Kreis Kleve. Bei Fragen zum Wolf ist der Landrat zwar nicht zuständig, aber er gab ausführlich Antworten und den Wählergemeinschaften die richtigen Adressen.

Den Wolf machte die Gruppe der Vereinigten Wählergemeinschaften im Kreistag in der Sitzung des Klima- und Umweltausschusses Kreis Kleve zum Thema: Wie viele Wolfsangriffe habe es fünf Jahren gegeben? Wo? Und was unternähmen die Behörden zum Schutz der Weidetiere und wie wolle der Deichverband Xanten-Kleve zukünftig eine Deichpflege sicher stellen? Und welche Aufgaben habe eigentlich ein Wolfsberaters beim Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW? Das sind alles Anfragen, für deren Antwort die Kreisverwaltung gar nicht zuständig ist. Dennoch gab der Landrat fünfseitig detaillierte Antworten. Mit dem Hinweis, dass der Kreis nicht als „Datensammler“ bzw. „Datenaufbereiter“ für alle Fraktionen, Gruppen und Einzelmitglieder des Kreistages dienen könne.

Unterstützung für die Parlamentarier müsse immer sachgerecht sein. Die Fraktionen mögen sich Auskünfte doch bei den dafür zuständigen Stellen ersuchen. Für den Kreis gelte nicht das Prinzip der Allzuständigkeit. Dennoch gab es in diesem Falle Auskunft.

Orientieren am Fachkonzept „Leben mit Wölfen“

Der vom Landesumweltamt (Lanuv NRW) erarbeitete Wolfsmanagementplan für NRW trägt den Titel „Handlungsleitfaden für das Auftauchen einzelner Wölfe“ und beschreibt die vorgesehenen Handlungsabläufe zum Vorgehen bei Hinweisen auf Wölfe. Er legt konkrete Zuständigkeiten fest, benennt Ansprechpartner vor Ort und erläutert die im Konflikts- oder Schadensfall erforderlichen Maßnahmen und die Meldekette zur schnellen Datenerhebung, erklärt die Verwaltung. Der Wolfsmanagementplan orientiert sich – wie in anderen Bundesländern – am Fachkonzept „Leben mit Wölfen“ des Bundesamtes für Naturschutz (BfN).

Jeder Nutztierhalter kann Elektrozaun und Fotofalle kostenlos ausleihen

Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen ist zuständig für die Herdenschutzberatung, bezahlt Entschädigung bei Wolfsrissen sowie Zuschüsse zu Schutzzäunen und zum Kauf ausgebildeter Herdenschutzhunde in NRW. Informationen: https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/tierproduktion/herdenschutz/index.htm.

Schutz-Sets mit Elektrozaun, Weidezaungerät und Fotofalle können bei begründeten Verdachtsfällen kostenlos ausgeliehen werden – auch von Hobby-Nutztierhaltern.

Der Kreis Kleve als untere Naturschutzbehörde muss demnach Informationen zu Hinweisen auf einen Wolf unmittelbar weiterleiten. Bei den angefragten Zahlen der Wählergemeinschaft ist der Kreis Kleve also nicht zuständig. Die aber sind für jeden Bürger frei ablesbar auf der Internetseite „Wolf in Nordrhein-Westfalen – Wolfsnachweise“ des Lanuv. Es besteht dort die Möglichkeit, die Tabellen zwischen verschiedenen Nachweisarten, Jahren und Kreisen zu filtern. Der Link dazu: https://wolf.nrw/wolf/de/nachweise.

Es gibt zudem eine Rubrik auf der Internetseite speziell für Nutztierrisse, der auch jene Fälle auflistet, die noch in der Bearbeitung stecken. Oder bei denen es sich um so deklarierte Falschmeldungen handelte, beispielsweise, weil ein Haushund der Schadensverursacher war. Der Link dazu: https://wolf.nrw/wolf/de/management/nutztierrisse.

Es streng verboten, den Wolf zu fangen, zu verletzen oder zu töten

Demnach sind beim Vorfall vom 12. April 2023 in Griethausen, bei dem ein Schaf getötet und eines verletzt wurde, die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. Im aktuellsten geklärten Fall vom 16. Oktober 2022 in Emmerich war aber ein Haushund der Übeltäter. Wolfsrisse im Rückblick auf fünf Jahre: Im Januar 2022 tötete ein aus den Niederlanden kommender Wolf in Bedburg-Hau vier Lämmer und einer oder derselbe im Februar 2022 in Kalkar drei Lämmer. Davor hatte es zuletzt im Februar 2018 einen Wolf-Riss in Kerken gegeben. Dazwischen gab es nur Meldungen, deren Grund Haushunde, angefressene Totgeburten sowie im September und Oktober 2021 dreimal ein Goldschakal waren.

Außerdem fragten die Wählergemeinschaften an, wie sich eine Vergrößerung von Wolfsgebieten bundesweit in den Kreisen Wesel und Kleve auswirke und ob es ein „gemeinsames Vorgehen der Kreise bei dem Thema Abschussquote“ gebe. Landrat Christoph Gerwers antwortet: Weder würden Flächen erweitert noch gebe es Hinweise, dass sich ein Wolf im Kreis Kleve niedergelassen haben könnte. Er weist darauf hin, dass der Wolf eine international „streng geschützte“ Tierart ist. „So ist es streng verboten, ihn zu fangen, zu verletzen oder zu töten“, so der Landrat.