wieder zu einem Kleinod zu machen. Darüber hinaus kommen auf die 555.000 Euro noch 7,14 Prozent Aufgeld – also die Prämie für das Auktionshaus – und 6,5 Prozent Grunderwerbssteuer oben drauf.


+++ So berichteten wir vor der Auktion +++

Als ob die alten Menschen nur kurz ihr Zimmer verlassen hätten: In der Keekener Mühle erinnert immer noch vieles an die Senioreneinrichtung. In den Zimmern stehen die Pflegebetten, im Kühlschrank liegen noch eine Flasche Bier und zwei Milchpackungen, im Gesellschaftsraum sind die bequemen Sessel mit einer Husse überzogen und im Bad fehlen quasi nur noch die Handtücher. Vor zwei Monaten musste Betreiber Haus Horst die Station für demente Menschen schließen. Jetzt kommt die imposante Mühle samt 6500 Quadratmeter Grundstück unter dem Hammer – zu einem Schnäppchenangebot.

Günstiges Einstiegsangebot

Blick in ein Bad der ehemaligen Senioreneinrichtung.
Blick in ein Bad der ehemaligen Senioreneinrichtung. © NRZ | Andreas Gebbink

Klaus-Peter Großmann ist Auktionator und wird die Mühle in Keeken am 28. September in der Essener Philharmonie verkaufen. Das Mindestgebot liegt bei 430.000 Euro – für ein Gebäude mit 744 Quadratmetern Nutzfläche, in dem zuletzt 23 Menschen gelebt haben, ist das ein Schnapper. „Uns geht es nicht darum, den maximalen Gewinn zu erzielen“, sagt Auktionator Klaus-Peter Großmann. Sowohl der Insolvenzverwalter als auch die Gläubigerbank wollten nicht das Optimale herausholen. Am freien Markt würde die Bewertung sicherlich doppelt so hoch ausfallen.

Welcher Verkaufspreis am Ende erzielt wird, hängt auch von der Versteigerung ab. Es gebe bereits Interessenten, sagt Großmann. Für ihn sei die Einrichtung nach wie vor als soziale Einrichtung geeignet: „Aber man muss hier investieren, das ist klar.“

Mühle macht einen abgewohnten Eindruck

In der Tat macht die denkmalgeschützte Mühle schon einen abgewohnten Eindruck. In den oberen Etagen gibt es Schimmelflecken und auch das große Außengelände benötigt dringend eine Pflege. Von Vorteil sind die geräumigen Zimmer, die alle mit schönen Fensterfronten ausgestattet sind. Viel Licht ist hier in vielen Räumen vorhanden. Die Nutzung der Mühle ist im baurechtlichen Außenbereich allerdings eingeschränkt. Wer investiert, muss sich immer mit der Stadt Kleve und dem Kreis Kleve eng abstimmen - nicht alles ist an diesem Standort möglich.

Zuletzt hat die Senioreneinrichtung Haus Horst aus Kalkar die Mühle betrieben. Vor dreieinhalb Jahren hat das Unternehmen Insolvenz anmelden müssen. In Keeken haben 23 Menschen in Ein- und Zweibettzimmer gelebt. Vor dem Hintergrund der gesetzlichen Änderungen, könnten hier künftig nur weniger Menschen untergebracht werden. Alte Menschen haben ein Recht auf ein Einzelzimmer.

Auktion ist via YouTube zu verfolgen

Klaus-Peter Großmann ist gespannt, wie die Auktion Ende September verlaufen wird. Dieses imposante Objekt finde immer einen Käufer, sagt er. Wer teilnehmen möchte, der muss sich vorher anmelden (0156/78512313) und einige Formalitäten erledigen - unter anderem muss eine Bietersicherheit von zehn Prozent beziehungsweise Bonitätsunterlagen zur Verfügung gestellt werden. Die Auktion ist dann öffentlich via Youtube zu verfolgen. Der Start ist um 11 Uhr. (AG)