Goch-Hülm. Fynn Guba ist Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger. Ehrenamtlich ist er Fotograf und schenkt Eltern Erinnerungen an ihre verstorbenen Babys.
„Sind so kleine Händchen, winzige Finger dran... „ Dieses Lied von Bettina Wegener kommt dem Betrachter ganz besonderer Fotos sofort in den Sinn. Fotos, die der 28-jährige Gocher Fynn Guba mit viel Gefühl und Respekt von sogenannten Sternenkindern gemacht hat. Sprich: Von Babys, die ihren Start auf die Welt manchmal nur um wenige Stunden überlebt haben.
Fynn Guba ist Fotograf für die Organisation „Mein Sternenkind“. Wenn verwaiste Eltern es wünschen, dann schaffen Fotografen wie Fynn Guba ihnen tröstende Erinnerungen in Form von außergewöhnlichen Fotografien. Ehrenamtlich. Engagiert und zu jeder Tages- und Nachtzeit über eine Alarmierungs-App einsatzbereit.
Das kann nicht jeder, weil es eben auch sehr emotional ist
Der junge Mann weiß um die große Verantwortung, die auf ihm ruht, wenn er zu einem Sternenkind gerufen wird. „Das kann nicht jeder, weil es eben auch sehr emotional ist“, beschreibt er. „Aber beruflich ist mir das Thema nicht fremd.“ Fynn Guba ist nämlich Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger und arbeitet bereits seit Jahren auf der Frühchen-Station im Klever Krankenhaus – genauer gesagt auf der Station für Neonatologie. Kraft für seinen „sehr, sehr schönen Beruf“ und für sein belastendes Ehrenamt schöpft er dabei stets auf dem heimischen Gutshof in Goch-Hülm.
Geboren in Frankfurt zog es seine Eltern an den Niederrhein und hier nach Goch. „Hier habe ich meinen Realschulabschluss gemacht und dann am Berufskolleg mein Voll-Abi mit dem Schwerpunkt Gesundheit und Ernährung. Ich wäre unfassbar gerne Chirurg geworden, aber da hätte ich mich schon etwas mehr in der Schule anstrengen müssen“, lacht er. Stattdessen hat er Seniorenwohnheime abgeklappert, bis er als Pflegehelfer einen 450 Euro-Job bekam.
Von der Praxis als Dozent an der Pflegeschule
Obwohl er seit 2018 examinierter Krankenpfleger ist, hat er das Jobben im Seniorenheim nie ganz aufgegeben. Seit fünf Jahren ist im Klever Krankenhaus die Neonatologie sein berufliches Zuhause. „Ich liebe meine Arbeit dort sehr, werde aber im August die Praxisarbeit beenden und Dozent an der Pflegeschule in Kleve werden.“
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Zur Sternenkind-Fotografie kam Guba, als auf seiner Station kurz nach seinem Examen ein Baby starb. „Die Eltern hielten ihr Kind zum ersten und letzten Mal im Arm und ich dachte nur: Es muss einfach etwas geben, was man für die Eltern tun kann.“ Und er konnte. Kam zur Organisation „Mein Sternenkind“ und hat seitdem schon 20 Mal kleine Sternchen fotografiert. Von winzig klein bis hin zu neun Monate alten Kindern. Der junge Fotograf beherrscht den schmalen Grat zwischen großer Trauer, Mitgefühl und Professionalität sowie dem Wissen kreativ etwas Bleibendes und für die Erinnerung Tröstendes schaffen zu können.
Ich rede mit ihnen, berühre sie sanft, halte sie im Arm und bewahre ihre Würde
„Ich behandle jedes Kind wie ein Frühchen auf der Station. Ich rede mit ihnen, berühre sie sanft, halte sie im Arm und bewahre ihre Würde im respektvollen Umgang.“ Für die Eltern sind die schwarz-weißen Fotos das einzige, was ihnen von ihren Kindern bleibt. Ein Wissen, dass auch für den ruhigen, sehr überlegt und professionell agierenden Gocher nicht einfach zu tragen ist. Aber seine Familie – Eltern und Freundin – unterstützen ihn sehr.
Außerdem tankt er Kraft auf dem Gut am Hülmer Deich, das er 2021 mit seinen Eltern kaufte. Hier sind seine drei Hunde und zwei Pferde sowie das Hundezentrum Hülm, das seine Mutter betreibt, zuhause.
Auf wilden 35.000 Quadratmetern gibt’s immer etwas zu tun, aber auch immer Rückzugsmöglichkeiten. „Wenn ich bei meinen Pferden bin, dann ist das mein täglicher Urlaub vom Alltag. Ich leg’ allen Tagesballast am Weidegatter ab“, gibt er zu. Seine Leidenschaft sind übrigens Mittelalterfestivals, die er gerne mit seinen Pferden besucht. Dabei weiß der sympathische, ruhig und geduldig wirkende Mann, dass der nächste Sternenkind-Einsatz jederzeit kommen kann.